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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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haben.« Es war die tiefe Stimme einer Frau, erstaunt, vernünftig und hartnäckig. Ich blickte mich zu Kuwale um. Heine Augen waren geschlossen, die Zähne fest zusammengebissen. Es schmerzte mich, hie in einem solchen Zustand zu sehen. Ich hatte noch kein Vertrauen in das, was ich für hie empfand, aber darum ging es gar nicht. Hie brauchte medizinische Versorgung, wir mußten von hier fort.
    Aber wenn ich jetzt um Hilfe rief… wie viele Menschenleben brachte ich dann in Gefahr?
    Ich hörte, wie ein drittes Schiff näher kam. Ein Notruf… der Code für falschen Alarm… noch ein Notruf… die Leuchtraketen. Die komplette einheimische Flotte schien zu glauben, daß es merkwürdig genug war, um sich die Sache aus der Nähe anzusehen. Selbst wenn all diese Leute unbewaffnet waren, so befanden sich die AKs nun eindeutig in der Minderzahl.
    Ich hob den Kopf und brüllte: »Ich bin hier unten!«
    Drei spannte die Muskeln an, als machte er sich zum Sprung bereit. Ich schoß an seinem Kopf vorbei auf den Boden, worauf er erstarrte. Mir wurde schwindlig, während ich darauf wartete, daß ich von einem Kugelhagel eingedeckt wurde. Ich war verrückt! Was hatte ich getan?
    Auf dem Deck waren schwere Schritte und aufgeregte Rufe zu hören.
    Zwanzig und eine große Polynesierin in blauem Overall tauchten am Rand der Luke auf.
    Die Farmerin blickte stirnrunzelnd zu uns herab. »Wenn diese Leute mit Gewaltanwendung gedroht haben, sollten Sie Ihre Beweise sicherstellen und sie auf der Insel einem Schiedsrichter vorlegen. Ich weiß nicht, was hier vor sich geht, aber ich denke, es wäre besser, wenn wir beide Seiten voneinander trennen.«
    Zwanzig täuschte einen Wutanfall vor. »Diese Leute haben sich in diesem Schiff versteckt, sie haben uns mit Waffen bedroht und einen Mann als Geisel genommen! Und da erwarten Sie, daß wir sie Ihnen ohne weiteres übergeben, damit Sie sie wieder freilassen können!«
    Die Farmerin blickte mir in die Augen. Ich konnte nicht sprechen, aber ich erwiderte den Blick und ließ den rechten Arm kraftlos fallen. Sie wandte sich ungerührt an Zwanzig. »Ich bin bereit, jederzeit zu bezeugen, was ich hier gesehen habe. Wenn diese Leute bereit sind, ihre Geisel freizulassen und mit uns zu kommen, dann haben Sie mein Wort, daß der Gerechtigkeit Genüge getan wird.«
    Vier weitere Farmer tauchten an der Luke auf. Kuwale – hie saß immer noch an der Wand – hob grüßend die Hand und rief ihnen etwas in einer polynesischen Sprache zu. Einer der Farmer lachte heiser und antwortete. Ich verspürte eine gewisse Hoffnung. Auf dem Schiff wimmelte es nun vor Menschen, und wenn es jetzt zu einem Massaker kam, mußten die AKs den kürzeren ziehen.
    Ich steckte die Waffe in eine Hosentasche und rief nach oben: »Ich lasse ihn frei! Er kann gehen!«
    Drei kam mit mürrischer Miene auf die Beine. »Sie selbst haben gesagt, daß sie bereits so gut wie tot ist«, sagte ich leise. »Sie sind längst zum Retter des Universums geworden.« Ich klopfte mir auf den Bauch. »Denken Sie an Ihren Platz in der Geschichte. Verderben Sie jetzt nicht Ihr Image.« Er warf Zwanzig einen Blick zu, dann kletterte er die Strickleiter hinauf.
    Ich warf die Waffe in eine Ecke des Frachtraums und ging dann zu Kuwale, um hie zu helfen. Hie nahm langsam eine Sprosse nach der anderen. Ich folgte dichtauf und hoffte, daß ich hie auffangen konnte, wenn hie den Halt verlor.
    Es waren ungefähr dreißig Farmer an Deck – und acht AKs, von denen die meisten Waffen trugen, doch sie wirkten wesentlich nervöser als die unbewaffneten Anarchisten. Ich empfand eine Reprise des Entsetzens, als ich daran dachte, was hätte geschehen können. Ich blickte mich nach Helen Wu um, doch sie war nirgendwo zu sehen. War sie während der Nacht zur Insel zurückgekehrt, um den Mordplan zu überwachen? Ich hatte kein anderes Boot gehört… aber vielleicht hatte sie einen Taucheranzug angelegt und sich von einem Ernter befördern lassen.
    Als wir uns zum Rand des Decks bewegten, wo eine Ziehharmonika-Brücke die zwei Schiffe verband, rief Zwanzig: »Glauben Sie nur nicht, daß Sie einfach so mit gestohlenem Eigentum davonspazieren können!«
    Die Farmerin drehte sich ungeduldig zu mir um. »Würden Sie bitte die Taschen leeren und uns allen unnötige Zeitverschwendung ersparen? Ihr Freund braucht Hilfe.«
    »Ich weiß.«
    Zwanzig kam zu mir. Sie blickte sich bedeutungsvoll um, während mir eiskalt wurde. Es war noch nicht vorbei. Sie hofften, daß das, was sie

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