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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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gehört? Von… Ihren politischen Kontakten?« Plötzlich spürte ich eine Kälte in meinen Gedärmen, ähnlich der Ungläubigkeit, die ich vor jedem neuen Cholera-Krampf empfunden hatte: Es kann nicht schon wieder geschehen!
    »Es geht nicht um den Krieg. Aber Sie sitzen dort fest, nicht wahr?«
    »Vorerst ja. Werden Sie mir verraten, worum es sich…?«
    »Wir haben eine Botschaft erhalten. Kurz nachdem Violet starb. Eine Drohung der Anthrokosmologisten.« Ihr Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Offenbar nicht von denen auf dem Schiff. Also muß sie von der Fraktion stammen, die Buzzo ermordete.«
    »Und was besagt diese Botschaft?«
    »Beenden Sie alle Berechnungen, die Violet veranlaßt hatte. Präsentieren Sie eine beglaubigten Auflistung der Rechnerzeit für den Supercomputer, die beweist, daß alle ihre Aufzeichnungen zur UT gelöscht wurden, ohne vorher kopiert oder gelesen zu werden.«
    Ich schnaufte abfällig. »Tatsächlich? Und was glauben diese Leute damit zu erreichen? All ihre Methoden und Ideen sind bereits veröffentlicht. Irgend jemand wird die Entdeckung wiederholen… höchstens in einem Jahr.«
    De Groot schienen die Motive der AKs gleichgültig zu sein, sie wollte nur, daß die Gewalt aufhörte. »Ich habe der hiesigen Polizei die Botschaft gezeigt, aber sie sagten nur, daß im Augenblick niemand etwas tun kann, angesichts der Situation auf Stateless.« Sie fing sich wieder und erinnerte sich, daß sie noch gar nicht alles gesagt hatte. »Sie haben gedroht, wenn wir die Bestätigung nicht in einer Stunde abliefern, wird man Sie töten.«
    »Genau.« Ich erkannte die Logik darin, denn De Groot und Mosalas Familie waren jetzt viel zu gut bewacht, um sie effektiv bedrohen zu können. Trotzdem würden sie nicht seelenruhig zusehen, wie die Extremisten mich töteten, nachdem ich mitgeholfen hatte, Violet von Stateless fortzubringen.
    »Die Berechnungen waren bereits beendet, als ich mich einklinkte – die gute Violet hat die Software programmiert, mit der Bekanntgabe bis zum angekündigten Zeitpunkt zu warten.« De Groot lachte leise. »Das war ihre Vorstellung von einem öffentlichen Anlaß. Wir werden natürlich tun, was diese Leute verlangt haben. Die Polizei hat mir geraten, Sie nicht anzurufen, Andrew. Außerdem weiß ich, daß Sie über diese Neuigkeit nicht begeistert sein würden, aber ich dachte, daß Sie trotzdem das Recht haben, davon zu erfahren.«
    »Tun Sie nichts!« sagte ich. »Löschen Sie nicht eine einzige Datei! Ich werde Sie bald zurückrufen.« Damit unterbrach ich die Verbindung.
    Ich blieb eine Weile in der Zeltgasse stehen, lauschte der wilden Musik, fror im kühlen Wind, und dachte noch einmal alles durch.
    Als ich wieder das Zelt betrat, lachten Sarah und Akili. Ich hatte vor, mir eine Ausrede einfallen zu lassen, damit Sarah still und leise verschwand und wir beide uns aus dem Staub machen konnten. Doch in diesem Moment wurde mir klar, daß es mir überhaupt nichts nützen würde. Buzzo war mit einer Feuerwaffe getötet worden, doch ihre beliebteste Methode war biologischer Natur. Wenn ich floh, bestand die Chance, daß ich die Waffe in meinem Körper mitnahm.
    Ich packte Akili am Kragen heiner Jacke und warf hie rückwärts zu Boden. Hie starrte mich in gespieltem Schock und Unverständnis an. Ich ging in die Knie und schlug hie ins Gesicht – etwas unbeholfen und überrascht, daß ich an diesen Punkt gelangt war. Ich war nicht besonders gut in der Ausübung von Gewalt, und ich rechnete damit, daß hie sich mit all heinem körperlichen Geschick verteidigte, das er auf dem Schiff demonstriert hatte, lange bevor ich hie auch nur ein einziges Mal berührt hatte.
    Sarah war außer sich. »Was ist in dich gefahren? Andrew!« Akili starrte mich nur an – sprachlos, verletzt und immer noch scheinbar verständnislos. Ich hob hie mit einer Hand halb vom Boden auf – hie leistete kaum Widerstand – und schlug hie erneut.
    »Ich will das Gegenmittel!« sagte ich ruhig. »Verstehst du? Keine weiteren Drohungen an De Groots Adresse, keine Vernichtung von Daten, keine Verhandlungen. Du wirst sie mir jetzt einfach geben!«
    Akili studierte mein Gesicht, ohne die Farce aufzugeben, und blickte mich mit dem Ausdruck des unrechtmäßig beschuldigten Geliebten an. Kurzzeitig empfand ich das Bedürfnis, hie großen Schmerz zuzufügen, und hatte idiotische Visionen von einer blutigen Katharsis, mit der ich den Verrat abgelten konnte. Doch der Gedanke, daß Sarah alles aufzeichnete, hielt

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