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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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aus.
    »Wie dem auch sei, ich habe diese Pizzeria nicht ausgesucht«, verkündete sie nach einer kurzen Pause. »Das waren die Mädchen, Apolla und Artemis ...«
    »Camryn und Alexandra«, erinnerte er sie. »Meinetwegen! Die haben sich diesen Ort ausgesucht, Eure eigensinnigen kleinen Zöglinge. Ich habe noch versucht, ihre Aufmerksamkeit draußen auf mich zu ziehen ...«
    »Indem Ihr Camryn an den Haaren gezogen habt und ihre Freundin in den Hintern gekniffen?« Karsh schüttelte bedenklich den Kopf und biss sich auf die Unterlippe, um nicht lächeln zu müssen.
    »Der Zweck heiligt die Mittel«, gab Ileana zurück. »Weshalb sollte ich vorsichtig sein, wo Thantos es nicht ist? Und was ist überhaupt so schlimm daran, dass wir unsere kleine Unterredung in einer Pizzeria abgehalten haben? Es war nötig, die beiden vor Thantos' Boten zu warnen.«
    »Ileana, um mit den beiden allein reden zu können, habt Ihr sträflich in das Leben von drei Unschuldigen eingegriffen. Vier, wenn man die Mutter mitzählt, die am Steuer saß ...«
    »Eingegriffen?«, wiederholte sie. »Das war doch nur eine Reifenpanne. Und habt Ihr gesehen, wie die sich aufgeführt haben, als ich dann weg war? Sie haben gekreischt, sich den Mund voll gestopft mit diesen Pizzen, sich gegenseitig mit Strohhalm-Verpackungen beworfen ...«
    »So etwas tun wir einfach nicht!«, unterbrach Karsh sie. »Es ist verboten. Wir verzaubern und verhexen einfach niemanden und mischen uns auch sonst generell nicht in fremder Leute Leben ein ... es sei denn, es geschieht zu ihrem Nutzen, nicht zu unserem.«
    »Nun, zwei meiner Schutzbefohlenen schwebten in ernsthafter Gefahr. Zwei, die mehr wert sind, als alle anderen Menschen zusammen ...«
    »Niemals!«, rief Karsh entsetzt aus. »Solch eine Ansicht ist einer wahren Hexe unwürdig. Das widerspricht allem, woran wir glauben. Alles Leben ist heilig ...«
    Ein Flügelschlagen über ihren Köpfen erschreckte Ileana. Sie sprang von ihrem Sitz auf und trat auf Boris' Schwanz. Der schlafende Kater kreischte vor Schreck. Im wilden Galopp verschwand er im Wald hinter dem Haus.
    »Ah, da seid Ihr ja. Pünktlich wie eh und je!« Lady Rhianna schwebte dicht über dem Haus. »Zum Dom der Gerechtigkeit -und zwar sofort, wenn ich bitten darf«, befahl sie. »Ich bin so pünktlich, wie Ihr geduldig seid«, grummelte Ileana, stand auf und klopfte Laub und Zweige von ihrem seidenen Umhang. »Ich bin soeben hier eingetroffen und habe Eure Nachricht gerade erst vorgefunden.«
    Karsh schirmte seine Augen gegen die Sonne ab, dann winkte er Rhianna herzlich zu. Über ihnen in ihren weiten Kleidern schwebend erinnerte sie an einen wunderschönen Zeppelin, und er bewunderte ihr bronzefarbenes Gesicht mit den Grübchen und den funkelnden schwarzen Augen und ihre drahtigen grauen Haare, die nach Mandelöl dufteten. Doch vor allem bewunderte er ihre prächtigen Schwingen. Rhianna war nur wenige Jahre jünger als er selbst, doch sie war noch immer voller Kraft und es gelang ihr noch immer, dieses verblüffende Zubehör hervorzuzaubern - schon einer der Flügel allein wog beinahe so viel wie Karsh.
    Kreise beschreibend lächelte Lady Rhianna ihn an. »Ich erwarte Euch - alle beide«, betonte sie, »in meinen Gemächern. Karsh, alter Freund, Ihr wirkt erschöpft.«
    »Schön wär's«, schmollte Ileana.
    Ruckartig wandte sich Rhianna der jungen Hexe zu. Ihre Au gen verdunkelten sich, ihre Schwingen schlugen drohend.
    »Ich meinte doch nur, dass er mir nicht die ganze Zeit über Vorhaltungen machen könnte, wenn er wirklich erschöpft wäre«, erklärte Ileana rasch. »Andererseits hätte er mich natürlich die Kunst der Verwandlung lehren können. Ich hatte ihn schon fast überredet...«
    »Verwandlung?«, tobte Rhianna.
    Karsh zuckte zusammen. »Es ist ja nicht dazu gekommen«, betonte er.
    Rhianna betrachtete ihn einen Moment lang prüfend, flatterte kurz auf der Stelle und flog plötzlich davon. »Jetzt kommt Ihr in Schwierigkeiten, stimmt's?«, lachte Ileana. »Schlimmer wäre es, wenn ich Euren Wunsch erfüllt hätte.« Seine Kniegelenke knackten unangenehm, als sich der alte Hexer vorsichtig auf die Schwelle setzte. »Ihr seid der Vormund der beiden Mädchen, Ileana; Ihr seid begabter und von rascherer Auffassungsgabe als die meisten anderen, ein wahrhaftes Talent unter den Vertretern der magischen Kunst. Und dennoch, ich muss darauf zurückkommen: Ihr hattet kein Recht...«
    »Kein Recht, kein Recht! Ich habe dieser roten Blechkiste nur

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