Quantum
ermitteln
…«, beginnt Sagewyn endlich.
Die Älteste wirft ihm einen strafenden Blick zu. »Isidore. Ich würde
mich gern einen Moment mit Ihnen unterhalten.« Der spitzohrige Zoku-Vorsteher
erhebt sich. »Hat mich gefreut, Sie kennenzulernen, Isidore.« Er zwinkert ihm
zu. »Fauststoß?« Er macht eine seltsame Geste, wie ein Hieb, der nicht zu Ende
geführt wird. »Alsdann. Machen Sie’s gut.«
»Ich entschuldige mich für meine Zoku-Genossen«, sagt die Älteste.
»Sie haben wirklich nicht viel Kontakt zur Außenwelt.«
»Es ist mir eine Ehre, Sie kennenzulernen«, sagt Isidore. »Pixil hat
noch nie von Ihnen gesprochen. Auch nicht von ihrem Vater. Ist er auch da?«
»Sie wollte Sie vielleicht nicht verwirren. Ich verwende gern das
Wort ›Mutter‹, aber die Sache ist etwas komplizierter. Sagen wir, es gab im
Protokollkrieg einen Vorfall, an dem ich und ein gefangenes Sobornost-Kriegerhirn
beteiligt waren.« Ihr Blick fällt auf den Verschränkungsring an Isidores Hand.
»Hat sie Ihnen den gegeben?«
»Ja.«
»Interessant.«
»Wie bitte?«
»Armer Kerl. Sie hätte Sie nicht hierher bringen dürfen. Sie sehen
schrecklich aus.« Sie seufzt. »Aber vielleicht ist es gerade das, was sie jetzt
braucht, um sich etwas zu beweisen.«
»Ich verstehe nicht.« Er versucht, den Gesichtsausdruck seines
Gegenübers zu deuten, aber die kleinen Hilfen des Gevulot sind nicht vorhanden.
Das ist eines der Dinge, die ihn an Pixil immer angezogen haben. Das
Rätselhafte. Bei ihrer Mutter findet er es nur beängstigend.
»Eigentlich wollte ich nur sagen, dass Sie von meiner Tochter nicht
zu viel erwarten dürfen. Sie müssen wissen, dass sie bereits eine Beziehung zu
etwas hat, das größer ist als sie selbst. Das ist ein Grund, warum ich Ihnen
die Geschichte erzählt habe. Sie probiert aus, dagegen ist nichts einzuwenden,
und Sie sollten es auch so halten. Aber ihr beiden seid nicht verschränkt.
Daran werden Sie niemals teilhaben. Verstehen Sie?«
Isidore zieht scharf die Luft ein. »Mit allem schuldigen Respekt,
ich finde, unsere Beziehung geht nur uns beide etwas an. Sie wäre ganz bestimmt
der gleichen Meinung.«
»Sie verstehen gar nichts«, sagt die Älteste.
»Wenn Sie damit sagen wollen, ich wäre nicht gut genug für sie …« Er
verschränkt die Arme vor der Brust. »Mein Vater war ein Aristokrat in der
Monarchie. Und ich dachte, man kann einem Zoku auch beitreten. Wer sagt denn,
dass ich mich dazu nicht entschließe?«
»Aber das werden Sie nicht.«
»Ich glaube nicht, dass Sie darüber zu bestimmen haben.«
»Aber gewiss doch. Das ist ein Zoku. Wir sind eins.« In ihren Augen
blitzt etwas auf. »Lassen Sie sich von diesem kleinen Maskenfest nicht
täuschen. So sind wir nicht wirklich. Sie haben auch sie noch
nicht richtig erkannt: Wir haben sie veranlasst, sich unter Ihresgleichen zu
mischen und Sie kennenzu-lernen. Aber unter der Fassade …«
Über das Gesicht der Ältesten geht ein Zucken, und für einen Moment
ist sie eine schillernde Statue aus einer Milliarde tanzender Stäubchen, in
der, inmitten von vielfältigen Konstellationen blitzender Edelsteine, die dem
Stein auf dem Schwert gleichen, ein wunderschönes Antlitz schwebt. Gleich
darauf ist sie wieder die Blondine mittleren Alters. »Unter der Fassade sind
wir anders.«
Sie streichelt Isidores Hand. »Aber keine Sorge. Solche Dinge gehen
ihren eigenen Gang.« Sie steht auf. »Cyndra ist bestimmt bald wieder zurück.
Genießen Sie die Party.« Sie taucht ab in die Menge, das Schwert schwingt an
ihrer Hüfte hin und her. Isidore bleibt zurück und starrt in den Pixelregen auf
den Monitoren.
Nach einer Weile bekommt Isidore Durst und probiert das Bier. Es
ist abgestanden und schmeckt scheußlich, Wein wäre ihm ohnehin lieber, aber er
kippt zwei Dosen hinunter, bevor die Wirkung einsetzt. Der lange Tag macht sich
bemerkbar, und er schläft vor den Monitoren fast ein. Zwei andere Gäste – ein
junger Mann und ein Mädchen, das sich wie eine Leiche geschminkt hat – setzen
sich und spielen das Spiel. Nach einer Weile dreht sich der Mann um und lächelt
Isidore schüchtern an.
»Hallo«, sagt er. »Möchtest du mal probieren? Ich bin für unsere
Weltenzerstörerin hier kein Gegner.«
Das Mädchen verdreht die Augen. »Ein Liebhaber, aber kein Kämpfer,
wie?«, fragt sie.
»Genau.« Der Mann sieht etwas älter aus als Isidore, ein früher
Teenager nach Marsjahren, mit asiatischen Zügen und Bleistiftschnurrbart,
Maßanzug und schwarzem,
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