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Quelle des Unheils

Quelle des Unheils

Titel: Quelle des Unheils Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. B. Gilmour , Randi Reisfeld
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die Lungen stachen. Die roten Bakterien, die sich wie eine Armee von Termiten in seinem zerquetschten Knöchel stauten. Der zerschlagene Junge konnte nicht sprechen, doch sein ganzes Ich raunte leise. Und die Gedanken, die trotz allem durch seinen Kopf strömten, waren heil und gesund und verzweifelt.
    »Nicht schlecht.« Karsh lachte. »Bisschen eingebildet, der Teil mit >unsrer Erde<, aber nicht schlecht.« Er überflog gerade ihren Zauberspruch. »Eine hübsche kleine Beschwörung. Na, dann sagt euer Sprüchlein mal auf.« Alex begann: »Großer Kosmos voller Güte ...«
    »Jetzt brauchte ich wahrscheinlich die Kräuter.« Cam streckte ihre Hand aus und Karsh, der stolz grinste, ließ die grünen Blättchen hineinrieseln. »Nimm unsrer Erde ...« Karsh schüttelte den Kopf. »Ah ... nimm dieser Erde heilende Blüte«, verbesserte sich Cam und streute das duftende Pulver über Nguyens Bettdecke. »Schenk diesem Kinde Lebensmut...« Alex vollendete den Reim: »Durch Zaubermond und Sonnenglut.«
    »Und jetzt!«, rief Karsh und hob die Hände. Mit einem Mal wurden die Zwillinge von einer unwiderstehlichen Kraft aneinander gezogen. Alles geschah so rasch, dass sie mit den Köpfen zusammenstießen - direkt über dem armen Nguyen.
    »Die Amulette!«, rief Cam.
    »Wir hängen fest«, bemerkte Alex und verspürte das mächtige Ziehen der goldenen Kette in ihrem Nacken und die Hitze, die von den miteinander verbundenen Schmuckstücken aufstieg. »Hilfe!«, quietschte Cam.
    »Vergesst nicht eure Aufgabe«, mahnte Karsh. »Konzentriert euch auf das Kind!«
    Und in dieser unbequemen Haltung, halb über dem Bett hängend und mit aneinander gepressten Gesichtern, versuchten sie es.
    Großer Kosmos voller Güte
    Nimm dieser Erde heilende Blüte
    Schenk diesem Kinde Lebensmut
    Durch Zaubermond und Sonnenglut.
    Die Kontrollgeräte oberhalb des Bettes begannen wie wild zu blinken. Nguyen bewegte sich leicht. »Ich hole seine Mutter«, sagte Karsh und eilte so schnell aus dem Raum, dass die Mädchen sich wunderten, wie seine alten Beine das noch schaffen konnten.
    »Halt!«, brüllte Alex, aber er war bereits verschwunden. »Na super«, grummelte Cam und versuchte, ihre verschränkten Amulette auseinander zu zerren. »Jetzt sind wir siamesische Zwillinge.«
    Sie hörten eine winzige Stimme, die etwas wisperte.
    Alex und Cam blickten Nguyen an. Seine Lippen zuckten leicht. Und dann schlug er mit einem Ruck die Augen auf. Er war ebenso verblüfft, sie über sich hängen zu sehen, wie sie es waren, als sie sein plötzliches überraschtes Kichern vernahmen. Danke, oh, danke! Cam weinte.
    »Lass gut sein«, flüsterte Alex, doch auch ihre Augen waren feucht. Und einen Augenblick später sang sie, ebenfalls im Stillen, Danke, oh, danke.
    Eine Krankenschwester, die an ihrem zentralen Computer die überraschende Besserung in Nguyens Zustand bemerkt hatte, stürzte genau in dem Moment in das Zimmer, in dem Cam und Alex es verließen.
    Als sie zu den Aufzügen eilten, kamen sie am Aufenthaltsraum für die Besucher vorbei. Cade saß dort, allein, den Kopf in die Hände gestützt. Instinktiv machte Alex einen Schritt auf ihn zu und hielt dann inne.
    »Geh ruhig«, ermunterte Cam sie. »Ich ruf Beth an und sag ihr, dass ich auf dem Weg nach unten bin. Aber ... bitte, bitte sei vorsichtig, Alex, wir wissen immer noch nicht, wer der Bote ist.«
    Alex umarmte ihre Schwester. »Klar«, versprach sie und betrat dann den Aufenthaltsraum. »Hi«, sagte sie und Cade blickte auf.
    »Selber hi. Warst du das eben in dem Mumien-Kostüm?« Alex lachte. »Ich war ziemlich überrascht, dich da zu sehen.« Er starrte sie einen Moment lang an und sah dann zum Fenster hinaus. Er begann zu sprechen. »Es war meine Schwester«, sagte er. »Sie war gerade auf dem Weg nach Hause, mit ihrer Mitbewohnerin. Nguyen rannte plötzlich vor ihr auf die Straße und sie konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen. Sie hat ihn erwischt. Und dann Fahrerflucht...«
    »Das wusste ich irgendwie schon«, gestand Alex und setzte sich neben ihn.
    »Aber die Polizei weiß es nicht. Ebenso wenig wie mein Vater -der sie verhaften lassen oder irgendwo in eine Irrenanstalt einsperren würde, wenn er es rauskriegte. Karen steckte in irgendwelchen Schwierigkeiten, seit unsere Mutter gestorben ist. Sie ist nie so richtig darüber hinweggekommen, dabei ist das inzwischen schon Jahre her ...«
    Alex stieß einen Seufzer aus. »Glaub mir, ich kann das verstehen.«
    Cade wandte sich ihr wieder zu. »Das

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