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Titel: Quellcode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Gibson
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Zug mit Flachwagen hinter sich her, auf jedem ein Container.
    Er lief weiter.
     
    Er war fast draußen, als aus dem Nichts der Hubschrauber kam und die Gleisanlagen mit seiner irrsinnig grellen Lichtblase überzog. Tito hatte nur zehn Minuten gebraucht, in denen er einen Weg durch das Dornengebüsch suchte, nachdem er vom Zug abgesprungen war. Er dachte, er wäre weit genug weg und hätte viel Zeit. Jetzt stand er da, hing mit den Jeans oben auf einem zwei Meter hohen Zaun am Stacheldraht fest, wie ein Kind. Keine Spur von Systema. Er sah, wie der Hubschrauber Höhe gewann und dann in die Richtung abschwenkte, in der das Meer liegen musste. Doch er drehte um. Kam zurück. Tito warf sich vom Zaun hinunter und spürte seine Jeans zerreißen.
    »Alter«, sagte jemand, »du weißt doch, dass die da drin Bewegungsmelder haben.«
    »Da kommt er wieder«, sagte ein anderer und zeigte nach oben.
    Tito rappelte sich auf, wollte losrennen. Plötzlich war der ganze schmale Park in zitterndes, scheinbar schattenloses Gleißen getaucht, der Hubschrauber irgendwo hoch oben über den frischen grünen Blättern der Bäume. Tito und drei andere im Zentrum des Scheinwerferstrahls. Zwei der Typen stützten gerade ein ausgewachsenes E-Piano auf der Rücklehne einer Bank ab und reckten dem Hubschrauber mit der freien Hand den Finger entgegen. Der grinsende Dritte hielt einen weißen, wolfsschultrigen Hund an einer roten Nylonleine. »Ich bin Igor, Mann. Und wer bist du?«
    »Ramon.« Das Licht ging aus.
    »Kannst uns beim Umzug helfen, Mann? Wir haben einen neuen Probenraum. Und Bier.«
    »Klar«, sagte Tito. Er musste von der Straße weg.
    »Spielst du was?« fragte Igor.
    »Keyboard.«
    Der weiße Hund leckte Tito die Hand.
    »Geil«, sagte Igor.

78. VERQUERE SCHLAGZEUGERIN
    »Meine Handtasche«, sagte sie, als sie zurück zu Bobbys Loft fuhren. Sie verrenkte sich den Hals, um hinter dem Sitz nachzusehen. »Da hinten ist sie nicht.«
    »Hast du sie nicht unseren Müllmännern mitgegeben?«
    »Nein. Vorher war sie noch da, neben dem Stativ.« Das Stativ wollte Garreth der Freundin schenken, die ihnen das Atelier besorgt hatte. Es war ein gutes, sagte er, und seine Bekannte war Fotografin. Alles andere hatten sie den »Müllmännern« ausgehändigt, die auf dem Parkplatz auf sie warteten, zwei Männer in einem betonbespritzten Kleinlaster, die dafür bezahlt wurden, dass die Sachen Teil eines Warenlager-Fundaments wurde, das sie an diesem Vormittag gießen sollten.
    »Es tut mir leid«, sagte er, »aber wir können unmöglich zurückfahren.«
    Sie dachte an Bigends Scrambler, dessen Verlust ihr nicht das Geringste ausmachte. Da fiel ihr das Geld von Jimmy wieder ein. »Scheiße.« Doch dann merkte sie, dass sie komischerweise erleichtert war, dass sich auch diese Sache erledigt hatte. Es hatte etwas Bedrückendes an sich gehabt. Ungut. Ansonsten waren außer ihrem Handy, dem Scrambler, den Schlüsseln für den Phaeton und die Wohnung, ihrem Führerschein und der einen Kreditkarte nur etwas Make-up, eine kleine Taschenlampe und ein paar Pfefferminzbonbons darin gewesen. Ihr Pass war in Bigends Wohnung, fiel ihr jetzt wieder ein.
    »Sie müssen sie versehentlich auch mitgenommen haben«, sagte er. »Aber das war eine Transaktion, die nicht rückgängig gemacht werden kann, tut mir leid.«
    Sie überlegte, ob sie ihm von dem GPS-Peilsender im Scrambler erzählen sollte, aber es erschien ihr zu kompliziert. »Mach dir keine Sorgen.«
    »War dein Autoschlüssel in der Handtasche?« fragte er, als sie vom Clark Drive abbogen.
    »Ja. Der Wagen steht die Straße hoch um die Ecke, dort, hinter einem Müllcontainer, direkt bevor man zu euch …« Eine hochgewachsene Gestalt in Schwarz stieg aus einem kleinen, blauen Auto aus, das hinter der Metallic-Masse des Blue-Ant-Phaetons parkte. »… in die Zufahrt kommt«, beendete sie ihren Satz.
    »Wer ist das?«
    »Heidi«, sagte Hollis. Als er an dem blauen Auto und dem Phaeton vorbeifuhr, sah sie auf der anderen Seite Inchmale, der sich gerade aufrichtete, bärtig und kahler, als sie ihn in Erinnerung hatte. »Und Inchmale.«
    »Reg Inchmale? Ehrlich?«
    »Lass mich raus«, sagte sie, »da vorne nach der Zufahrt.«
    Er hielt an. »Was wollen die?«
    »Keine Ahnung, aber ich lotse sie lieber sofort weg von hier. Ich weiß nicht, was ihr jetzt noch zu tun habt, aber ich wette, da kommt noch was. Ich lasse mich von den beiden retten. Ich nehme stark an, dass sie deswegen gekommen sind.«
    »Wo du es so

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