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Quarantaene

Quarantaene

Titel: Quarantaene Kostenlos Bücher Online Lesen
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Kabeln. »Diese Maschinen halten nach Planeten Ausschau, aber zehn Jahre nach jener ersten NASA-Verbindung wissen wir immer noch nicht, wie sie das machen.«
    Oder ob sie es machen, dachte Chris. Es gab einen harten Kern von Skeptikern, die glaubten, dass es keine echten Daten hinter den Bildern gebe: dass die O/BEKs lediglich … nun ja, träumen würden.
    »Im Grunde«, sagte Charlie, »haben wir also zwei Forschungsprojekte gleichzeitig laufen: die Leute in der Plaza, die versuchen, aus den Daten schlau zu werden, und wir hier, die wir versuchen herauszufinden, wie wir die Daten bekommen. Aber wir können auch nicht zu genau hinsehen. Wir können die O/BEKs nicht auseinandernehmen oder sie mit Röntgenstrahlen oder anderen invasiven Mitteln durchleuchten. Wenn du’s messen willst, machst du’s kaputt. Blind Lake hat die Crossbank-Anlage nicht einfach kopiert; wir mussten unsere Maschinen durch den gleichen Entwicklungsprozess schicken, nur dass wir die alten HD-Interferometer statt des Galileo-Arrays benutzt und dann die Signalstärke ganz bewusst Stück für Stück runtergefahren haben, bis die Maschinen den Trick beherrschten – was auch immer das für ein Trick sein mag. Es gibt nur zwei derartige Anlagen auf der Welt, und alle Versuche, eine dritte zu installieren, sind immer wieder gescheitert. Wir balancieren auf einer Stecknadel. Das ist es, was Ihr Gesprächspartner in Crossbank meinte. Etwas vollkommen Seltsames und Wunderbares passiert hier, und im Grunde verstehen wir es nicht. Wir können nichts weiter tun, als es zu hegen und zu pflegen, so gut wir können, und ansonsten zu hoffen, dass es nicht müde wird oder die Lust verliert und sich abschaltet. Es könnte jederzeit zu Ende gehen. Klar. Und aus allen möglichen Gründen.«
    Er führte Chris an dem letzten der O/BEK-Zylinder vorbei, dann durch eine Reihe von Kammern bis zu einem Raum, wo sie sich ihrer Schutzanzüge entledigten.
    »Sie müssen sich immer vor Augen führen«, sagte Charlie, »dass wir diesen Maschinen nicht vorgegeben haben, das zu tun, was sie tun. Es gibt da keinen linearen Prozess, kein aus A folgt B und daraus folgt C. Wir haben sie einfach nur in Bewegung gesetzt. Wir haben die Ziele definiert und sie in Bewegung gesetzt, und was dann kam, das war höhere Gewalt.« Er faltete den sterilen Anzug ordentlich zusammen und legte ihn zur Reinigung auf einen Ständer.
     
    Danach führte ihn Charlie durch den geschäftigsten Abschnitt der Alley, zwei riesige, mit Videobildschirmen gleichsam tapezierte Säle, in denen zahlreiche hochkonzentriert arbeitende Männer und Frauen an veränderbaren Desktops saßen. Chris fühlte sich an die alten NASA-Einrichtungen in Houston erinnert. »Sieht aus wie ein Bodenkontrollzentrum.«
    »Aus gutem Grund«, sagte Charlie. »Die NASA hat das Galileo-Array seinerzeit mit solchen Interfaces kontrolliert. Als die Probleme nicht mehr zu bewältigen waren, haben sie dieses Zeugs durch die O/BEKs geschickt. Hier an dieser Stelle kommunizieren wir mit den Zylindern über Ausrichtung, Tiefenschärfe, Vergrößerungsfaktoren und so weiter.«
    Bis ins kleinste Detail. Ein Monitor an der Wand gegenüber zeigte unbearbeitete Videobilder. Hummerhausen. Elaine hatte allerdings vollkommen recht. Es war ein absurd unangemessener Name. Die Eingeborenen sahen nicht annähernd aus wie Hummer, allenfalls vielleicht, was die raue Beschaffenheit ihrer Haut betraf. Demgegenüber hatte Chris schon oft gedacht, dass sie eher etwas Kuhartiges hätten, wenn man sich ihre träge Gleichgültigkeit betrachtete, diese großen leeren Billardkugelaugen.
    Das Subjekt befand sich zum Essen in einem geschlossenen Raum, tief im Innern eines schwach beleuchteten Nahrungsmittellagers. Moosartiger Bewuchs und Gemüsehülsen überall, und durch den feuchten Abfall krochen larvenähnliche Gebilde. Diesen Wesen beim Essen zuzusehen, dachte Chris, konnte einem zuverlässig den Appetit verderben. Er wandte sich um zu Charlie Grogan.
    »Ja«, sagte Charlie, »es könnte jederzeit zu Ende gehen, das ist wahr. Sie haben Ihr Quartier im Gemeindezentrum, hab ich von Ari gehört?«
    »Vorläufig jedenfalls.«
    »Soll ich Sie mitnehmen? Ich bin hier im Großen und Ganzen fertig für heute.«
    Chris sah auf seine Uhr. Fast fünf. »Klingt besser, als zu Fuß zu gehen.«
    »Vorausgesetzt, dass sie die Straße geräumt haben.«
     
    Reichliche fünf Zentimeter Neuschnee waren gefallen, während Chris sich in der Alley aufgehalten hatte, und der Wind

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