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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: B Krahn
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gründen möchte. Aber bist auch du dazu bereit, dein sicheres, beschütztes Leben hinter dir zu lassen?
    Sein sehnsüchtiges Seufzen minderte ihre Befürchtungen und Sorgen ein wenig. Das Einzige, was momentan zählte, war seine Gegenwart. War, ihn zu begehren und zu lieben. Sie hatten noch eine Woche. Sieben Tage. Vielleicht war sie selbstsüchtig, aber sie wollte jede einzelne Minute jedes einzelnen verbleibenden Tages mit ihm verbringen.
    Nachdem sie Jack versprochen hatte, ihn in Harrods nicht stundenlang warten zu lassen, kaufte sie dort die exquisite Bettwäsche und die Kopfkissen, die ihr im Hotel so gut gefallen hatten. Das Kaufhaus war elegant und überwältigend, und sie bewunderte die bis zur Decke vollgepackten Regale mit ausgewählten Lebensmitteln, feinstem Porzellan, Figurinen, Kleidern, diversen neuen Erfindungen und Haushaltsgegenständen jeglicher Art und Beschreibung.
    Den Rest des Tages verbrachten sie damit, in einer Kutsche weitere Sehenswürdigkeiten Londons zu besichtigen: Hyde Park, den Kristallpalast der Weltausstellung und als Zugabe Madame Tussauds Wachsfigurenkabinett. Mercy benötigte nach dem Besuch des Gruselkabinetts eine Dosis Riechsalz und weigerte sich, die Besichtigung fortzusetzen. Mariah und Jack begleiteten sie zu einer Bank in der Eingangshalle und gingen alleine weiter durch die Ausstellung – händchenhaltend und lachend, sobald sie aus Mercys Blickfeld waren.
    Zurück im Hotel entschuldigte sich Jack während des Nachmittagstees, sprach eine Weile mit dem Concierge und kam zurück zu ihrem Tisch, um anzukünden, dass er Karten für ein Konzert in der Royal Albert Hall reserviert hatte. Mariah brachte keinen Ton heraus, als sie auf die Tickets starrte, die er ihr präsentierte, und strahlte ihn dann glücklich an.
    „Ich weiß doch, wie sehr Sie Musik mögen“, sagte er trocken.
    „In der Tat.“ Sie lächelte. „Ein Konzert in der Royal Albert Hall!“ Doch eine neue Sorge befiel sie. „Ich habe aber gar nichts Passendes anzuziehen.“
    „Ein einigermaßen elegantes Kleid ist völlig ausreichend. Es ist einfach ein großer Saal, in dem nicht die gleichen Zwänge wie in der Oper herrschen.“
    „Ich nehme an, dass ich auch mitkommen muss.“ Mercy sah Jack mit durchbohrendem Blick an. „Stimmt’s?“
    Er holte tief Luft.
    „Natürlich.“ Mariah fächerte die Karten vor ihr auf, um zu zeigen, dass Jack tatsächlich drei gekauft hatte.
    Und so kam es, dass sie an diesem Abend in der riesigen, mit Gaslampen beleuchteten Halle des architektonischen Juwels des britischen Königreiches saßen. Das Gebäude verfügte über mehrere tausend Sitzplätze, doch an diesem Abend war der Saal nur halb voll. Deswegen hatte Jack auch einige der besten Plätze auf dem Balkon reservieren können.
    Als die Musiker die Bühne betraten und es im Saal halbdunkel wurde, legte Mariah ihre Hand auf Jacks Arm und ließ sie dort während der gesamten Dauer der ersten zwei Darbietungen liegen. Das Konzert wurde mit verschiedenen Stücken von Brahms, Beethoven und Liszt fortgesetzt, und sie verwandte mindestens genauso viel Zeit darauf, Jack zu beobachten, wie dem Orchester zuzusehen. Das gedämpfte Licht und die innigen Klänge der Streichinstrumente verliehen dem Konzert eine Intimität, die in Mariah die Sehnsucht erweckte, sich mit Jack an einem nicht ganz so öffentlichen Ort zu befinden. Als sie ihn ansah, löste allein der Anblick seines markanten Kinns eine Welle der Lust in ihr aus, die ihr ein leises Keuchen entlockte. Er drehte sich um und sah sie fragend an. Peinlich berührt senkte sie die Augen.
    Sie presste ihre Hände und Knie zusammen und konzentrierte sich darauf, tief und langsam einzuatmen. Glücklicherweise verlangsamte sich auch die Musik und wurde träumerisch und romantisch. Sie begann gerade, sich wieder zu entspannen, als ein lautes Schnarchen von Mercy sie zusammenfahren ließ. Sie sah zur Seite, und Jack beugte sich nach vorne, um einen Blick auf die Magd zu werfen, die in der Tat friedlich schlummerte und schnarchte.
    „Brahms“, flüsterte Jack mit unterdrücktem Lachen. „Hat immer den gleichen Effekt.“
    In der Pause erwachte Mercy, zwinkerte ins nun wieder gleißende Licht und konnte ohne große Anstrengung dazu überredet werden, sitzen zu bleiben, während Mariah und Jack sich die Galerie ansehen gingen. Als sie in der Schlange vor dem Aufzug standen, wurde Mariah sich einmal mehr Jacks attraktiver männlicher Präsenz bewusst und rang nach

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