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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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und seine schlechten Tage …«
    Charlie verstummte, als würde ihm bewusst, dass er die Grenzen der Ingenieursschicklichkeit überschritten hatte. Er möchte nicht, dass ich das zitiere, dachte Chris. »Sie sind also mit dem O/BEK-Prozessor zur NASA gegangen?«
    »Die NASA hat am Ende ein paar Zylinder von Gencorp gekauft. Mich haben sie gleich mitgekauft. Aber das ist eine andere Geschichte. Sehen Sie, im Grunde genommen war das Problem Folgendes: Je schwächer der Output des Galileo-Arrays wurde, desto schwieriger wurde es, das Signal vom Rauschen zu trennen. Unsere Aufgabe war es, dieses Signal zu orten, es einzufangen und es von dem ganzen Funkmüll zu isolieren, den das Universum wahllos ausrülpst. Die Leute fragen immer wieder: ›Und wie haben Sie das gemacht?‹ Und ich muss ihnen dann sagen, wir haben es nicht gemacht, niemand hat es gemacht, wir haben nichts anderes getan, als das Problem den O/BEKs vorgelegt mit der Zielvorgabe, sie vorläufige Antworten produzieren und diese sich im Erfolgsfall vermehren zu lassen … hunderttausende von Generationen pro Sekunde, eine natürliche Auslese à la Darwin im großen Maßstab, ›Survival of the Fittest‹, wobei ›Fittest‹ sich als Erfolg beim Einfangen eines Signals aus einem rauschenden Input definiert. Code schreibt Code, schreibt wieder Code, und der Code verkümmert und stirbt. Mehr Generationen, als je Menschen auf der Erde gelebt haben, ja fast mehr Generationen, als es Leben auf der Erde gibt. Zahlen, die sich wie DNA selbst komplexifizieren. Die Schönheit des Ganzen liegt in der Unvorhersehbarkeit, verstehen Sie?«
    »Ich glaube, ja«, sagte Chris. Ihm gefiel Charlies Redelust. Es war immer gut, wenn ein Interviewpartner Leidenschaft an den Tag legte.
    »Ich meine, wir produzierten etwas, das schön war und geheimnisvoll. Sehr schön. Sehr geheimnisvoll.«
    »Und es funktionierte«, sagte Chris. »Signale wurden aus dem Rauschen herausgefiltert.«
    »Die ganze Welt weiß, dass es funktionierte. Natürlich waren wir uns dessen selber gar nicht sicher, nicht während die Sache im Gange war. Wir hatten da einige Schwellenereignisse, wie wir es nannten. Es gab Momente, da hätten wir alles beinahe verloren. Wir hatten ein schönes sauberes Bild und plötzlich schwindet es, ein Pixel nach dem anderen, kann man fast sagen. Sieg des Rauschens, Verlust der Verständlichkeit. Aber jedesmal holten die O/BEKs es zurück. Ohne unser Zutun, verstehen Sie. Die Mathematiker sind fast verrückt geworden, weil es da offensichtlich eine Stufe gibt, wo man definitiv kein sinnvolles Signal mehr einfangen kann, weil es einfach zu viel Verluste gibt, aber die Maschinen zaubern trotzdem welche hervor, wie ein Kaninchen aus dem Hut, presto. Bis eines Tages …«
    »Bis eines Tages?«
    »Bis eines Tages ein Mann im Anzug ins Labor kam und sagte: ›Jungs, es ist gerade von oben bestätigt worden, das Array hat jetzt ganz aufgehört zu senden, es kommt überhaupt nichts mehr, und ihr könnt euch darauf einstellen, den Laden zu schließen und nach Hause zu gehen.‹ Und meine Chefin zu der Zeit – das war Kelly Fletcher, sie ist jetzt in Crossbank –, die dreht sich von ihrem Monitor um und sagt: ›Nun, das kann ja sein, aber Tatsache ist, wir kriegen weiterhin Daten rein.‹«
    Charlie aß sein Sandwich auf, wischte sich den Mund ab, stieß seinen Stuhl zurück. »Wir können jetzt wahrscheinlich ins Magazin rein.«
     
    In Crossbank hatte Chris die O/BEK-Führung von der Galerie aus bestreiten müssen. Ins eigentliche Getriebe war er nicht eingeladen worden.
    Der sterile Schutzanzug war so bequem, wie solche Dinger eben sein können – kühle Luft wurde hineingeleitet, man hatte ein weites transparentes Visier –, aber Chris fühlte sich dennoch ein wenig klaustrophobisch darin. Charlie führte ihn durch eine Zugangstür in die beklemmend stille O/BEK-Kammer. Die weiß emaillierten Zylinder hatten jeweils die Größe eines Kleinlasters. Sie waren auf Isolationsplattformen befestigt, die imstande waren, jede vom Boden ausgehende Erschütterung bis zu einem mittleren Erdbeben abzufedern. Seltsame, heikle Maschinen. »Es könnte jederzeit zu Ende gehen«, murmelte er.
    »Was war das?«
    »Das hat ein Ingenieur in Crossbank zu mir gesagt. Er sagte, ihm gefiele der Druck, an einem Prozess zu arbeiten, der jederzeit zu Ende gehen könne.«
    »Da ist sicherlich was dran. Dies ist ja eine völlig neue Art von Technologie.« Er stieg über ein Bündel von teflonisolierten

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