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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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mir einen Finger auf die Lippen, und ich nickte verstehend. Bis jetzt schienen wir Glück gehabt zu haben – keine Infrarotkamera – aber es gab vielleicht eine Audio-Überwachung, und niemand wußte, wie intelligent die Lausch-Software sein mochte.
    Kuwale stand auf, drehte sich um und verschwand. Hein T-Shirt war erloschen, da es sich über längere Zeit nicht im Sonnenlicht hatte aufladen können. Ich hörte ein gelegentliches Quietschen von heinen feuchten Schuhsohlen. Wie es schien, schritt hie langsam die Wände des Frachtraums ab. Ich hatte keine Ahnung, was hie zu finden hoffte – vielleicht ein übersehenes Schlupfloch? Ich stand da und wartete. Die schwache Linie aus Licht am Boden war wieder sichtbar. Der Tag brach an, und das konnte nur bedeuten, daß sich demnächst mehr Leute an Deck aufhielten.
    Ich hörte, wie Kuwale sich näherte. Hie tippte gegen meinen Arm und nahm mich dann am Ellbogen. Ich folgte hie in eine Ecke des Raums, wo hie meine Hand auf eine Stelle an der Wand drückte, die sich etwa einen Meter über dem Boden befand. Hie hatte eine Art Wartungsklappe gefunden, deren Abdeckung von einer Sprungfeder gehalten wurde und glatt mit der Wand abschloß. Sie war mir nicht aufgefallen, als wir in den Frachtraum gebracht worden waren, denn die Wände waren stark verschmutzt, was einen wirksamen Tarnanstrich ergab.
    Ich erkundete die offene Klappe mit den Fingerspitzen. Ich entdeckte einen Gleichstromanschluß mit Niedrigspannung und daneben zwei Gewindestutzen, die wenige Zentimeter dick waren, mit Reglern darunter. Ganz gleich, wofür sie gedacht waren – ob sie nun etwas herein- oder hinauspumpten – ich hatte keine Ahnung, wie sie uns nützlich sein könnten. Oder hatte Kuwale sich vorgestellt, den Frachtraum zu fluten, damit wir bis zur Luke hinaufschwimmen konnten?
    Es wäre mir beinahe entgangen. Auf der rechten Seite befand sich ein kreisrundes Loch, das höchstens fünf oder sechs Millimeter durchmaß und von einem flachen Rand umgeben war.
    Ein optisches Interface.
    Womit war es verbunden? Mit dem Hauptcomputer des Schiffes? Wenn es ursprünglich dafür konstruiert worden war, Fracht zu befördern, dann konnte ein Besatzungsmitglied mit einem tragbaren Terminal von hier aus Inventurdaten eingeben. Doch bei einem Fischkutter, der von Anthrokosmologisten gemietet worden war, hegte ich keine großen Hoffnungen, daß der Port auf irgend etwas konfiguriert war.
    Ich knöpfte mein Hemd auf, während ich Witness aufrief. Die Software verfügte über einen einfachen ›virtuellen Terminal-Modus‹, in dem ich hereinkommende Daten betrachten und auf einem unsichtbaren Keyboard Befehle eingeben konnte. Ich legte das Interface in meinem Nabel frei und drückte mich mit dem Bauch gegen die Wand, während ich versuchte, die zwei Anschlüsse zur Deckung zu bringen. Es war schwierig, aber nachdem ich mich aus dem Fischnetz gewunden hatte, kam es mir wie ein Kinderspiel vor.
    Doch ich bekam nicht mehr herein als eine kurze Übertragung zufälliger Daten und dann eine Fehlermeldung der Software. Ich empfing ein Antwortsignal, doch die Daten waren zur Unkenntlichkeit verstümmelt. Beide Ports waren Buchsen, die normalerweise durch ein Kabel verbunden werden mußten. Die identischen Schutzringe hielten sie zu weit auseinander, so daß ihre Photodetektoren einen Millimeter außerhalb des Brennpunkts des gegenüberliegenden Lasersignals blieben.
    Ich trat zurück und bemühte mich, meine Enttäuschung nicht akustisch zu artikulieren. Kuwale berührte fragend meinen Arm. Ich legte heine Hand auf mein Gesicht, schüttelte den Kopf und führte seine Finger dann zu meinem künstlichen Nabel. Hie klopfte mir auf die Schulter: Ich verstehe. Okay. Wir haben es wenigstens versucht.
    Ich stand zusammengesunken an der Wand neben der Wartungsklappe. Es kam mir in den Sinn, daß man, wenn ich das Geständnis der AK zurückhielt, vielleicht doch EnGeneUity die Schuld zuschob. Wenn Helen Wu und ihre Kollaborateure anschließend aus dem Untergrund die Verantwortung beanspruchten, würde man sie höchstwahrscheinlich für verrückte Wichtigtuer halten und ignorieren. Niemand hatte je zuvor von den Anthrokosmologisten gehört. Mosalas Märtyrertod würde schließlich doch zum offenen Widerstand gegen den Boykott führen.
    Ich hörte mich bereits, wie ich die tröstende Rechtfertigung immer und immer wieder in meinem Kopf herunterbetete: Genauso hätte sie es gewollt.
    Ich nahm meinen Gürtel ab und drückte den kleinen

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