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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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Handbewegungen: »Ich hole den Arzt, okay? Frage ihn, wie es Nguyen geht. Dieses Mädchen - aus meiner Schule. Eine Freundin.« Er nickte Cam zu und ging aus dem Zimmer, ohne die Mumie im Rollstuhl weiter zu beachten.
    »Er ist es nicht. Er ist nicht der Bote«, sagte Alex eindringlich, sobald er den Raum verlassen hatte und die Tür hinter ihm ins Schloss gefallen war.
    Cam zögerte. Auch sie hatte nur ehrliche Schwingungen von Cade empfangen. Aber was hatte er hier verloren?
    Erfühlt sich schuldig, antwortete Alex. Das Auto gehörte seiner Schwester. Möglicherweise saß sie am Steuer.
    »Und wenn er gefahren ist?«, flüsterte Cam. »Was dann?«
    »Er hat gar keinen Führerschein«, erwiderte Alex flaschig. Sie wollte nicht darüber nachdenken. Ein Blick auf ihn und sie hatte wieder den Boden unter den Füßen verloren. Sie spürte, wie ihr Zorn und ihr Misstrauen zusammenschmolzen, wie ihr Herz weich und warm wurde. Aber hatte Cam Recht? Was tat er hier?
    Cam lächelte und nickte Mrs Tung zu. »Tja, haben wir eigentlich einen Ausweichplan?«, fragte sie Alex leise. »Ich hab gar nicht darüber nachgedacht, dass seine Mom oder sonst irgendjemand vielleicht hier sein könnte. Wir sollten wohl besser wieder gehen.«
    »Aber nein!«, widersprach da eine knarzige Stimme hinter ihnen. »Bin ja schon da. Ich rede mit Mrs Tung.«
    »Doc! Ich meine, Karsh!« Dort, wo ihr Arm seinen gestärkten Arztkittel gestreift hatte, verspürte sie ein seltsames Kribbeln. »Ganz genau«, erwiderte er. »Und was bitte sollst du darstellen?«, fragte er Alex in einem sehr Doc-untypischen, sarkastischen Tonfall. »Dann wollen wir hoffen, dass sich so schnell keiner das Knie aufschlägt... wie's aussieht, gibt es wahrscheinlich in der ganzen Stadt kein Verbandsmaterial mehr.« Er kehrte ihr den Rücken zu und wandte sich an die Mutter des Jungen. »Madame Tung«, nannte er sie und verneigte sich. Dann sprach er flüssig in einem asiatischen Dialekt zu ihr und die dankbare Frau antwortete ihm rasch. Im Handumdrehen waren Doc und sie draußen.
    Alex sprang aus dem Rollstuhl und schälte sich aus ihrem Verband. Cam hatte die Tür sorgfältig geschlossen und leerte nun ihre Taschen, legte das kleine Gefäß mit den zermahlenen Kräutern, den Veilchenstrauß, Alex' rosa Kristall und den Zettel, auf den sie ihren Zauberspruch geschrieben hatten, ans Fußende des Bettes - und die zwei Aromakerzen, von denen eine die Aufschrift ROMANTIK trug.
    Schaffen wir das?, fragte sich Alex und betrachtete zum ersten Mal das kranke Kind. Der kleine Junge war sehr blass. Sie konnte die blauen Adern unter seiner fahlen Haut erkennen. Seine Lippen waren ausgetrocknet, geschwollen und rissig. Einen Moment lang schloss sie die Augen. Oh bitte, bitte, hilf uns, dachte sie.
    Hilf uns, dir zu helfen, fügte Cam hinzu und starrte die gelblich verfärbten Prellungen des Kindes an.
    »Na dann wollen wir mal, was meint ihr?« Doc war wieder im Zimmer erschienen und rieb sich die Hände. Seine Finger, normalerweise knochig und stark, schienen heute eine Spur schmaler zu sein - oder bildete Alex sich das nur ein ? »Das war doch wohl noch nicht euer Zauberspruch?«, fragte er seufzend. »Ich hab schon mal bessere von völlig untalentierten Anfängern gehört.«
    Sie hätten sich nur ein bisschen aufgewärmt, erklärte Cam trotzig. Alex nahm nun den Kristall in die Hand, der sich sofort erwärmte. Cam hielt die Veilchen, die sie dem kleinen Jungen eigentlich unter die Nase hatte halten wollen - da er aber an einem Beatmungsschlauch hing, wusste sie nicht so genau, was sie jetzt mit den kleinen Blüten machen sollte. Cam und Alex hielten sich an den Händen und sahen unsicher auf die Worte ihres Zauberspruchs.
    Karsh mischte sich ein und wies sie an, auch den Jungen an die Hand zu nehmen. »Die heilende Kraft wird von euch ausgehen.
    Durch euch hindurch fließen. Ich kümmere mich um das Zubehör.« Er streckte die Hand aus - die weitaus zarter wirkte, als Alex sie in Erinnerung hatte - und sie legten ihre magischen Mittel hinein.
    »Seht ihn genau an«, befahl Karsh. »Lauscht dem Blut, das durch seine Adern pulsiert. Spürt auf, was sein Körper braucht. Und lest in seinen Gedanken. Bietet ihm eure Stärke für seine Schwäche.«
    Doch das taten sie bereits. Sobald sie den Jungen mit ihren Händen berührt hatten, wurden sie von Bildern und Geräuschen bestürmt. Der fein geäderte Bruch, der über seinen Schädel lief. Die zwei zerschmetterten Rippen, deren Spitzen in

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