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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Abendessen!“
    Clapford schlug ihm hart auf den Kopf.
    „Das ist mein Fisch, du kleine Ratte!“ Er zeigte auf ein Holzfass am Ufer. „Los, wirf ihn in die Tonne!“ Als Clapford sich in Richtung Ufer bewegte, knurrte er: „Ich hoffe, es handelt sich um etwas Wichtiges. He da, ihr Nichtsnutze, ich habe nicht gesagt, dass ihr aufhören könnt.“ Er scheute die Jungen mit einer wütenden Geste zurück in den Teich. „Wenn ich zurückkomme, will ich, dass ihr jeden einzelnen Fisch in diesem Teich gefangen habt. Ich weiß ganz genau, wie viele es sind, und glaubt mir – ich werde sie sorgfältig zählen.“
    „Aber es ist eiskalt …“ Der schüchterne Protest des kleinsten Jungen wurde von Clapfords wütendem Blick unterbunden.
    Der zukünftige Lord hatte nun den Weg erreicht und kam in einem alten wollenen Gehrock und ramponierten Stiefeln auf sie zu. Er war groß, schlank, hatte ergrauendes Haar und feingeschnittene Gesichtszüge, die jedoch in einem ewig mürrischen Ausdruck erstarrt zu sein schienen.
    „Ja?“ Er blieb vor Jack stehen, stützte sich die Fäuste in die Seiten und sah voller Misstrauen auf Jacks elegante Erscheinung. „Sie wollen also im Auftrag des Prinzen hier sein?“ Bevor Jack antworten konnte, fuhr er fort: „Wer sind Sie? Kenne ich Sie?“
    „Ich glaube, wir hatten noch nie das Vergnügen. John St. Lawrence, Sir. Es ist mir eine Ehre.“ Jack tippte sich an seine Hutkrempe. „Ich bin ein Freund des Prinzen von Wales. Und von Lord Marchant.“
    „Marchant? Dieser Nervensäge?“, schnaubte Clapford. „Und des Prinzen?“ Doch er besann sich und nickte ihnen als Wiedergutmachung für seine Unhöflichkeit kurz zu. „Und welches Anliegen hat unser junger Lotterprinz?“
    „Darf ich Ihnen Mrs. Mariah Eller vorstellen?“, sagte Jack mit gezwungenem Lächeln.
    Clapford nickte knapp in ihre Richtung, ohne sie jedoch eines Blickes zu würdigen.
    „Vielleicht ist Ihnen bekannt, dass Bertie sich sehr für Gärten und Parks interessiert“, warf sie in bemüht freundlichem Ton ein, während sie den kaltschnäuzigen und strengen Mann musterte, der ihr als Herr und Meister angedient werden sollte.
    Nicht unbedingt ein verheißungsvoller Anfang, dachte sie und stellte sich das Leben der Frau vor, die jemals diesen blutleeren Kerl heiraten würde. Eine Vision von vierzig Jahren gefühlskalten Elends erschien vor ihrem inneren Auge.
    Ihr Mut sank, und sie wurde sich der Hoffnung bewusst, die wie Unkraut den inneren Schutzwall überwucherte, den sie so mühselig aufgebaut hatte. Hoffnung auf eine Partnerschaft. Auf Begehren. Leidenschaft. Und diese lächerlichen Gedanken waren ihr bloß deshalb gekommen, weil sie Bickerings sentimentalen Ergüssen über seine bevorstehende Heirat hatte zuhören musste.
    Und von Jacks eigenem Streben nach einer vorteilhaften Heirat erfahren hatte .
    „Bertie lässt in Sandringham einen neuen Teich anlegen.“ Sie sah zu Jack hinüber, damit dieser ihr in ihrer neuesten spontanen Notlüge beispränge. „Und er bat uns, bei Ihnen hereinzuschauen und uns Ihre Fische anzusehen. Er hat so viel von Ihrer Aufzucht gehört.“
    „Die Tölpel dort drüben haben sie fast alle verenden lassen, während ich nicht da war.“ Clapford sah wütend zu den Jungen hinüber, die noch immer bis zu den Oberschenkeln im eiskalten Wasser standen. „Zum Glück bin ich früher als vorgesehen aus London abgereist. Sie haben natürlich nichts für den Winter vorbereitet. Wenn ich Pech habe, werden es die Hälfte meiner Lieblinge nicht überstehen.“
    „Ganz zu schweigen von einigen der Jungs“, bemerkte Mariah kühl.
    Auch nach diesem Kommentar würdigte Clapford sie keines Blickes, doch seine Nase kräuselte sich, als habe er etwas Unangenehmes gerochen.
    „Wenn sie meine Fische erfrieren lassen, haben sie’s nicht besser verdient.“ Er reckte sein Kinn und sprach nun direkt Jack an. „Der Prinz will also einige meiner goldfarbenen Karpfen, nehme ich an? Dann muss er aber auch dafür bezahlen. Wir sind schließlich nicht mehr im Mittelalter, wo Wälder, Fische und Wild dem Hoheitsrecht der Krone unterlagen.“
    „Ich bin sicher, der Prinz wird sich dafür einsetzen, dass Sie genau das bekommen, was Sie verdienen“, sagte Mariah zuckersüß. „Ich muss mir diese ‚Lieblinge‘, die Ihnen so am Herzen liegen, einmal aus der Nähe ansehen.“ Sie zog Mercy mit sich hinüber zum Teich.
    Clapford bemerkte weder ihre blitzenden Augen noch ihren energischen Gang, als sie sich

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