Qual
setzen die beobachtbaren Konsequenzen innerhalb weniger Sekunden nach dem Aleph-Moment ein – und zumindest in der Umgebung dürften sie nur wenige Minuten andauern.«
»In der Umgebung? Sie meinen, auf Stateless…?«
»Ich meine das Sonnensystem. Das wiederum nur noch wenige Minuten andauern dürfte.«
Während er sprach, begann ein dunkler Fleck in der äußersten Schicht des Informationsgewebes zu wachsen. Dort entwirrten sich die Fäden der Erklärung, und Knoten, die eigentlich gar keine Knoten waren, lösten sich auf. Ich hatte ein schwindelerregendes Déjà-vu-Gefühl, als meine phantasievolle Metapher für Wus Einwände gegen Mosalas zirkuläre Logik anschaulich vorgeführt wurde, um ein Todesurteil zu untermauern.
»Conroy und das ›Zentrum‹ gehen davon aus, daß jede Informationskosmologie zeitsymmetrisch sein muß, daß nach dem Aleph-Moment dieselbe Physik gilt wie zuvor«, sagte Fünf. »Aber sie irren sich. Nach Aleph würde Mosalas UT genau die Physik unterminieren, die sie zuvor impliziert hat. Nachdem die Erschaffung der Vergangenheit abgeschlossen ist, folgt unweigerlich der Schluß, daß es keine Zukunft gibt.«
Als wäre dies das Stichwort, breitete sich die Dunkelheit auf dem Bildschirm immer weiter aus. »Das hier beweist überhaupt nichts«, sagte ich. »Keine Prämisse dieser sogenannten ›Simulation‹ wurde jemals experimentell überprüft, nicht wahr? Sie lassen lediglich ein paar Gleichungen aus der Informationstheorie ablaufen, ohne daß Sie wissen, ob sie die Wahrheit beschreiben oder nicht.«
Fünf nickte. »Wir können es nicht beweisen. Aber was ist, wenn es trotz fehlenden Beweises trotzdem geschieht?«
»Warum sollte es geschehen?« erwiderte ich. »Wenn Mosala die Schlüsselfigur ist, dann braucht sie das da nicht« – ich zerrte an meinen Händen und wünschte mir, ich könnte auf diese Travestie zeigen – »um ihre Existenz zu erklären! Ihre UT sagt es nicht voraus, sie erlaubt es nicht!«
»Nein. Aber ihre UT kann ihre eigene Formulierung nicht überleben. Sie kann Mosala zur Schlüsselfigur machen. Sie kann ihr eine makellose Vergangenheit verschaffen. Sie kann zwanzig Milliarden Jahre Kosmologie konstruieren. Aber nachdem sie einmal explizit formuliert wurde, wird sie sich auf reine Mathematik, auf reine Logik reduzieren.« Er führte die Hände zusammen, verschränkte die Finger – und löste sie dann langsam wieder voneinander. »Man kann ein Universum nicht mit einem System zusammenhalten, dem es ausdrücklich an physikalischem Inhalt mangelt. Es gibt keine… Reibung mehr. Kein Feuer in den Gleichungen.«
Hinter ihm fiel das Gewebe auseinander. Alle komplizierten Muster des Wissen verflüchtigten sich. Es wurde nicht von der Entropie verschlungen oder wie die Fluchtbewegung der Galaxien angehalten und umgekehrt. Der Prozeß ging einfach unerbittlich weiter und näherte sich einer Schlußfolgerung, die von Anfang an in der Theorie enthalten gewesen war. Jede mögliche Neuordnung der Bedeutung hatte sich aus dem Aleph-Knoten entwickelt – bis auf die allerletzte. Es war gar kein Knoten, sondern nur eine simple Schlaufe, die nirgendwohin führte. Die Farben von tausend unterschiedlichen Erklärungsfäden waren nur symbolische Darstellungen des Mangels an Bewußtsein über ihre versteckten Verbindungen. Und das Universum, das sich an den eigenen Haaren in die Existenz gezogen hatte, indem es diese Erklärungen zu einer Million verschlungener Hierarchien immer größerer Komplexität versponnen hatte, entknotete sich schließlich zur nackten Tatsache seiner eigenen Tautologie.
Ein einfacher weißer Kreis rotierte eine Sekunde lang in der Dunkelheit, dann erlosch der Bildschirm.
Die Demonstration war vorbei. Drei kam zu mir und löste die Polymere, die mich an den Stuhl fesselten.
»Ich muß Ihnen etwas sagen«, teilte ich den Leuten mit. »Ich habe es bislang allen verschwiegen – SeeNet, Conroy und Kuwale. Sarah Knight hat es nie herausgefunden. Niemand weiß davon, außer Mosala und mir. Aber es ist wichtig, daß Sie es hören.«
»Wir hören«, sagte Zwanzig. Sie stand neben dem leeren Bildschirm und beobachtete mich geduldig. Sie war die Personifikation des höflichen Interesses.
Dies war meine letzte Chance, sie umzustimmen. Ich konzentrierte mich und versuchte mich in ihre Lage zu versetzen. Würde es irgend etwas an ihren Plänen ändern, wenn sie wüßten, daß Buzzo sich irrt? Wahrscheinlich nicht. Mosala blieb gleich gefährlich, ob es andere
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