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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Informationen beibringen kann, ist alles andere als albernes Theater; innerhalb von dreißig Sekunden hat er mich mit seinen Antworten in Grund und Boden bombardiert, und das alles für ein paar Dollar. Es hätte Stunden gedauert, wenn ich dieselben Datenbanken, Expertensysteme und Bibliotheken hätte abfragen wollen.
    Um jemand in Lauras Zustand erfolgreich zu behandeln, muß man den Hebel gleich an mehreren Stellen ansetzen; dafür kommen jeweils verschiedene Substanzen in Frage, die wiederum unter verschiedenen Handelsnamen verkauft werden. Und natürlich muß man auch überall da nachfragen, wo sie verkauft werden. Pangloss zeigt mir das mit einem hübschen Flußdiagramm, das wie ein reich verzweigter Baum vor seiner Nase schwebt. Er bringt aber auch eine Kopie für mein Terminal auf den Weg.
    Ich rufe Bella an, zeige ihr die Liste der Pharmahändler und bitte sie um die Lieferlisten der letzten drei Monate.
    >Fünf Stunden<, sagt sie. >Kennwort: Notturno.<
    Fünf Stunden. Die ersten zehn Minuten verbringe ich damit, aus dem Fen9ter zu starren, während ich überlege, was ich in der Zwischenzeit tun könnte. Es fällt mir nichts ein, also werde ich essen gehen.
     
    Das Hotelrestaurant im Erdgeschoß macht einen muffigen, dabei sehr teuren Eindruck. Ich verlasse das Hotel. Es gibt eine bodenständige Küche in Neu-Hongkong, auch wenn sie weitgehend auf der kantonesischen basiert. Aber einige ihrer Eigenheiten schrecken mich ab. Krokodilfleisch aus Arnhem-Land zum Beispiel. Sehr delikat, sagt Déjà-vu, aber wer möchte schon ein menschenfressendes Krokodil verzehren und so vielleicht zum Kannibalen zweiten Grades werden? Ich entscheide mich für gerösteten Reis.
    Es sind immer noch Stunden, die ich totschlagen muß, also wandere ich ziellos durch die Straßen. Ich nehme mir fest vor, über den Fall nachzudenken, aber ehrlich gesagt, bin ich es leid, immer wieder dieselben Fragen Revue passieren zu lassen, die nur zu neuen Fragen führten, nie zu einer Antwort. Ich möchte an gar nichts mehr denken. Es ist Büroschluß, fast erstickt man in den Menschenmassen. Die vorbeiflutenden Gesichter sind angespannt und sorgenvoll. Das macht auch mich für gewöhnlich angespannt und besorgt, doch heute scheine ich immun zu sein, als gehörte ich noch nicht recht zu dieser Stadt und müßte mich von ihrer Atmosphäre nicht berühren lassen.
    Die Dämmerung, die plötzlich über mich hereingebrochen ist, rührt von dem Turm der Pan-Pacific-Bank, ein Zylinder von hundert Etagen mit einer merkwürdig aufgerauhten goldenen Oberfläche. Déjà-vu spielt den Fremdenführer: >Hier sehen Sie Hsu Chao-chungs berühmtestes und umstrittenstes Werk, beendet im Jahr 2063. Die metallen wirkende Oberfläche ist aus Kunststoff; die fraktale Gliederung ihrer Struktur erreicht einen bislang unübertroffenen Koeffizienten von 2,7…< Der Kommentar hört sich nicht an wie eine akustische Halluzination; es ist abstrakter, so, als würde man Gelesenes in Gedanken wiederholen. Der Kniff bei diesem Modul ist jedoch, daß parallel dazu das Unbewußte angesprochen wird; so entsteht ein Gefühl wachsender Vertrautheit, als bliebe einem nichts Wesentliches vorenthalten. Mochten die vorgekauten Weisheiten auch noch so banal sein, sie machten einen unweigerlich zu einem ebenso intimen Kenner dieses Ortes wie jene, die ihr ganzes Leben hier verbracht haben. Und das ist genau das, was Touristen sich gerne vorgaukeln. Auf diese Art Selbstzufriedenheit verzichte ich gern.
    Wenn die Sonne tatsächlich untergeht, wird es hier sehr rasch dunkel. Karen geht neben mir, schweigend zuerst, aber mir genügt es, aus dem Augenwinkel einen Schemen von ihr zu erhaschen und den schwachen Duft ihrer Haut zu riechen, damit ich mich nicht mehr einsam fühle.
    Wir sind bei einem Markt unter freiem Himmel angelangt, endlose Reihen von Ständen und Tischen mit Souvenirs, Schmuck, überflüssigem High-Tech-Spielzeug. Die Hologramme über den Ständen breiten grellbunte Lichtbänder über die Szene, wabern in der Luft wie Flaschengeister, die man zu einem Dasein als Marktschreier verdammt hat.
    »Brauchen wir eine intelligente Salatmaschine? >Schneller und geschickter als jeder Mensch mit Koch-Modul.<«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Wie wär’s damit? Ein Passepartout, ein Schlüsselersatz. >Speichert die geometrischen, elektrischen, magnetischen und optischen Eigenschaften von bis zu tausend Schlüsseln und ruft sie bei Bedarf ab.<«
    >Ich denke nicht.<
    »Nun komm schon. Mit

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