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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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Sie in 99% aller Fälle ergänzen mit: „Aber bestimmt nicht in diesem Leben.“ Und wenn Sie als englischer Arbeitnehmer irgendwann den fatalen Satz „Wir müssen wirklich eine Lösung finden!“ hören, wird Ihnen ein freundlicher Sicherheitsbeamter wahrscheinlich schon innerhalb der nächsten halben Stunde einen Pappkarton mit Ihren Unterlagen und der Zimmerpflanze in die Hand drücken. „Danke für Ihr Verständnis!“ heißt dann „Auf Nimmerwiedersehen Sie Arsch und ein schönes Leben noch!“
    Viele Engländer würden lieber auf der Stelle vom Blitz erschlagen werden als das Wort „Nein“ in den Mund zu nehmen. Grundsätzlich können Sie deshalb davon ausgehen, dass alle Sätze, die mit „Tja …“, „Na ja …“, „Vielleicht …“, „Möglicherweise …“, „Eventuell …“, oder „Ja, aber…“ beginnen, dann ein furchtbar umständliches, verschachteltes und mit vielen Konjunktiven und relativierenden Ausdrücken versehenes Wirrwarr zur Folge haben und dann womöglich noch mit einem Fragezeichen enden, eine knallharte Absage bedeuten. „Na ja, ich würde Sie sozusagen sicherlich niemals nicht sehen wollen, würde ich?“ Zack!
    Dies englische Um-drei-Ecken-reden und Alles-als-offene-Frage-formulieren ist eine harte Nuss für Deutsche, die sich furchtbar unehrlich und unauthentisch fühlen, wenn sie dem Gegenüber nicht immer und überall auf dem allerdirektesten Weg ihre Meinung geigen dürfen. Es ist aber, das werden Beziehungs-Psychologen bestätigen, eine vorzügliche Methode, offene Konflikte zu vermeiden. Selbst einem harmlosen „Schönes Wetter!“ folgt in England stets die Nachfrage „Ist es nicht so?“, was dem Gesprächspartner die Chance einräumt, zu widersprechen. Was dieser natürlich nur machen wird, wenn er Deutscher ist. 7
    Mein Bruder hatte mal einen upper middle class -Kollegen, welcher der felsenfesten Überzeugung war, dass Höflichkeit wichtiger ist als Ehrlichkeit und der nichts mehr hasste als Konfrontationen. Das hatte zur Folge, dass er sich immer wenn sich eine Diskussion mit einem sperrigen Subunternehmer anbahnte im Auto versteckte, weil ihm das alles so schrecklich peinlich war.
    Understatement, auf Deutsch : „Tiefstapelei“, heißt eine weitere typisch englische Methode, im Gespräch zu zeigen, dass man sich selbst und sein persönliches Pillepalle nicht so wichtig nimmt. Als der britische General Thomas Brodie 1951 im Koreakrieg mit seiner überschaubaren 600-köpfigen Truppe von zehntausend Chinesen über den Haufen gerannt wurde, berichtete er seinem Chef, die Lage sei „etwas heikel“. Der Antarktis-Forscher Captain Lawrence Oates trat 1912 den sicheren Weg in den Blizzard-Tod mit den Worten an: „Ich geh mal raus und werde vielleicht eine Weile weg sein.“ Der schwarze Ritter aus Monty Python’s Ritter der Kokosnuss kommentiert seine abgehackten Arme wegwerfend mit „Nur eine Fleischwunde!“ Fast schon wichtigtuerisch erscheint dagegen der Duke of Uxbridge, der während der Schlacht von Waterloo hinsichtlich seines durch einen Kanonenschuss abgetrennten Beins anmerkte: „Um Gottes Willen, Sir, ich habe mein Bein verloren.“ Ein „Ach, bloß ein Kratzer!“ wäre dagegen sehr viel englischer gewesen!
    Selbst ein ganz normaler Engländer wird nach einem Tag, an dem nach deutschem Dafürhalten einfach alles schief lief und – sagen wir mal – der Hund in die Hauspuschen gepinkelt hat, die Kinder aus der Schule geflogen sind, der Partner mit dem besten Freund durchgebrannt ist, der Chef einem gerade die Kündigungspapiere überreicht hat, das Haus bis auf die Grundmauern niedergebrannt und das Auto geklaut wurde, mit lässiger Miene sagen: „Can’t complain!“, auf Deutsch: „Kein Grund zu klagen.“ Wenn er obendrein gerade die ärztliche Diagnose bekommen hat, dass er aufgrund einer Krebserkrankung nur noch 6 Wochen zu leben hat, wird er unter Umständen vielleicht noch ein „ considering“ dranhängen, also „Can’t complain … considering“ Was soviel heißt wie „Nicht übel … wenn man bedenkt.“
    Understatement ist in England genauso wichtig, wenn man Erfreuliches zu vermelden hat und schließlich, um Gottes Willen, auch darum kein großes Gewese macht! Auf die Frage, wie es geht, antwortet man als Engländer keinesfalls „Mir geht’s super!“ oder etwas ähnlich Prahlerisches und Vulgäres, sondern schlicht: Not too bad – „Nicht übel“. Einen Millionengewinn im Lotto kommentieren Sie am besten mit folgendem

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