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Qual

Qual

Titel: Qual Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Wissenschaft –, die die Sprecher mit Affenembryonen beworfen und kritische Journalisten mit menschlichem Blut überschüttet hatten. Die religiösen Fundamentalisten hatten kein Interesse an der Einstein-Jahrhundertkonferenz gezeigt, denn die UTs lagen entweder außerhalb ihres Begriffsvermögens oder waren ihrer Verachtung nicht würdig.
    »Das ist Unsinn«, sagte Mosala leise.
    Ich blickte mich mißtrauisch zu ihr um. Sie lächelte. Sie vergaß vorübergehend sämtliche Feindseligkeiten, als sie mir den Blick zuwandte und flüsterte: »Er irrt sich! Er glaubt, er hat eine Methode gefunden, wie er die Topologien der isolierten Punkte verwerfen kann. Dazu hat er einen Isomorphismus aus dem Ärmel gezaubert, der sie alle in einer Menge mit dem Maß null vereinigt. Aber er benutzt das falsche Maß. In diesem Kontext darf er nur Perrini und nicht Saupe anwenden! Wie konnte er das nur übersehen?«
    Ich hatte bestenfalls eine vage Vorstellung, wovon sie sprach. Topologien der isolierten Punkte waren ›Räume‹, in denen nichts in Verbindung mit etwas anderem stand. Ein ›Maß‹ war eine Art verallgemeinerter Länge, wie eine höherdimensionale Fläche oder ein Volumen – nur daß es viel extremere Abstraktionen einschloß. Wenn man eine Summe aus sämtlichen Topologien ermitteln wollte, mußte man jeden Beitrag zur unendlichen Summe mit einem ›Maß‹ multiplizieren, das die ›Größe‹ der Topologie angab. Es war in etwa, als wollte man den globalen Durchschnittswert einer bestimmten Statistik berechnen, und zwar in bezug auf die Bevölkerung jedes Landes oder nach der Fläche des Landes oder dem Bruttosozialprodukt oder irgendeinem anderen Maß, das seine relative Bedeutung bezeichnete.
    Buzzo glaubte, er hätte einen Weg gefunden, wie er die Berechnung jeder realen physikalischen Größe in Angriff nehmen konnte, indem er den effektiven Beitrag aller Universen der isolierten Punkte mit Null ansetzte.
    Mosala glaubte, daß er damit einen Fehler machte.
    »Werden Sie ihn damit konfrontieren, wenn er fertig ist?« fragte ich.
    Sie wandte sich wieder dem Podium zu, während sie still lächelte. »Warten wir es ab. Ich möchte ihn nicht in Verlegenheit bringen. Außerdem dürfte der Fehler auch anderen aufgefallen sein.«
    Jetzt kam die Gelegenheit für Fragen. Ich bemühte mein begrenztes Verständnis des Themas und versuchte zu entscheiden, ob irgendwelche der angesprochenen Punkte in versteckter Form auf Mosalas Arbeit anspielten – aber ich hatte nicht den Eindruck. Als die Veranstaltung beendet wurde und sie sich immer noch nicht zu Wort gemeldet hatte, fragte ich sie rundheraus: »Warum haben Sie es ihm nicht gesagt?«
    Sie reagierte leicht verärgert. »Ich könnte mich schließlich auch irren. Ich muß genauer darüber nachdenken. Es ist kein triviales Problem – vielleicht hat er einen Grund, warum er sich so entschieden hat.«
    »Das hier war die Einführung zu seinem Vortrag am Sonntag, nicht wahr?« sagte ich. »Hat ei den Boden für sein Meisterstück bereitet?« Für den letzten Tag der Konferenz waren Buzzo, Mosala und Yasuko Nishide angekündigt, ihre rivalisierenden UTs zu präsentieren – in streng alphabetischer Reihenfolge.
    »Richtig.«
    »Wenn er also ein falsches Maß gewählt hat, könnte er am Ende mit seiner ganzen Theorie auf die Nase fallen, oder?«
    Mosala warf mir einen langen, nachdenklichen Blick zu. Ich fragte mich schon, ob ich es endlich geschafft hatte, die Entscheidung aus der Hand zu geben. Wenn sie jetzt ihre Kooperation verweigerte, gab es für mich nichts mehr zu filmen und auch keinen Grund, länger hierzubleiben.
    Sie sagte kühl: »Ich habe schon genügend Schwierigkeiten zu entscheiden, ob meine eigenen Methoden zulässig sind. Ich habe keine Zeit, mich genauso gründlich mit der Arbeit aller meiner Kollegen auseinanderzusetzen.« Sie blickte auf ihr Notepad. »Ich glaube, das waren alle Dreharbeiten, auf die wir uns für heute geeinigt hatten. Wenn Sie mich jetzt bitte entschuldigen würden… ich bin zum Essen verabredet.«
     
    Ich sah, wie sich Mosala auf den Weg zu einem Hotelrestaurant machte, und ging in die entgegengesetzte Richtung, um das Gebäude zu verlassen. Der Mittagshimmel war strahlend hell. In den Schatten der Markisen behielten die Gebäude ihre leichten Unterschiede im Farbton, doch im blendend grellen Sonnenlicht erinnerten sie an die ältesten Viertel nordafrikanischer Städte – der Kontrast von weißem Stein vor blauem Himmel. Aus dem Osten

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