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Quantum

Quantum

Titel: Quantum Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hannu Rajaniemi
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denn schlimmstenfalls passieren, wenn du mich
reinlässt?«
    »Man könnte mich unverschränkt aus dem Zoku werfen. Ganz allein auf
einem fremden Planeten. Nicht gut.«
    »Gibt es denn etwas«, Isidore zögert, »du weißt schon, womit ich
dich bestechen könnte?«
    Das Monster sieht ihn forschend an. Verdammt.
Habe ich es jetzt beleidigt?
    »Edelsteine? Schmuck? Gold?«
    »Nein.« Komm schon, Pixil, das ist doch lächerlich! »Schokolade?«
    »Was ist das?«
    »Kakaobohnen, auf ganz spezielle Art verarbeitet. Schmeckt köstlich.
Jedenfalls für, äh, Standardmenschen. Das hier war eigentlich als Geschenk für
Mlle. Pixil gedacht. Probier mal ein Stück.« Die Schachtel lässt sich nicht
gleich öffnen, er verliert die Geduld und zerrt den Deckel gewaltsam herunter.
Dann wirft er ein kleines Pralinenkunstwerk in die Luft: das Monster fängt es
auf.
    »Köstlich«, sagt es, reißt Isidore die ganze Schachtel aus den
Händen und lässt sie mit dem Geräusch eines Schredders in seinem Schlund
verschwinden. »Ein Hochgenuss. Könnte ich bitte auch das Spime bekommen? Im
Realm werden sie davon begeistert sein.«
    »Das war alles.«
    »Was?«
    »Ich habe nicht mehr. Das war nur ein physikalisches Objekt, ein
Einzelexemplar.«
    »Scheiße«, sagt das Monster. »O Mann. Das ist viel zu viel. Es tut
mir wirklich leid. Ich wollte nicht – pass auf, ich glaube, ich kann es
auswürgen, und dann können wir es wieder zusammensetzen –«
    »Es ist schon gut, wirklich.«
    »Weißt du, das war wie ein Reflex, dieser Körper muss sich einfach
allen narrativen Stereotypen anpassen. Aber ich kann bestimmt eine Kopie …« Das
Monster reißt den Mund weit auf und schickt sich an, in einem unglaublichen
Winkel einen seiner Arme hineinzuschieben.
    »Kann ich einfach reingehen?«
    Das Monster lässt ein Gurgeln hören. »Klar, klar doch. Reden wir
nicht mehr darüber. Ich wollte kein Arschloch sein, ja? Viel Spaß.«
    Die beiden Türen schwingen auf. Als Isidore hindurchtritt, macht es klick , und er befindet sich in einer anderen Welt. Dieses ständige Manipulieren der Realität ist eine Besonderheit des
Staubviertels, die ihm zutiefst zuwider ist. Anstatt ihre Geheimnisse
anständigerweise unter der Decke des Alltäglichen zu verstecken, bepflastern
einem die Zokus den ganzen visuellen Kortex mit so vielen Schichten Spime und
erweiterter Realität, dass niemand mehr sieht, was wirklich darunterliegt. Und
das Gefühl, plötzlich offen zu sein, ohne die Begrenzung
durch das Gevulot, löst bei ihm fast so etwas wie Höhenangst aus.
    Er steht nicht im Inneren der Diamantkathedrale, sondern am Eingang
eines großen, offenen Raums. Die Wände und die hohe Decke sind von Rohren und
Drähten durchzogen. Es ist heiß, und die Luft riecht nach Ozon und
abgestandenem Schweiß. Der Boden ist unangenehm klebrig. Neonlampen spenden ein
mattes Licht, und auf niedrigen Tischen stehen klobige Flachbildschirme in
antikem Design, auf denen entweder primitive Zeichentrickfiguren oder abstrakte
Formen herumhüpfen. Laute Musik mit einem hämmernden Rhythmus, von dem man
Kopfschmerzen bekommt, erfüllt den Raum.
    Die Partygäste schlendern plaudernd zwischen den Tischen umher. Alle
sehen überraschend … menschlich aus. Einige tragen
selbst gemachte Kettenbikinis über ihren fahlen Körpern. Manche halten stumpfe
Schwerter in der Hand. Andere stecken in Pappkartons. Aber alle haben Kästen
mit Drähten bei sich oder haben sich Schaltplatinen an den Gürtel geschnallt.
    »He, du. Willst du dich mit mir verschränken?«
    Das Mädchen sieht aus wie eine vollschlanke Elfe mit pinkfarbenen
Haaren. Sie trägt große Katzenohren, viel zu viel Make-up und ein unbequemes
enges T-Shirt, auf dem ein weibliches Wesen mit großen Augen mit etwas Undefinierbarem obszöne Dinge treibt. Außerdem hat sie
zwei phallusförmige silberne Raketen auf dem Rücken, die durch ein dickes
Nabelschnurkabel mit einem Touchscreen-Telefon verbunden sind.
    »Äh, mit Vergnügen, aber …« Wieder zerrt er an seiner Fliege.
»Eigentlich bin ich auf der Suche nach Pixil.«
    Die Augen des Mädchens werden noch größer. »Ooooh.«
    »Ja, ich weiß, ich komme zu spät, aber …«
    »Schon gut, es hat noch gar nicht richtig angefangen, die Leute
beginnen gerade erst, sich zu verschränken. Du bist Isidore, richtig? Das finde
ich ja so cool!« Sie wedelt mit den Armen, und es fehlt nicht viel, dass sie
auch noch auf und ab hüpft. »Pixil redet unentwegt von dir! Jeder weiß über
dich

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