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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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wir finden heraus, wo die Daten hingegangen sind.«
    »Verstehe«, murmelt Isidore. »Du hast recht, für einen Fall von
Gogol-Piraterie ist es interessant.« Isidore kann
einen Anflug von Ekel nicht unterdrücken. Ein Gogol ist eine tote Seele, das
hochgeladene Bewusstsein eines Menschen, das wie ein Sklave bestimmte Arbeiten
auszuführen hat. Für jeden Oubliette-Bürger ein Gräuel.
    Normalerweise beruht Gogol-Piraterie – ein Upload ohne Wissen des
Opfers, ein Diebstahl seines Bewusstseins – auf sozialer Manipulation. Die
Piraten schleichen sich in das Vertrauen des Opfers ein und schälen so viel von
seinem Gevolut ab, bis sie ihm sein Bewusstsein mit brutaler Gewalt entreißen
können. Das hier dagegen: »Methode gordischer Knoten. Schlicht und elegant.«
    » Elegant ist nicht das Wort, das ich
verwendet hätte, mein Junge.« Die Stimme des Zaddik klingt leicht verärgert.
»Möchtest du sehen, was mit ihm passiert ist?«
    »Sehen?«
    »Ich hatte ihn schon vorher aufgesucht. Jetzt haben ihn die
Wiedererwecker in der Mangel. Kein schöner Anblick.«
    »Aha.« Isidore schluckt. Der Tod selbst ist viel weniger grausig als
das, was danach geschieht, und er bekommt schon bei
dem Gedanken daran feuchte Hände. Aber wenn er jemals ein Zaddik werden will,
kann er sich Angst vor der Unterwelt nicht leisten. »Natürlich, wenn du
glaubst, es wäre hilfreich.«
    »Gut.« Der Gentleman öffnet beide Hände und reicht ihm die
Erinnerung aus dem Exospeicher. Isidore, geschmeichelt von der intimen Geste,
nimmt sie an. Mit einem Mal steht er tief unten in einem der Gewölbe, wo die
Wiedererwecker in ihren schwarzen Roben aus Exo-Erinnerungen Bewusstseine
wiederherstellen und auf frische Körper übertragen. Der restaurierte
Chocolatier liegt in seinem Biosynth-Bottich, als nähme er ein Bad. Dr.
Ferreira berührt die Stirn der reglosen Gestalt mit dem verschnörkelten
Messing-Dekanter. Jäh aufleuchtende Augen, ein Schrei, der von den Wänden
widerhallt, zappelnde Gliedmaßen, ein Unterkiefer, der sich – knack – ausrenkt –
    Der Ledergeruch verursacht Isidore Übelkeit. »Das ist … abartig.«
    »Leider ist es nur allzu menschlich«, bemerkt der Gentleman. »Aber
es besteht Hoffnung. Dr. Ferreira glaubt, wenn wir die Daten finden, könnten
sie das Rauschen in seinem Exospeicher unterdrücken und ihn vollständig
wiederherstellen.«
    Isidore nimmt einen tiefen Atemzug und lässt seinen Zorn im stillen
Teich des Rätselhaften zerfließen.
    »Kannst du dir denn vorstellen, warum du hier bist?«
    Isidore greift mit seinem Gevulot-Sinn aus – jenem untrüglichen
Gespür jedes Oubliette-Bürgers für alle Stufen des Privatsphäreschutzes in der
intelligenten Materie, die ihn umgibt. Die Fabrik fühlt sich schlüpfrig an. Wenn man aus dem Exospeicher Dinge abrufen
will, die hier geschehen sind, fasst man wie in Luft.
    »Dieser Ort war für ihn sehr privat«, sagt Isidore. »Ich glaube, er
hätte sein Gevulot nicht einmal mit seinen nächsten Angehörigen geteilt.«
    Drei kleine Biosynth-Drohnen kommen herein – große, bewegliche
Spinnen, leuchtend grün und violett – und machen sich an den Hebeln und Rädern
der Conchiermaschine zu schaffen. Der Herzschlag der Walzen wird ein wenig
schneller. Eine der Spinnen hält vor dem Gentleman an und streicht mit ihren
dünnen Beinen forschend über seinen Mantel. Der Zaddik versetzt ihr mit seinem
Spazierstock einen harten Stoß, und sie huscht davon.
    »Richtig erkannt«, lobt der Gentleman. Er tritt einen Schritt vor
und steht nun so dicht vor Isidore, dass der im Silberoval des Zaddik-Gesichts,
wenn auch verzerrt, sein eigenes Spiegelbild sehen kann. Sein lockiges Haar ist
zerzaust, und seine Wangen glühen.
    »Wir können die Geschehnisse hier nur mit den altmodischen Verfahren
rekonstruieren. Und dafür scheinst du eine besondere Begabung zu haben, auch
wenn ich das nur ungern zugebe.«
    Aus der Nähe verströmt der Zaddik einen seltsam süßlichen Duft wie
von Gewürzen, und die Metallmaske scheint Wärme abzustrahlen. Isidore tritt
einen Schritt zurück und räuspert sich. »Ich werde natürlich tun, was ich
kann«, sagt er und tut so, als schaute er auf seine UHR – eine einfache Kupferscheibe an seinem Handgelenk, die nur einen Zeiger hat
und seine Zeit bis zum Schweigen heruntertickt. Ich denke, es wird nicht lange
dauern«, sagt er leichthin, doch das Zittern in seiner Stimme verrät ihn. »Ich
muss heute Abend noch auf eine Party.«
    Der Gentleman äußert sich

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