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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Oberschenkelschlagader verfehlt, doch hein Atem ging stockend. Hie brauchte dringend Hilfe. »Sie werden es nicht tun«, sagte hie. »Sie werden auf Zeit spielen. Versetzen Sie sich einfach in ihre Lage…«
    »Hie hat recht«, sagte Drei leise. »Mein eigenes Leben spielt keine Rolle mehr… denn falls Mosala zur Schlüsselfigur wird, werden wir alle sterben. Wenn Sie versuchen wollen, sie zu retten, können Sie uns nicht drohen, denn dann wäre sowieso alles verwirkt.«
    Ich blickte zum Deck hinauf, wo die Leute immer noch diskutierten. Wenn sie genügend Vertrauen in ihre Kosmologie setzten, um Mosala ermorden zu wollen – und ihr eigenes Leben zu verpfuschen, während sie sich in einer unzugänglichen Region der Mongolei oder in Turkestan versteckten, ohne jeden Zugang zu den Medien – dann konnte die Drohung eines weiteren Todes ihre Überzeugung nicht erschüttern.
    »Ich glaube«, sagte ich, »Ihre Arbeit sollte dringend von einem fachlichen Experten begutachtet werden.«
    Ich reichte Kuwale die Waffe und zog dann mein Hemd aus, um damit heinen Oberschenkel abzubinden. Ich selbst blutete nicht mehr, seit das aufgerissene Verbindungsgewebe ein farbloses Heilsubstrat aus Antibiotika und Gerinnungsmittel abgesondert hatte.
    Ich kehrte zur Wartungsklappe zurück und klinkte mich erneut ein. Da das Notsystem unabhängig vom Hauptcomputer war, konnte es nicht abgeschaltet werden. Ich wiederholte den Notruf und feuerte auch die Leuchtraketen ab. Ich hörte es dreimal laut zischen, dann wurde die gegenüberliegende Wand in ein gnadenloses aktinisches Leuchten getaucht, das sich nach unten ausbreitete und das sanfte Licht der Dämmerung verdrängte. Die braune Patina aus Algen war so deutlich wie nie zuvor zu sehen und verlor gleichzeitig ihren Wert als Tarnung. Ich erkannte den Umriß einer weiteren Nische in der Wand, als sich der Rand der Schutzabdeckung tiefschwarz abzeichnete. Als ich einen Blick hineinwarf, entdeckte ich zwei recht große Knöpfe, genauso wie ich erwartet hatte, und obendrein eine Luftzufuhr für den Notfall. Aus unmittelbarer Nähe war unter den Flecken der Klappe die Andeutung eines kryptischen Symbols zu erkennen – das in allen Sprachen und Kulturen gleichermaßen unentzifferbar war.
    Das Gespräch an Deck war verstummt. Ich hoffte nur, daß sie nicht in Panik gerieten und sich auf uns stürzten.
    Drei schien in Versuchung zu sein, etwas Herablassendes zu sagen, doch dann besann er sich und hielt den Mund. Er behielt Kuwale nervös im Auge, nachdem er sich möglicherweise überlegt hatte, daß hie der wahre Fanatiker war, der die allgemeine Auflösung anstrebte, und daß ich lediglich auf hie hereingefallen war.
    Das Leuchten näherte sich dem Zenit und erfüllte nun den gesamten Frachtraum. »Ich verstehe Sie nicht«, sagte ich. »Wie können Sie die Entscheidung treffen, eine unschuldige Frau töten zu wollen, nur weil irgendein Computer Ihnen sagt, daß sie ein Armageddon verursachen könnte?« Drei betrachtete mich mit der Gemütsruhe, die man einem Idioten entgegenbringt. »Sie haben also eine Theorie gefunden, die über jeder UT steht«, sprach ich weiter. »Ein System, das über jeder Art von Physik steht. Aber Sie sollten sich nicht vormachen, daß es eine Wissenschaft darstellt. Es ist genauso, als wären Sie zufällig auf eine Methode gestoßen, den Namen ›Mosala‹ durch Gematrie zu 666 zu addieren.«
    »Fragen Sie Kuwale, ob das alles nur kabbalistischer Unsinn ist«, sagte Drei gelassen. »Fragen Sie hie nach Kinshasa im Jahr ’43.«
    »Wie bitte?«
    »Das ist… nicht mehr als apokrypher Quatsch.« Kuwale war schweißgebadet und schien unmittelbar vor einem Schock zu stehen. Ich nahm hie die Waffe ab, damit er sich an die Wand gelehnt hinsetzen konnte.
    »Fragen Sie hie, wie Muteba Kazadi starb«, bohrte Drei weiter.
    »Er starb mit achtundsiebzig Jahren«, erwiderte ich. Dann versuchte ich mich zu erinnern, was seine Biographen über seinen Tod gesagt hatten, doch angesichts des hohen Alters hatte ich diesem Umstand keine besondere Beachtung geschenkt. »Ich glaube, der Begriff, nach dem Sie suchen, lautet ›zerebrale Hämorrhagie‹.«
    Drei lachte nur, worauf mir ein kalter Schauder über den Rücken lief. Natürlich stützten sich ihre Überzeugungen nicht nur auf die reine Informationstheorie. Sie konnten zumindest einen mythischen Todesfall durch verbotenes Wissen vorweisen – um alles zu untermauern, um die Gewißheit zu haben, daß die Abstraktionen Hand und Fuß

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