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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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Kommunikationsform ist sehr viel subtiler: Dabei werden
Botschaften so in den Exospeicher des Empfängers eingebettet, dass die
Information nicht empfangen, sondern abgerufen wird.
Doch bei Pixil und ihren Leuten kommt man auf keinem Gebiet ohne Kompromisse
aus.
    Ich fasse es nicht. Dein Zaddik-Freund braucht
nur einmal mit den Fingern zu schnippen, und schon lässt du mich sitzen, und
ich muss mich ganz allein für die Party fertig machen. Und jetzt langweilst du
dich auch noch.
    Ich langweile mich nicht , protestiert er
viel zu schnell und erkennt erst zu spät, dass das die falsche Antwort ist.
    Da bin ich aber froh. Denn wenn du nicht
rechtzeitig hier bist, wirst du nie wieder von mir hören. Dieser Qupt
wird von einer unverwechselbar erotischen Empfindung begleitet, die wie glatter
Stoff, wie ein Streicheln über die Haut gleitet. Ich
überlege mir gerade, was ich anziehe. Probiere ein Stück nach dem anderen an
und ziehe es wieder aus. Vielleicht sollte man ein Spiel daraus machen. Ich
könnte Hilfe brauchen. Pech für dich.
    Gestern hatten sie in Isidores kleiner Wohnung im Labyrinth einen
ihrer besseren Abende verbracht; keine Ablenkungen, nur sie beide allein. Er
hatte gekocht; hinterher zeigte sie ihm ein neues Schlafzimmerspiel, das sie
entworfen hatte. Es war intellektuell wie körperlich anregend. Dennoch lag er
wach, als sie eingeschlafen war, in seinem Geist drehten sich die Räder wie
geschmiert und suchten nach Mustern in ihrem Haar, das ihr über den weißen
Rücken fiel.
    Er sucht nach den richtigen Worten, aber die Gestalt des toten
Chocolatiers lässt ihn nicht los. Es sind nur Gogol-Piraten ,
quptet er zurück und hängt ein achtloses Schulterzucken an. Wird
nicht lange dauern. Ehe du dichs versiehst, bin ich wieder da.
    Die Antwort kommt mit einem Seufzer. Es. Ist.
Wichtig. Mein ganzer Zoku wird da sein. Der ganze Zoku. Alle wollen mich sehen,
die Rebellin. Und alle wollen meinen dummen, primitiven Oubliette-Freund
begutachten. Ich gebe dir zwei Stunden.
    Ich komme hier gut voran  –
    Zwei. Stunden.
    Pixil –
    Ich könnte dir dein Spiel verderben, weißt du
das? Ich könnte dir verraten, wer dein Zaddik ist. Wie würde dir das gefallen?
    Er ist fast sicher, dass sie nur blufft.
Die Quantentechnologie ihres Zoku verleiht ihr Fähigkeiten, die weit über die
veraltete stille Technologie der Oubliette hinausgehen, aber die Zaddikkim
hüten ihre Identität mit großer Sorgfalt. Doch schon die Vorstellung, es nicht herauszufinden, obwohl er es könnte , das letzte
Steinchen nicht selbst an seinen Platz zu legen, macht ihm Angst. Und ehe er es
verhindern kann, schießt sein Schrecken schnell und dicht mit durch den Qupt.
    Siehst du? Nur darauf kommt es dir im Grunde an,
nicht wahr? Viel Spaß. Dreckskerl. Schon ist sie fort.
    »Und wie geht es der jungen Pixil?«, fragt der Gentleman.
    Isidore antwortet nicht und geht noch schneller.
    Der Schokoladen liegt an einer der breiten Einkaufsstraßen der
Kante, einer sanft geschwungenen Allee, die dem Südrand der Stadt folgt. Die
Plattformen sind hier relativ groß, und der Grundriss ist stabil, deshalb gibt
es Landkarten. Folglich kommen viele Fremdweltler hierher, um einen Blick auf
die Oubliette zu werfen. Die Restaurants und Cafés machen gerade auf und
schalten Heizstrahler an, damit die frühen Gäste in der kalten Marsluft nicht
zu frieren brauchen. Violette und grüne Bio-Drohnen umschwärmen die Geräte und
halten ihre dünnen Gliedmaßen in die Wärme.
    Der Gentleman bleibt vor einem kleinen Schaufenster stehen.
Bemerkenswerte Dinge sind hier ausgestellt: Von der Decke hängen eine mit
bunten Bonbons besetzte Kugel von der Größe eines Fußballs, die wie ein
maßstabsgetreues Modell von Deimos aus der Zeit der Monarchie gestaltet ist,
und ein reich verzierter Kronleuchter, beides aus Schokolade. Doch was Isidores
Aufmerksamkeit fesselt, ist das große Objekt daneben. Es ist ein Kleid: ein
schlichtes, hochgeschlossenes Modell mit einer Schärpe um die Taille und einem
weiten Schokoladenrock, der mitten im Flattern wie von einem Schnappschuss
eingefangen worden ist.
    Der Zaddik drückt die Tür auf, ein Messingglöckchen schlägt an. »Da
sind wir. Das Spiel ist eröffnet – um mit den Worten deiner Freundin zu
sprechen. Ich bleibe in der Nähe, aber das Reden überlasse ich dir.« Er macht
sich ohne Vorwarnung unsichtbar, ein Geist in der blassen Morgensonne.
    Der Verkaufsraum ist schmal, links steht eine lange Glastheke,
rechts erheben sich

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