Qual
Oberfläche.
Draußen im Hafen hievten Farmer etwas an Bord, das wie ein zum Bersten gefülltes Fischnetz aussah. Gallertartige Tentakel umklammerten die reiche, in der Sonne glitzernde Ernte. Ein Arbeiter streckte sich und berührte die Oberseite des ›Netzes‹ mit der Spitze einer langen Stange, worauf sich der Inhalt plötzlich auf das Deck ergoß, während die Tentakel zitternd erschlafften. Innerhalb von Sekunden war das durchscheinende Geschöpf nahezu unsichtbar geworden. Ich mußte meine Augen anstrengen, um es zu verfolgen, wie es von den Leuten wieder ins Meer befördert wurde.
Kuwale sagte: »Wissen Sie, wieviel Ocean Logic legalen Kunden für einen solchen Ernter abnimmt? Sämtliche Gene dieses Geschöpfes stammen aus natürlichen Spezies. Die Firma hat sie sich lediglich patentieren lassen und neu zusammengebaut.«
Ich drehte mich um. »Verschonen Sie mich mit dieser Propaganda. Ich stehe auf Ihrer Seite – wenn Sie mir einige ehrliche Antworten geben.«
Kuwale wirkte besorgt, sagte aber nichts. Ich breitete in einer Geste der Verzweiflung die Arme aus. »Was muß ich tun, um Sie zu überzeugen, daß Sie mir vertrauen können? So wie Sie Sarah Knight vertraut haben. Muß ich zuerst für die Sache sterben?«
»Es tut mir leid, daß Sie infiziert wurden. Der wilde Typ ist schlimm genug. Ich weiß es, weil ich ihn selbst hatte.« Hie trug dasselbe schwarze T-Shirt mit den zufällig aufflackernden Lichtpunkten, das ich auch auf dem Flughafen an hie gesehen hatte. Plötzlich fiel mir wieder auf, wie jung hie war – kaum mehr als halb so alt wie ich.
»Es war nicht Ihre Schuld«, sagte ich widerwillig. »Und ich bin Ihnen dankbar für das, was Sie getan haben.« Auch wenn es gar nicht darum gegangen war, mein Leben zu retten.
Kuwale schien sich sichtlich unwohl zu fühlen, als hätte ich hie soeben mit unerwartetem Lob überschüttet. Ich zögerte. »Es war doch nicht Ihre Schuld, oder?«
»Nicht direkt.«
»Was soll das heißen. Es war Ihre Waffe?«
»Nein!« Hie wandte den Blick ab und sagte verbittert: »Aber ich muß eine gewisse Verantwortung für alles übernehmen, was sie tun.«
»Warum? Weil sie nicht für die Biotechnik-Konzerne arbeiten? Weil sie technolibérateurs sind, genauso wie Sie?« Als hie mir nicht in die Augen sehen wollte, fühlte ich einen kleinen Triumph. Endlich hatte ich etwas klarstellen können.
»Natürlich sind sie technolibérateurs«, erwiderte Kuwale ungeduldig. Als wollte er sagen: Ist das nicht jeder? »Aber das ist nicht der Grund, warum sie Mosala töten wollen.«
Ein Mann mit einer Kiste auf der Schulter näherte sich uns. Als ich in seine Richtung blickte, leuchteten rote Linien in meinem Gesichtsfeld auf. Er hatte sein Gesicht zur Hälfte von uns abgewandt, und ein breitkrempiger Hut verbarg die Hälfte des Restes, aber Witness hatte mit Hilfe von Symmetrieregeln und anatomischer Extrapolation genügend rekonstruiert, um ganz sicher zu sein.
Ich verstummte. Kuwale wartete, bis der Mann außer Hörweite war. »Wer war das?« fragte hie anschließend in dringlichem Tonfall.
»Fragen Sie mich nicht. Sie wollten mir schließlich keine Namen zu den Gesichtern nennen, haben Sie das schon vergessen?« Doch dann gab ich nach und konsultierte die Software. »Nummer sieben in Ihrer Liste, falls Ihnen das irgend etwas sagt.«
»Wie gut können Sie schwimmen?«
»Eher mittelmäßig. Wieso?«
Kuwale drehte sich um und sprang ins Hafenbecken. Ich hockte mich ans Ufer und wartete, daß hie wieder auftauchte.
»Was machen Sie da, Sie Idiot?« rief ich. »Er ist fort.«
»Folgen Sie mir noch nicht.«
»Ich habe auch nicht die Absicht…«
Kuwale schwamm auf mich zu. »Warten wir ab, bis sich gezeigt hat, wem von uns beiden es besser geht.« Hie streckte mir die rechte Hand entgegen. Ich griff zu und wollte hie hinaufziehen, doch hie schüttelte ungeduldig den Kopf. »Lassen Sie mich im Wasser, bis ich Anzeichen von Schwäche zeige.« Hie trat Wasser. »Sofortige Spülung ist die beste Methode, um gewisse transdermale Toxine zu entfernen – doch in anderen Fällen ist es das Schlimmste, was man tun kann, denn die hydrophoben Spitzen können dadurch noch schneller in die Haut getrieben werden.« Hie tauchte vollständig unter und zog mich fast bis zum Ellbogen mit hinein, wobei hie mir beinahe die Schulter ausrenkte.
Als hie wieder zum Vorschein kam, fragte ich: »Und wenn es eine Mischung aus beidem ist?«
»Dann sind wir angeschissen.«
Ich blickte mich zum
Weitere Kostenlose Bücher