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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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Prinzen von Wales ihre Arme um Jack warf, und dieser sie fest an sich zog, und sie wie ein verliebter Schuljunge im Kreis herum wirbelte. Mitten im Foyer des Claridge’s!
    Marchant musste sich zusammenreißen, um nicht mit den Augen zu zwinkern, und starrte Mariah weiterhin an, um nicht eine Sekunde dieses Spektakels zu verpassen. Mariah Eller strahlte Jack so vertraut an, dass Marchant sofort klar war, dass diese beiden nähere Bekanntschaft geschlossen haben mussten. Als sie die Hand erhob, um ihm übers Gesicht zu streichen, drehten sie sich gerade weit genug, damit Marchant Jacks Gesichtsausdruck sehen konnte.
    Keine Spur mehr von der unerschütterlichen Selbstbeherrschung, der kaum verborgenen Arroganz, der moralischen Überheblichkeit, mit der er es immer wieder geschafft hatte, den anderen engen Freunden des Prinzen auf die Nerven zu fallen. Hinter seinem Rücken nannten sie ihn den eisernen Jack. Den Hüter des Anstands. Doch jetzt stand ihm das gleiche idiotische Glück wie ihr ins aristokratische Gesicht geschrieben.
    Himmelherrgott .
    Jack hatte eine Affäre mit der neuen Herzensdame des Prinzen! Die er und Jack im Auftrag des Prinzen verheiraten sollten. Und allem Anschein nach war dies nicht nur eine flüchtige Liaison, sondern eine ausgewachsene Liebesgeschichte .
    Er sah den beiden nach, als sie zusammen zur Treppe gingen. Jack hatte noch immer den Arm um sie gelegt, und die Witwe himmelte ihn an, als sei er der Messias.
    Der eiserne Jack war verliebt.
    Marchant lehnte sich gegen den Türrahmen und fuhr sich mit beiden Händen durchs Gesicht, um wieder nüchtern zu werden und darüber nachdenken zu können, was nun am besten zu tun sei. Bertie würde sie alle zur Hölle jagen, wenn er dies herausfände. Bertie mochte St. Lawrence – mochte die ganze verdammte St. Lawrence-Familie. Also würde er die Schuld auf jemand anderen schieben wollen. Jemanden, den er damit beauftragt hatte, sich das Einverständnis der Witwe zu sichern. Plötzlich schien ihm sein Hemdkragen so eng, dass er ihm die Luft abschnürte.
    Irgendjemand musste mit Jack reden und ihn von seinem irrwitzigen Verhalten abbringen – und zwar so schnell wie möglich, bevor Bertie die ersten Gerüchte zu Ohren kamen.
    Plötzlich hatte er einen Geistesblitz. Familie. Das war es, was den St. Lawrences am wichtigsten war. Jacks ältester Bruder Jared lebte etwas außerhalb, westlich von London.
    Wenn er sich bei Tagesanbruch auf den Weg machte, könnte er mittags dort sein.
    Wenn sie erst einmal verheiratet waren, müsste er für alle diese Rechnungen aufkommen, dachte Jack am nächsten Morgen beim Schneider. Mariah erkundigte sich gerade nach dem Fortschritt ihrer üppigen Bestellungen. Dies war ein ernüchternder, ja, ein beunruhigender Gedanke angesichts der Tatsache, dass seine Familie ihn wahrscheinlich enterben würde. Doch der Anblick ihres beglückten Lächelns, als sie im Ankleideraum verschwand, vertrieb diese Gedanken und am liebsten wäre er ihr gefolgt, um sich gleich dort wieder auf sie zu stürzen.
    Seine Leidenschaft erhielt einen Dämpfer, als er Mercys vorwurfsvollem Blick begegnete. Die alte Dienerin sah ihn an, als sei ihm ein zweiter Kopf gewachsen.
    Irgendetwas lag der Magd auf der Seele. Er versuchte, sie nicht weiter zu beachten, doch sie ließ die Reisetasche fallen, die sie überall mit hinschleppte, und ein Fingerhut rollte hinaus und über den gebohnerten Boden. Seine gute Erziehung und seine Gewissenhaftigkeit brachten ihn dazu, ihn aufzuheben – und er fand sich ihr von Angesicht zu Angesicht gegenüber.
    „Glauben Sie bloß nicht, dass es Ihnen nicht ins Gesicht geschrieben steht“, flüsterte sie finster.
    „Was steht mir ins Gesicht geschrieben?“ Er war noch immer der Annahme, dass sie es nicht wagen würde, das intime Thema, das auch ihn beschäftigte, anzusprechen.
    „Wie Sie die letzte Nacht verbracht haben.“ Sie sah nun zum Eingang des Ankleideraums hinüber. „Ich bin nicht blind. Ich habe bloß einen Hexenschuss.“
    Nachdem sie eine Woche lang auf engstem Raum mit ihr höhergestellten Personen gereist war, hatte Mercy offensichtlich jedes Gefühl für gebührenden Abstand und Respekt verloren.
    „Wie ich die Nacht verbracht habe?“ Er erstarrte und umklammerte den Griff seines Spazierstocks. „Ich habe fast bis Mitternacht in Stephens’ Fabrik gearbeitet.“
    „Ich habe Sie beide im Flur gehört.“
    „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
    „Schämen Sie sich, Sir. Sie ist eine

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