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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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und knöpfte mein Hemd wieder zu, als könnte es uns irgendwie helfen, wenn ich die Beweise versteckte.
    Ich hörte, wie jemand über das Deck rannte. Ein paar Sekunden später verstummte die Sirene. Dann öffnete sich die Luke zur Hälfte, und Drei blickte zu uns herunter. Er hielt eine Waffe in der Hand, ohne großes Aufhebens darum zu machen. »Was erhoffen Sie sich von einer solchen Aktion? Wir haben bereits den Code für falschen Alarm nachgeschickt. Niemand wird auf dieses Signal achten.« Er wirkte eher amüsiert als verärgert. »Sie müssen nur noch ein Weilchen stillsitzen, dann werden wir Sie ohnehin freilassen. Wie wäre es also mit etwas Kooperation?«
    Er ließ die Leiter herunter und stieg allein zu uns herab. Ich starrte auf den Streifen blassen Himmels hinter ihm, auf dem ich einen vorbeiziehenden Satelliten erkannte, der im Augenblick unerreichbar war. Drei hob die Stricke auf und warf sie uns zu. »Setzen Sie sich und fesseln Sie Ihre Füße zusammen. Wenn Sie es ordentlich machen, bekommen Sie vielleicht ein Frühstück.« Er gähnte ausgiebig, drehte sich dann um und rief: »Giorgio! Anna! Helft mir mal!«
    Kuwale stürzte sich auf ihn, schneller als ich je zuvor jemanden erlebt hatte. Drei hob die Waffe und schoß hie in den Schenkel. Kuwale geriet ins Taumeln, während hie sich immer noch vorwärtsbewegte. Drei hielt die Waffe auf hie gerichtet, während heine Knie einknickten und hein Kopf auf die Brust kippte. Als der Nachhall des Schusses in meinem Schädel verklungen war, hörte ich, wie hie keuchend nach Luft schnappte.
    Ich stand da und warf Drei Beschimpfungen an den Kopf. Mir war kaum bewußt, was ich sagte. Alles war verloren. Ich wollte zuerst den Frachtraum, dann das Schiff und den Ozean erobern, um diese Leute anschließend wie Spinnweben fortzuwischen. Ich trat vor, fuchtelte wild mit den Armen und stieß wüste Beschimpfungen aus. Drei starrte mich verblüfft an, als könnte er sich gar nicht vorstellen, weswegen ich einen solchen Aufstand machte. Ich kam noch einen Schritt näher, und er richtete die Waffe auf mich.
    Kuwale sprang auf und warf ihn zu Boden. Bevor er wieder aufstehen konnte, hatte hie ihn niedergerungen und schlug seine rechte Hand auf den Boden. Ich war eine Sekunde lang gelähmt, weil ich fest daran glaubte, daß der Kampf sinnlos war, doch dann eilte ich hie zu Hilfe.
    Drei mußte wie ein nachsichtiger Vater gewirkt haben, der mit zwei kampflustigen Fünfjährigen spielte. Ich zerrte am Lauf der Waffe, die aus seiner gewaltigen Faust hervorragte, aber sie schien in Stein eingewachsen zu sein. Er schien sich jeden Augenblick wieder erheben zu wollen, nachdem er zu Atem gekommen war, ob Kuwales zierlicher Körper ihm zusetzte oder nicht.
    Ich versetzte ihm einen Fußtritt gegen den Kopf. Er schrie wütend auf. Ich trat mehrmals gegen dieselbe Stelle, während ich meinen Widerwillen niederkämpfte. Eine Augenbraue platzte auf, und ich drückte meine Schuhsohle gegen die Wunde. Gleichzeitig bückte ich mich und zog an der Waffe. Er schrie vor Schmerz auf und ließ sie los. Dann setzte er sich auf, wobei er Kuwale zur Seite warf. Ich feuerte mit der Waffe auf den Boden hinter mir, weil ich hoffte, daß er mir dann keinen Grund mehr gab, sie gegen ihn benutzen zu müssen. Ein weiterer Schuß war zu hören – er kam von oben. Ich blickte auf. Neunzehn – Anna? – lag am Rand der Frachtluke auf dem Bauch.
    Ich zielte mit der Waffe auf Drei, während ich einige Schritte zurückwich. Er starrte mich blutverschmiert und zornig an – aber auch etwas neugierig, wie meine sinnlosen Aktionen einzuschätzen waren.
    »Sie wollen, daß es geschieht? Die allgemeine Auflösung? Sie wollen, daß Mosala die Welt zerstört?« Er lachte und schüttelte den Kopf. »Sie kommen zu spät.«
    »All das ist völlig unnötig«, rief Anna von oben. »Bitte! Legen Sie die Waffe nieder, und Sie werden in einer Stunde wohlbehalten auf Stateless sein. Niemand will Ihnen etwas antun.«
    »Bringen Sie mir ein funktionierendes Notepad!« schrie ich zurück. »Und zwar schnell. Ich gebe Ihnen zwei Minuten, bis ich ihm das Hirn aus dem Schädel puste.« Ich meinte es ernst – zumindest für den Zeitraum, den ich benötigte, um diese Worte zu artikulieren.
    Anna kroch von der Luke zurück. Ich hörte ein leises verärgertes Gemurmel, während sie sich mit den anderen beriet.
    Kuwale humpelte zu mir herüber. Aus heiner Wunde sickerte ein beständiger Blutstrom. Die Kugel hatte zweifellos die

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