Quellen Der Lust
auf den Weg zum Wasser machte. Jack registrierte jedoch beides, und darüber hinaus ihre kerzengerade Haltung und ihren zusammengepressten Mund. Er unterdrückte einen Seufzer, während er so tat, als würde er Clapfords Ausführungen zur Fischzucht lauschen. Diese Begegnung würde nicht in eine Hochzeit münden. Das konnte er schon jetzt vorhersagen.
Und ihr nicht im Geringsten übel nehmen. Clapford war ein Idiot. Aufgeblasen, jähzornig, und mit ungefähr so viel Herz wie ein Block Granit. Und was für ein Rüpel schenkte einer Frau erstens keine Beachtung und hatte zweitens noch nicht einmal genug Anstand, um ihr zu antworten?
Er beobachtete, wie Mariah die Fische in den Fässern begutachtete und sich mit einem herzlichen Lächeln mit den Jungen unterhielt. Die armen Teufel antworteten ihr beflissen und sahen zu ihr auf, als sei sie eine Märchenfee. Ein neues und unerklärliches Gefühl breitete sich in ihm aus. Als sie Mercy zurück zur Kutsche schickte und diese mit einem leicht zerbeulten rosa Karton zurückkam, konnte er sich ein Grinsen kaum verkneifen.
Clapford fiel endlich auf, dass Jack an ihm vorbei zum Teich hinüber blickte und drehte sich um, um zu sehen, was dort los war.
„Was in Gottes Namen …“
Der zukünftige Lord rannte zum Wasser, um die Jungen zurück an die Arbeit zu befehlen. Doch Mariah stellte sich ihm am Ufer in den Weg, und bot ihm eine Praline an, sodass er jäh stehen bleiben musste.
Jack sah, wie Clapfords Nacken sich rötete, weil Mariah sich weigerte, ihm aus dem Weg zu gehen. Stattdessen drehte sie sich wieder zu den Jungen um und bestand darauf, dass jeder von ihnen noch ein Stück Schokolade nahm, bevor sie sich wieder an ihre knochenharte Arbeit machten.
Typisch Mariah. Diese Frau ließ sich nichts gefallen. Und steckte ihre Nase in Angelegenheiten, die sie eigentlich nichts angingen. Er musste sich eingestehen, wie sehr ihn das insgeheim freute. Der Mann, dem sie bedingungslos gehorchen würde, musste erst noch geboren werden.
„Die Bediensteten eines Mannes sind allein seine Angelegenheit“, hörte er nun Clapford sagen, als er aus dem Wasser kam.
„Und daran, wie ein Mann seine Bediensteten behandelt, kann man einiges über seinen Charakter lernen“, erwiderte sie und ging mit erhobenem Kinn näher auf ihn zu, sodass ihm nichts anderes übrig blieb, als wieder einen Schritt zurück ins Wasser zu machen. „Und was ich dabei über den Ihren lerne, Sir, gefällt mir ganz und gar nicht.“
Im Bruchteil einer Sekunde hatte Clapford eine Faust geballt, um damit seiner Antwort mehr Kraft zu verleihen, und Mariah, die dachte, dass er die Hand gegen sie erhob, wehrte sich instinktiv mit einer abwehrenden Handbewegung. Damit hatte der Fischzüchter nicht gerechnet: Er verlor das Gleichgewicht und fiel mit einem lauten Platschen zurück ins kalte Wasser.
Als Jack den Teich erreichte, blieb ihm nur noch, Mariah weg vom Wasser zu ziehen und zuzusehen, wie Clapford mit den Armen ruderte und sich bemühte, wieder aufzustehen. Hinter ihm bogen sich die Jungen vor Lachen. Wasser lief ihrem Dienstherrn übers Gesicht, und er war von oben bis unten völlig durchnässt, als er fluchend zurück ans Ufer kletterte.
Jack versuchte, eine plausible Entschuldigung zu formulieren, bot ihm ein Taschentuch an und sprach von einem unglücklichen Unfall, doch Clapford war durch nichts zu beruhigen. Er starrte Mariah voller Zorn an und erklärte, dass er sich eine solche Unverschämtheit nicht von einem Weibsbild gefallen lassen würde, egal, wie viele wichtige Leute sie kannte.
Mit geballten Fäusten stürzte er auf sie zu, doch Jack stellte sich ihm in den Weg, sodass Clapford statt Mariah ihrem breitschultrigen Begleiter gegenüberstand. Fluchend versuchte er, an ihm vorbeizukommen, doch Jack griff nach seinem tropfenden Mantel und hielt ihn fest.
„Kommen Sie doch zur Vernunft, Clapford!“, herrschte Jack ihn an.
Doch der künftige Lord hatte schon ausgeholt. Ohne nachzudenken, hob Jack seinen linken Arm, um den Hieb abzuwehren, während seine kraftvolle Rechte mitten in Clapfords Gesicht landete – woraufhin dieser zum zweiten Mal hinterrücks in den Teich fiel.
In der ersten Schrecksekunde war nur das Plätschern des Wassers zu hören. Dann kam Clapford wieder an die Oberfläche geschossen, schnappte nach Luft und hielt sich keuchend die schmerzende Nase. Jack sah vom Ufer auf ihn hinunter. Sein Atem ging schnell, und im Vergleich zu seinem eisigen Tonfall schien Clapford
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