Quelle des Unheils
Knacki?«, erkundigte sich Cam.
»Als ... was bitte?«, sagte eines der anderen Mädchen. »Wovon redet die?«
»Meine Schwester will damit sagen«, erklärte Alex lächelnd, »dass eure Freundin Jennifer ...«
»Du bist doch Jennifer Shepherd?«, fragte Cam sie. »Shepherd und die Schafherde.« Alex betrachtete die glotzende Gruppe und beschloss, gleich auf den Punkt zu kommen. »Du warst mit Karen im Wagen, stimmt's ? Das würde dich der Beihilfe schuldig machen ...«
»Aber nein, aber nein«, widersprach Cam. »Beihilfe ist, wenn jemand beim Sport neben den Geräten steht und aufpasst, dass niemand runterfällt.«
Die Braunhaarige erhob sich nun langsam. Es wirkte jedoch eher so, als würde sie sich entfalten. Sie war sehr groß, viel größer noch als Beth, bemerkte Cam, als das Mädchen wütend auf sie hinunterblickte.
»Ich habe keine Ahnung, wer ihr eigentlich seid oder wer euch geschickt hat«, sagte sie, griff in ihre Tasche und holte eine Hand voll Geldscheine heraus. »Aber warum nehmt ihr nicht einfach ein, zwei Dollar und geht woanders spielen.« Jennifer war offenbar urkomisch. Zumindest schien ihre Clique das zu denken. Alle kicherten und stießen sich mit den Ellenbogen an und lachten Cam und Alex offen aus. Doch Alex hatte ihre Aufmerksamkeit auf die zerknitterten Scheine in Jennifers Hand gerichtet. Sie fragte sich, ob diese zu dem Bargeld gehörten, das Cade dem Mädchen gegeben hatte. Cam hegte dieselben Gedanken. Schmutziges Geld, hörte Alex sie.
Blutgeld, berichtigte Alex im Stillen. Und das verschaffte ihr einen umwerfenden Einfall.
Hervorragend, stimmte Cam zu, die den Plan mitverfolgt hatte. Aber klappt das?
»Versuch wert«, sagte Alex laut und reichte ihr wieder den Zettel mit dem Zauberspruch.
Cam überflog die Zeilen. »Alles klar«, sagte sie. »Und jetzt?« Alex nahm ihre Hand. »Wir sagen es einfach auf. Hoffentlich spielen unsere Amulette nicht wieder verrückt. Mein Nacken tut mir immer noch weh.«
»Oh trügerisches Mädchen du«, begann Cam. Jennifers Freundinnen, die gerade noch verhalten gekichert hatten, brachen nun in schallende Lachsalven aus. »Lass Karen Richman nun in Ruh«, rezitierte Alex. »Karen Richman?«, fragte jemand. »Habt ihr nicht mal zusammen gewohnt? Die hatte doch dann einen Nervenzusammenbruch, oder?«
»Ich fand sie ganz nett«, mischte sich ein anderes Mädchen ein. »Ich konnte es gar nicht fassen, dass sie weg ist vom College.«
»Dein übles Spiel verursacht allen Leid, es ist nun an der Zeit«, deklamierte Cam und war froh, dass Alex die letzte Zeile übernehmen würde.
»Oh Jennifer Shepherd«, schwor Alex, » Du wirst gepfeffert!« Das war's. Jennifer erbleichte, doch ihre Freundinnen hatten jetzt komplett die Beherrschung verloren. Sie brachen geradezu zusammen und krümmten sich unter ungebändigten Lachsalven.
Alex aber konzentrierte sich auch weiterhin auf die Geldscheine in Jennifers Hand ... die inzwischen zu bluten begonnen hatten.
»Hey, das ist nicht fair. Warte auf mich«, grummelte Cam, ergriff Alex' Hand und richtete ihren Blick ebenfalls auf das Geld.
»Das ist ja eklig«, rief eine der schlauen College-Freundinnen des Mädchens aus.
»Dein Geld, Jennifer. Es ist irgendwie total blutig!«, fiel eine weitere Schülerin in den Chorus ein. Schmutziges Geld, dachte Cam. Dreckig. Faulig. Verpestet. »Und es stinkt!«
Die ganze Horde hüpfte herum, alle hielten sich die Nasen zu. Dann rief jemand atemlos: »Maden!«
Mit einem Mal wimmelten die Scheine in Jennifers Hand vor schleimigen weißen Lebewesen, die aussahen wie sich windender Reis.
»Lass es fallen! Lass los!«, brüllten ihre Freundinnen, während sie angeekelt zurückwichen.
Jennifer versuchte, genau das zu tun, wedelte heftig mit ihrer Hand. Doch obwohl die weißen Würmer, die bereits bis zu ihrem Handgelenk hinaufgekrochen waren, in alle Himmelsrichtungen flogen und sich auch der faulige Geruch in Luft auflöste, blieb das blutende Geld an ihr kleben. »Hilfe«, flehte sie Cam und Alex an, die als Einzige noch in ihrer Nähe waren.
»Aber sicher«, sagte Alex. »Komm einfach mit uns ...«
»Zur Polizei in Marble Bay«, ergänzte Cam. »Was ihr wollt!«, versprach das zitternde Mädchen. »Schafft mir nur dieses Geld vom Hals!«
Kapitel 21 - HALLOWEEN
Eddie war aus dem Schneider. Cades Dad machte keine Anzeige gegen seinen Sohn. Karen begann mit einer Therapie. Jennifer wurde wegen Erpressung angeklagt. Und Nguyen befand sich auf dem Weg der
Weitere Kostenlose Bücher