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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Hinter ihm, durch das Fenster, sah sie die glasigen schwarzen Tanks, die so seltsam zerbrechlich wirkten, mit ihren ausgefransten Dampf-schwaden. Was würde geschehen, wenn er auf die Tanks schoß?
    Ihr Handy klingelte.
    Sie entfernte sich von Garreth, kramte in ihrer Handtasche und zog das Ding heraus, von dem der Scrambler an seinem Stück Kabel baumelte. »Hollis Henry.«
    »Ollie ist draußen«, sagte Bigend.
    Garreth starrte sie an, das schwarze Patronensäckchen in der Hand, als sei es irgendein mysteriöses viktorianisches Trauerutensil.
    Sie machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch es kam nichts heraus.
    »Wir haben Sie verloren, kurz nachdem Sie aus dem Auto ausgestiegen sind«, sagte Bigend. »Es steht immer noch da, wo Sie es abgestellt haben. Dann hatten wir Sie wieder auf dem Schirm, da waren Sie auf dem Clark Drive Richtung Norden unterwegs. Sind Sie in Sicherheit?«
    Garreth neigte den Kopf und zog die Augenbrauen hoch.
    Sie sah den herunterbaumelnden Scrambler an. Eines von Pamelas GPS-Geräten musste darin versteckt sein. Dieser Schweinehund.
    »Mir geht's bestens«, sagte sie. »Aber auf Ollie kann ich sehr gut verzichten.«
    »Soll ich ihn heimschicken?«
    »Auf jeden Fall! Sonst können Sie unseren Deal vergessen!«
    »Schon erledigt«, sagte er und war weg.
    Sie klappte das Handy zu. »Geschäftlich«, sagte sie.
    »Die konnten dich bisher nicht erreichen«, sagte er. »Ich habe einen Störsender eingeschaltet, als ich dich hochgebracht habe. Hätte ja sein können, dass du verkabelt bist. Ich habe ihn angelassen, bis du Teil des Teams geworden bist. Hätte ich dir wahrscheinlich sagen sollen, aber ich kann mich immer nur auf eine Sache konzentrieren.« Wobei er auf das Gewehr in seinem grauen Schaumstoffbett zeigte.
    »Was hast du damit vor, Garreth? Ich glaube, es wird Zeit, dass du mir das sagst.«
    Er nahm es hoch. Es schien seine Hände zu umfließen, sein Daumen tauchte in einem organisch geschnitzten Loch wieder auf. »Neun Schuss«, sagte er. »Repetierer, Einzelschuss. In einer Minute. Gleichmäßig verteilt auf dreizehn Meter Cor-Ten-Stahl. Dreißig Zentimeter über der Unterkante des Containers. Unterhalb der dreißig Zentimeter ist ein Innenrahmen, durch den ich nicht durchkomme.« Er sah auf seine Armbanduhr. »Hör zu«, sagte er, »du kannst dir ansehen, was ich tue. Ich kann mich nicht gleichzeitig vorbereiten und dir alles erklären, jedenfalls nicht in allen Details. Aber er hat dir die Wahrheit gesagt. Wir werden niemanden verletzen.« Er befestigte das schwarze Säckchen am Gewehr. Legte das Gewehr zurück in den grauen Schaumstoff. »Dann stecken wir dich jetzt mal in deine Schürze«, sagte er, fasste in die Segeltuchtasche und holte das hellblaue Plastikding heraus. Es entfaltete sich zu seiner ganzen Länge.
    »Was ist das denn?«
    »Radiologenschürze«, sagte er, legte ihr ein gefüttertes blaues Nackenband über den Kopf und trat hinter sie, wo sie ihn mit Klettverschlüssen hantieren hörte. Sie sah an der blauen, brustlosen Röhre hinunter, in die sich ihr Körper verwandelt hatte, und verstand jetzt, warum die Tasche so schwer gewesen war.
    »Ziehst du dir keine an?«
    »Ich«, sagte er und holte etwas viel Kleineres aus der Tasche,
    »begnüge mich mit dieser Fliege.« Er machte das Ding im Nacken fest, so dass es unter seinem Kinn hing. »Schilddrüsenschutz. Ach, und könntest du den Klingelton an deinem Handy abstellen?«
    Sie holte das Handy heraus und stellte ihn ab.
    Er legte eine dreißig Zentimeter lange, schwarze Nylonhülle um den dicken Schaft des Gewehrs. Hollis betrachtete sie genauer und entdeckte Schlaufen aus Nylongewebe. Garreth schaute auf die Uhr. Überprüfte wieder das Dosimeter, diesmal in der Mitte des Studios. Trat ans Fenster mit den Metallstreben. Es war in fünf Abschnitte gegliedert, aber nur die Flügel an den beiden Enden ließen sich öffnen. Er öffnete das Fenster, das der Raumecke am nächsten lag. Sie spürte eine kühle Brise, die andeutungsweise nach Elektrizität roch. »Drei Minuten«, sagte er. »Los.«
    Er kniete sich neben den schwarzen Plastikkoffer und öffnete ihn. Holte einen Acht-Zentimeter-Klotz stumpfgraues Blei heraus und stellte ihn auf den Boden. In den Bleiklotz waren neun Löcher gebohrt. Eine Reihe mit fünf, die andere mit vier. Etwas Zusammengedrehtes, Frischhaltefolie vielleicht, ragte aus den Löchern. Mit der linken Hand zog er neun plastikumhüllte Patronen mit spitz zulaufenden Enden heraus, eine nach

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