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Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken

Titel: Queenig und spleenig - Wie die Englaender ticken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Puri
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Sie in einer Unterhaltung mit Engländern nicht immer verstehen, worüber die anderen lachen, werden Sie es alleine durch Ihre lustige deutsche Aussprache spielend schaffen, Tausende von aberwitzigen Kalauern und Doppeldeutigkeiten zu fabrizieren.
    Nur eins entzückt die Engländer mehr als der eigene Sinn für Humor: die Tatsache, dass die Deutschen keinen haben. Schon Mark Twain meinte, der deutsche Humor sei kein Anlass zu Heiterkeit. Und auch heute noch überschlagen englische Zeitschriften sich regelmäßig vor Begeisterung darüber, dass die Deutschen in Umfragen zum unlustigsten Volk der Welt gewählt werden. 3
    Engländer betrachten deutschen Humor wahrscheinlich mit genau demselben gönnerhaften Gefühl, mit dem Deutsche ein chinesisches Automodell betrachten, das von deutschen Vorbildern abgekupfert ist. Natürlich machen sie es so gut sie es eben können, die Chinesen. Aber der Aschenbecher ist dann doch irgendwie fipsig. Und der Blinker wird, so wie er aussieht, bei der ersten Kurve abbrechen. Es ist eben doch nicht das Gleiche wie deutsche Qualitätsarbeit. Herrlich! Ähnlich befriedigend muss es für einen Engländer sein, wenn ein Deutscher etwas zum Besten gibt, das er selbst für trockenen, englischen Humor hält. Und es bereitet den Engländern diebisches Vergnügen, Erklärungen dafür zu finden, warum die Deutschen es mit dem Humor einfach nicht draufhaben . So behaupten einige (na klar: englische) Wissenschaftler, die deutsche Sprache sei zwar prima dazu geeignet, militärische Kundgebungen zu halten oder Anleitungen für Zündkerzen und Duschköpfe zu formulieren, man könne mit ihr aber eben keine Witze machen , das sehe man ja schon an deutschen Wörtern wie Donaudampfschifffahrtsgesellschaftskapitän oder Rindfleischetikettierungsüberwachungsaufgabenübertragungsgesetz . Zwar gibt es mittlerweile eine Handvoll deutsche Comedians, die regelmäßig durch England touren. Diese sind jedoch, vorsichtig ausgedrückt, nicht unbedingt die Speerspitze deutschen Humors. Vermutlich kommt ein Teil des englischen Publikums ohnehin nur, um zu sehen, dass es so etwas überhaupt gibt: deutsche Lustigkeit. Viele werden deutsche Komiker mit der gleichen Sensationslust betrachten wie seinerzeit die ersten Cricket-Teams in den Kolonialländern. Immerhin sind die Engländer fest davon überzeugt, dass Zuschauer in deutschen Comedy-Clubs singen, klatschen und mit den Füßen im Takt stampfen und dazu altertümliche Kostüme tragen. Wer, der einmal im Fasching das Öffentlich-Rechtliche Fernsehen eingeschaltet hat, will es ihnen verdenken? 4
    Es gibt in England eine beachtlich große Zahl von Menschen, die komisch sind, ohne es zu beabsichtigen. Exzentriker nämlich. Nirgendwo gibt es so viele von ihnen wie auf der Insel. Was wenig verwunderlich ist in einem Land, in dem schon Ortschaften so bekloppte Namen tragen wie Happy Bottom , „Fröhlicher Hintern“, und Chipping-Something, „ Splitter-Irgendwas“, oder ehrwürdige Richter lockige Wischmops auf den Kopf setzen. Um eins vorweg klarzustellen: Mit Exzentrikern sind nicht Leute gemeint, die eine Erdnuss mit der Nase durch London rollen, um ins Guiness Book of World Records zu kommen. Um ein waschechter Exzentriker zu sein, muss man sich vollkommen im Unklaren darüber sein, dass man irgendwie restlos durchgeknallt ist. Und um ein echter englischer Exzentriker zu sein, müssen sich auch noch alle anderen Leute um einen herum vollkommen im Unklaren darüber sein, dass man irgendwie restlos durchgeknallt ist. Oder wenigstens so tun. Unvergessen sind englische Adlige wie der Gutsherr Charles Waterton, der auf einem Krokodil auszureiten pflegte. Der Marquis von Bath, der Ölgemälde aller seiner 64 Gespielinnen anfertigen ließ. Der fünfte Herzog von Portland, der 15 Meilen Tunnel um sein Grundstück in Nottinghamshire herumbaute, damit er ungestört Spaziergänge machen konnte. Der Graf von Mar, der im Who is who „Tauben treten“ als Hobby angab und 1975 tot unter seinem Londoner Balkon aufgefunden wurde, nachdem er beim Angriff auf eines der verhassten Schnabelviecher vermutlich das Gleichgewicht verloren hatte. Der Schriftsteller Oscar Wilde pflegte mit einem Hummer an der Leine durch die Straßen zu gehen. Später wurde er wegen Sodomie eingebuchtet. Aber auch in der jüngeren Geschichte lassen sich allerorten merkwürdige Vögel finden. Zum Beispiel Brinsley Le Poer Trench, der Graf von Clancarty, der glaubte, dass er von Außerirdischen abstamme, und

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