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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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dem es gelang, im House of Lords eine UFO-Arbeitsgruppe zu gründen, bevor er 1995 starb – oder zum Mars zurückkehrte. Oder King Arthur Uther Pendragon, selbsternannter Monarch, der seit 22 Jahren mit Krone, Schwert und Kriegsrüstung durch die Lande zieht. Exzentrik ist aber nicht nur den Adligen vorbehalten. Man denke an Captain Beany from the Planet Beanus , einen arbeitslosen Superhelden um die fünfzig, der sich gerne als baked bean , als „gebackene Bohne“, verkleidet und schon bei diversen Wahlen kandidiert hat. Oder den Künstler Paul Hurley, der über eine Woche in Frischhaltefolie eingewickelt in einem Schlammloch ausharrte, um das Gefühlsleben eines Regenwurms nachempfinden zu können. Ein Elektriker namens Andy Park aus Melksham im südenglischen Wiltshire wird Mr. Christmas genannt, weil er täglich (das Murmeltier lässt grüßen) Weihnachten mit allem Pipapo feiert: Zur Bescherung sechs mincemeat pies, ein Truthahnsandwich zum Frühstück, Truthahn zu Mittag und danach eine DVD mit der Weihnachtsrede der Queen. 4500 Truthähne, 90 000 mincemeat pies , 4500 Flaschen Champagner, 5000 Flaschen Wein und drei Dutzend Backöfen hat er auf diese Weise schon verbraten. Der Buchhändler Richard Booth erklärte das walisische Dorf Hay-on-Wye in Herefordshire ganz bescheiden zum unabhängigen Königreich, ließ sich zum König küren, ernannte sein Pferd zum Premierminister, Freunde und Bekannte zu Ministern, verfasste eine eigene Nationalhymne und gab eine Währung aus Reispapier heraus. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich exzentrische Sportler wie Eddie the Eagle, „ Eddie der Adler“, ein verblüffend leistungsschwacher Skispringer, der dank seiner starken Kurzsichtigkeit und der permanent beschlagenen Brille bei allen internationalen Wettbewerben zuverlässig den letzten Platz errang. Stets mit Reiterhose, Melone, Monokel und silbernem Spazierstock ausgerüstet erscheint der Boxer Chris Eubanks, der sich die Hände mit Evian wäscht und in einem riesigen LKW durch seine Heimatstadt Brighton fährt. Geradezu an der Tageordnung sind in England nerdige plane-spotters („Flugzeugbeobachter“), train-spotters („Zugbeobachter“) und – vermutlich die Unberührbaren unter all den seltsamen spotters – bus-spotters („Busbeobachter“). Ein Mann aus Bristol bekannte sich sogar dazu, ein pylon-spotter („Strommastenbeobachter“) zu sein. Nirgendwo gibt es so viele Leute, die sich nach Dienstschluss als Römer oder Robin Hoods verkleiden wie in England, wo laut Wissenschaftlern jeder 200te Einwohner auf irgendeine Art exzentrisch ist. Im Vergleich dazu liegt der Schnitt in anderen Ländern bei 1 Exzentriker auf 15 000 Einwohner. Es gibt sogar einen kompletten exzentrischen Ort, wenn man das so sagen kann. Argelton heißt er und liegt irgendwo in der Nähe von Lancashire. Theoretisch jedenfalls, denn irgendwann fand irgendjemand heraus, dass der Ort nur auf Google Maps existiert und sich an der ausgewiesenen Stelle in Wirklichkeit nur Wiesen und Weiden befinden. Kaum war der Ort aufgrund dieser Entdeckung von der Löschung bedroht, bildete sich eine Help save Argleton Gemeinschaft, die den Phantom-Ort noch heute aktiv und erfolgreich verteidigt. 5
    Sollte – wer weiß? – His Royal Highness Prince Charles in diesem Leben doch noch mal an die Macht kommen, wäre das die Krönung für das exzentrische England: Ein Staatsoberhaupt, das am liebsten ein Tampon wäre, mit Pflanzen spricht und nie ohne seine eigene Klobürste verreist! Dabei wird eins ganz klar: Nämlich, dass England im Grunde genommen eine einzige große Monty-Python-Parodie ist. Und dass Figuren wie Mr. Bean oder Basil aus Fawlty Towers ganz und gar nicht überzogen sind – sondern nur ganz stinknormale, ein bisschen exzentrische Engländer.

Höflichkeit
    Tausend Entschuldigungen, kein Grund zu klagen, Schlangen, die aus einem einzigen Menschen bestehen und Gehwegtänze.

    Wenn Sie jemandem in Deutschland auf den Fuß treten, werden Sie sehr wahrscheinlich ein scharfes „Achtung!“ oder „Passen Sie doch auf!“ zu hören kriegen. Nicht so im Land der gentlemen . Da wird nämlich der Pechvogel sich bei Ihnen entschuldigen, dass er und sein ungeschickter Fuß Ihnen im Weg waren: „Oh sorry, wie tollpatschig von mir. Haben Sie sich verletzt? Tut mir so leid!“ Laut einer Untersuchung zum Thema Höflichkeit entschuldigt ein durchschnittlicher Engländer sich auf die eine oder andere Weise sechzig Mal am Tag. Macht ganze 1,9

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