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Qual (German Edition)

Qual (German Edition)

Titel: Qual (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King , Richard Bachman
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des Himmels.
    Er erklomm den ersten Hügel. Dahinter machte der Weg eine Linkskurve. Wieder versuchte der Wagen auszubrechen, und erneut erwies sich Blaze als perfekter Reiter, behielt das Auto gerade noch unter Kontrolle, als sich das Steuer für einen Moment wie von selbst unter seinen Händen drehte, sich dann erneut seinem Griff unterwarf, als die Reifen wieder einen Hauch von Bodenhaftung fanden. Schnee wurde hochgeschleudert und bedeckte die Windschutzscheibe. Blaze schaltete die Scheibenwischer ein, aber für einen kurzen Augenblick fuhr er blind, lachte laut vor Angst und berauschender Begeisterung. Als die Scheibe wieder frei war, sah er das Haupttor unmittelbar vor sich. Es war geschlossen, aber es war zu spät, um deswegen noch irgendwas anderes zu unternehmen, als eine sichernde Hand auf die Brust des schlafenden Babys zu legen und zu beten. Der Mustang hatte gut sechzig Sachen drauf und raste knietief durch Schnee. Es machte einen scharfen Schlag, der das Fahrgestell des Wagens erzittern ließ und ohne Zweifel den Rahmen für immer verzog. Bretter splitterten und flogen durch die Luft. Der Mustang brach seitlich aus … drehte sich … ging aus.
    Blaze streckte eine Hand aus, um den Motor neu zu starten, doch sie stockte und sank langsam herab.
    Dort, direkt vor ihm, kauerte das Hetton House: drei Stockwerke von Zeit und Wetter geschwärzte Ziegel. Er schaute wie hypnotisiert zu den mit Brettern vernagelten Fenstern auf. Genauso war es die anderen Male auch gewesen, als er hergekommen war. Alte Erinnerungen regten sich, nahmen Farbe an, setzten sich langsam in Bewegung.
John Cheltzman machte die Hausaufgaben für ihn. Der Richter kam dahinter. Die gefundene Brieftasche. Die langen Nächte, die sie damit verbrachten, zu überlegen, wie sie das Geld in der Brieftasche ausgeben würden, wie sie nach dem Licht-aus von Bett zu Bett tuschelten und flüsterten. Der Geruch von Bohnerwachs und Kreide. Die düster-strengen Bilder an den Wänden, deren Augen einen zu verfolgen schienen.
    An der Tür hingen zwei Schilder. Auf dem einen hieß es: BETRETEN VERBOTEN. DER SHERIFF, CUMBERLAND COUNTY. Auf dem anderen stand: ZUM KAUF ODER ZUR MIETE – WENDEN SIE SICH AN GERALD CLUTTERBUCK REALTY, CASTLE ROCK, MAINE.
    Blaze ließ den Mustang wieder an, schaltete in einen niedrigen Gang und bewegte sich zentimeterweise vorwärts. Die Räder versuchten immer wieder durchzudrehen, und er musste das Steuer nach links eingeschlagen halten, um gerade zu bleiben, aber der kleine Wagen war immer noch willens zu arbeiten, und so schaffte er es langsam an der Ostseite des Hauptgebäudes entlang. Zwischen dem Haus und dem langen, flachen Lagerschuppen nebenan war ein wenig Platz. Er lenkte den Mustang dorthin, trat das Gas ganz durch, um in Bewegung zu bleiben. Als er den Motor ausmachte, war die Stille ohrenbetäubend. Es musste ihm niemand sagen, dass der Mustang damit seine Pflicht erfüllt hatte, zumindest soweit es ihn betraf; er würde hier stehen bis zum Frühjahr.
    Blaze zitterte, obwohl es im Wagen nicht kalt war. Er fühlte sich, als wäre er nach Hause gekommen.
    Für immer.
    Er brach die Hintertür auf und brachte Joe ins Haus, mollig warm eingepackt in drei seiner Decken. Drinnen fühlte es sich kälter an als draußen. Es fühlte sich an, als hätte sich die Kälte in den Knochen des Gebäudes niedergelassen.
    Er brachte das Baby hinauf in Martin Coslaws Büro. Der Name war von der Milchglasscheibe in der Tür abgekratzt worden, und der Raum dahinter war nicht mehr als eine leere Schachtel. Nichts hier drinnen fühlte sich mehr nach dem Richter an. Blaze versuchte sich zu erinnern, wer nach ihm gekommen war, aber es fiel ihm nicht ein. Er war ohnehin nicht mehr dort gewesen. War nach North Windham gegangen, wohin die bösen Jungs gingen.
    Er legte Joe auf den Boden und begann seinen Streifzug durch das Gebäude. Da waren ein paar Schreibtische, einige vereinzelte Stücke Holz, zusammengeknülltes Papier. Er sammelte einen Armvoll, trug alles zurück ins Büro und machte ein Feuer in dem winzigen, in die Wand eingelassenen offenen Kamin. Als es zu seiner Zufriedenheit brannte und er sicher war, dass der Kamin auch zog, kehrte er zum Mustang zurück und begann mit dem Ausladen.
     
    Gegen Mittag hatte er sich eingerichtet. Das Baby lag sicher in seiner Wiege, schlief noch immer (obwohl es erste Anzeichen gab, dass es demnächst aufwachen würde). Windeln und Fertigmahlzeiten waren sorgfältig in die Regale geräumt. Blaze

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