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Quarantäne

Quarantäne

Titel: Quarantäne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Greg Egan
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Die Frage ist doch gar nicht, was es für sie bedeuten würde. Hätten die Kinder bei jedem Verbrechen auf der Welt ihre Hand im Spiel, das in ihrer Sicht ein Vorzeichen irgendeiner Art sein konnte, dann hätte man Dupreys Anhängerschaft um den Faktor einer Million unterschätzt.
    Was für ein weinerliches Getue, jetzt ans Weglaufen zu denken!
    Immerhin, noch habe ich nichts weiter zu verlieren als das Geld. Ich könnte einfach auf Nummer Sicher gehen und den Fall aufgeben. Ja, und ich könnte mich in die Schar jener Leute einreihen, die unablässig ihre Biographie durchforsten, ob sie den Kindern je den geringsten Anlaß zum Groll gegeben haben, und sich an jedem neuen Jahrestag irgendeines Stadiums von Dupreys lauem, blutleeren Märtyrertum in ihren Häusern verbarrikadieren. Leute, die keinen einzigen heiligen Feiertag ihrer Religion der Angst vergessen können.
    Ich packe wieder aus.
    Es ist kurz vor Sonnenaufgang. Wie so oft habe ich nach einer durchwachten Nacht das Gefühl besonderer geistiger Klarheit, ein Gefühl, als hätte man die gewohnten Schranken des menschlichen Denkens hinter sich gelassen und wäre der Welt an sich auf der Spur. Ich gebe Master die Anweisung, mein Hormonsystem zur Ordnung zu rufen, und bald hat sich die Euphorie verflüchtigt.
    Was ich inzwischen herausbekommen habe, weist keineswegs auf eine Beteiligung der Terroristen hin; schlimmer noch, es weist auf überhaupt nichts hin. Aber irgendwo muß man anfangen – und Biomedical Development International ist der einzige Kunde auf meiner Liste, der eigentlich keinen triftigen Grund haben konnte, genau die Medikamente zu kaufen, die Laura braucht. Und wenn BDI keine Aktionäre hat, die man mit allerlei Verlautbarungen beeindrucken muß, und Hackermethoden zu riskant sind, dann muß ich eben einen direkten Weg finden um herauszubekommen, welche Art Forschung diese Leute betreiben.
    Ich nehme eine kleine Schachtel aus meinem Koffer und öffne sie vorsichtig. Eingebettet in Papiertücher schläft eine niedliche kleine Stechmücke.
    Das Modul, mit dem man das Tier direkt programmieren kann, habe ich nicht. Aber ein zweites Fach in der kleinen Schachtel enthält einen Chip mit allen Informationen, die ich dafür brauche. Ein hübsches, altmodisches, sequentielles Programm, für das man nur ein wenig mehr Zeit braucht. Ich nehme den Chip heraus und schalte ihn ein. Er leuchtet unsichtbar im Infrarotbereich, und die modulierten Lichtwellen werden von den Empfängerzellen an meinen Händen und im Gesicht aufgezeichnet. Es sind etwas überarbeitete Hautzellen, denen man dieses kleine Kunststück beigebracht hat. Die demodulierten Signale werden an Transmitter (NeuroComm; eintausendvierhundertneunundneunzig Dollar) weitergeleitet, dort decodiert und gespeichert.
    Das komplette Programm reiche ich an von Neumann (Continental BioLogic; dreitausendeinhundertundfünfzig Dollar) weiter. Die Funktionen eines gewöhnlichen Computers nachzuahmen gehört nicht zu den Stärken des menschlichen Gehirns. Daher braucht man spezialisierte Module, jedes eigens für einen bestimmten Zweck konstruiert – das ist in jedem Fall besser, als einen großen, programmierbaren Computer unter der Schädeldecke zu haben. Aber niemand kann sich jedes Modul auf dem Markt leisten, ganz abgesehen davon, daß es sich auf die Leistung des Gehirns ungünstig auswirken könnte, wenn man dieser Art von Maschinerie übermäßig viele Nervenzellen überläßt. Deshalb ist es manchmal das vernünftigste, wie in alten Tagen Programme in die internen Speicher zu laden.
    Culex explorator ist tatsächlich ein Tier, obwohl man der Natur gründlich nachgeholfen hat, zuerst gentechnisch und später durch Eingriffe am ausgewachsenen Insekt. Der Beitrag der Gentechnik bestand im wesentlichen darin, dem Tier genügend Nervenzellen für die vorgesehenen Module mitzugeben – einschließlich der IR-empfindlichen Zellen für die Datenübermittlung. Ich suche mir die für meine Zwecke geeigneten Verhaltensparameter aus dem nun in meinem Kopf befindlichen Menü aus, warte fünf Minuten, bis das Programm in die Sprache des Insektenhirns übersetzt ist, dann lege ich die hohlen Hände wie zum Schutz über die Schachtel – so erhält man die maximale Signalstärke – und trichtere dem Tier meine Befehle ein. Transmitter hat das gesamte Programm längst überprüft, in endlosen, automatischen Testsequenzen, doch lasse ich mir sicherheitshalber den gesamten Datensatz aus dem Insekt überspielen. Alles

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