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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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nicht. Ich gebe zu, dass ich von der ausgeklügelten Technik einer gut gebauten Waffe fasziniert bin, aber ich mag es nicht, was man damit anrichten kann. Bin auch nicht sonderlich davon angetan, was die Spürhunde mit den Füchsen anstellen.“
    „Und doch reiten und jagen Sie mit dem Prinzen.“
    „Eine alte Familientradition.“ Er sah aus dem Fenster, um ihrem Blick auszuweichen. „Auch meine älteren Brüder waren schon die Jagdgefährten des Prinzen. Nacheinander war jedem der beiden die Rolle zugefallen, für das Wohlergehen des Prinzen zu sorgen und ihm zu dienen. Jetzt bin ich dran.“
    „Und wo sind Ihre älteren Brüder jetzt?“, fragte sie.
    „Haben reiche Erbinnen geheiratet und leben auf stattlichen Landgütern.“ Von einem merkwürdigen Impuls getrieben, fügte er hinzu: „Wie wohl auch ich bald, vorausgesetzt …“
    Erschrocken brach er ab. Er war wohl verrückt, ihr so viel anzuvertrauen. Und noch verrückter, zu offenbaren, dass er in der Gesellschaft des Prinzen eigentlich nur nach sozialem Aufstieg dank einer vorteilhaften Heirat jagte.
    „Vorausgesetzt, dass Sie eine ‚gute Partie‘ ergattern können?“, brachte sie seinen Satz zu Ende.
    „Eine standesgemäße Braut“, berichtigte er. Wobei standesgemäß selbstverständlich bedeutete, dass sie aristokratisch oder vermögend genug sein musste, um das Prestige seiner Familie zu vergrößern. Das war seine Pflicht.
    Schweigend sah sie ihn an, und es kam ihm wie eine Ewigkeit vor.
    „Nun, dann sind wir also beide auf dem Heiratsmarkt“, sagte sie dann.
    „Ach ja? Sind wir das?“ Mercy sah von einem zum anderen und starrte dann mit offenem Mund Mariah an. „Sie wollen heiraten, Miss? Wozu denn das?“
    Mercys direkte Frage und ihr erwartungsvoller Blick brachten Mariah leicht aus der Fassung, und sie strengte sich sichtlich an, um ihrer Dienerin mit der gehörigen Autorität zu antworten.
    „Es gibt da gewisse … praktische Überlegungen, … die bedeuten, dass es am besten ist, eine neue … Partnerschaft einzugehen.“ Sie hob ihr Kinn und sah Mercy streng an, doch es hätte schon einer geladenen Flinte bedurft, um der alten Magd den Mund zu verbieten.
    „Aber wieso reden Sie nicht einfach wieder mit den Leuten von der Bank, wie sonst auch immer?“ Mercy schüttelte den Kopf. „Wieso müssen Sie denn jetzt auf einmal …“
    „Mercy!“ Diesmal war die alte Dienstbotin zu weit gegangen. „Es gibt einige Dinge in meinem Leben, die ich nicht mit dir besprechen werde.“
    Mercy murmelte etwas vor sich hin. Dann aber ging ihr offensichtlich ein Licht auf.
    „Ach so, dann sind Sie also gerade auf der Suche nach einem geeigneten Mann? Kutschieren wir deshalb durchs halbe Land?“
    Mariah seufzte nervös. „Ich sehe mir einige Kandidaten an, ja.“ Und während die alte Frau noch Atem für eine Erwiderung schöpfte, brachte Mariah sie mit einem Blick zum Schweigen. „Und nein , deine Meinung ist nicht gefragt.“
    Mercy drehte sich zum Fenster und sah beleidigt hinaus. Die Blicke, die Mariah ihrer schmollenden Dienerin zuwarf, brachten Jack dazu, sich zu fragen, welche Art von Frau alte Diener selbst dann noch weiterbeschäftigte, wenn sie eigentlich ausgedient hatten, und obendrein noch ihre Eigenarten tolerierte.
    Ganz offenbar musste das eine Frau sein, die intelligent genug war, die Dinge des Lebens nicht nur in schwarz und weiß einzuteilen. Eine Frau, die selbst ausreichend vielschichtig war, um zu wissen, dass die Wahrheit oft tief unter der Oberfläche verborgen war. Eine Frau, deren mitreißendes, natürliches Lachen das Innere einer Kutsche erhellen konnte. Oder eines Gasthauses. Oder eines Männerherzens.
    Um gegen das sehnsüchtige Gefühl anzukämpfen, das sich in seiner Brust ausbreitete, lehnte er sich tief in die Ecke der Sitzbank zurück und zog sich den Hut übers Gesicht.
    Denk nicht daran, dass du es kaum erwarten kannst, ihr Lachen wieder zu hören. Denk nicht daran, dass sie nach Schokolade schmeckte und wie fest und wohlgeformt sie sich unter deinen Händen anfühlte. Denk nicht an Strumpfbänder … Seidenstrümpfe … schlanke Oberschenkel … aus einem Spitzenkorsett herausquellende Brüste … und denk auf gar keinen Fall daran, wie gut es sich anfühlte, als sie dich zwischen ihren Beinen empfing und sich an dir rieb – oh verdammt noch mal!
    Er holte tief Luft.
    Er steckte in großen Schwierigkeiten.
    Die Kutsche kam trotz der Jahreszeit gut voran, und so erreichten sie Grantham rechtzeitig, um

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