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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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schwarzhäutiger >Südländer<, das heißt Einwanderer aus Australien mit europäischen und asiatischen Vorfahren. Ich bin also keineswegs der argwöhnisch beäugte Fremde, als der ich mich fühle.
    Das Hotel >Renaissance< war das billigste, das ich finden konnte, doch geht es auch hier nicht ohne diese befremdliche Aura von Luxus. Überall Teppiche in Rot und Gold, an den Wänden überdimensionale Zeichnungen von da Vinci. Eine wirklich billige Unterkunft wird man in Neu-Hongkong nicht finden. Rucksacktouristen ohne einen Penny in der Tasche bekommen nicht einmal ein Visum. Ich kann es nicht ausstehen, daß man mir das Gepäck hinterherträgt, aber noch unausstehlicher wird das Aufsehen sein, wenn ich mich weigere, meinen Koffer herzugeben. Mehrfach ist der diskrete Hinweis zu lesen, daß Trinkgelder hier nicht üblich sind, doch Déjà-vu weiß es besser und informiert mich auch über die aktuellen Tarife.
    Wenigstens ist das Zimmer klein genug, um mich nicht als Verschwender dastehen zu lassen, und die Aussicht beschränkt sich auf ein Stück Fassade des Axon-Gebäudes. Eine hübsche Dekoration haben sie sich einfallen lassen, die Namen ihrer bestverkauften Neuromodule zieren die Wand – immer aufs neue wiederholt, in allen Richtungen, in einem Dutzend verschiedener Sprachen, so daß ein reizvolles abstraktes Muster daraus entstanden ist. Buchstaben, die aus schwarzer Marmorimitation herausgemeißelt sind, fallen nicht allzusehr ins Auge, aber das könnte Absicht sein: Schließlich hat sich Axon aus einer kleinen Firma entwickelt, die Hilfsmittel für >unterschwelliges Lernen< unter die Leute brachte – Ton- und Videocassetten, die eigentlich unhörbare oder unsichtbare Botschaften enthielten, die direkt auf das Unbewußte wirken sollten. Auf einen Humbug mehr oder weniger kam es nicht an, doch bewirkten diese Dinge weit mehr als nur einen Placeboeffekt bei den Einfältigen und eine Dollarflut für die Geschäftemacher: Sie schufen den Markt für jene Techniken, die tatsächlich funktionierten, so daß man sie eines schönen Tages nur noch zu erfinden brauchte.
    Ich packe meinen Koffer aus, dusche, stelle mit einiger Verspätung all die Uhren in meinem Kopf um eineinhalb Stunden vor, dann setze ich mich aufs Bett und beginne zu überlegen, wie ich Laura Andrews in einer Stadt mit zwölf Millionen Einwohnern finden soll.
    Unter >Bestattungen< vermelden die Zeitungen, daß Han Hsiu-lien am vierundzwanzigsten Dezember eingeäschert wurde, und ich bezweifle keineswegs, daß die Leiche im Verbrennungsofen Laura äußerst ähnlich gewesen sein muß, obwohl die echte Han Hsiu-lien Perth wohl niemals verlassen hat. Dieses Herumhantieren mit Leichen ist schon recht aufregend, aber die Beschäftigung damit bringt mich in der Sache nicht weiter. Ich kann nicht beim Krematorium nachfragen, ohne die Entführer auf mich aufmerksam zu machen. Dasselbe gilt für die Leute, die die Fracht am Flughafen entladen und an Ort und Stelle gebracht haben. Jeder, der etwas Interessantes zu berichten wüßte, ist mit Sicherheit zugleich in die Geschichte verwickelt.
    Also, was habe ich inzwischen erreicht? Ich weiß noch immer nichts über die Entführer, kenne nicht ihr Motiv, ihre Absichten. Einmal davon abgesehen, daß ich nun weiß, an welcher Stelle des Globus ich zu suchen habe, bin ich keinen Schritt weitergekommen. Alles, woran ich mich halten kann, ist Laura – eine inzwischen auch körperlich Behinderte. Nun ist es fast wie die Suche nach einem leblosen Gegenstand.
    Aber sie ist kein lebloser Gegenstand, sie ist ein Mensch. Und sie muß erst einmal genesen, nachdem man ihr Skelett völlig umgebaut hat. Genesen! Was brauchte man dazu? Pflege durch qualifizierte Kräfte, Physiotherapie – einmal angenommen, daß die Entführer sie nicht zum Krüppel machen wollen. Medikamente, auf jeden Fall. Da sie sie bis heute am Leben erhalten haben, dürften sie auch weiterhin an ihrer Gesundheit interessiert sein. Welche Medikamente? Sicher gibt es ganz spezielle Mittel in einem solchen Fall, ich kenne sie nicht, also muß ich sie herausfinden.
    In solchen Dingen wende ich mich am liebsten an Doktor Pangloss. Anders als Bella, die vermeintlich gut geschützte Daten für mich zusammenstiehlt, versorgt mich der Doktor mit Fakten, die vermeintlich leicht zu beschaffen sind. Er trägt eine gepuderte Perücke und sieht viel eher wie Moliere denn Voltaire aus, und mit näselnder Stimme spricht er reinstes Oxford-Englisch. Aber was er an

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