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Quellen Der Lust

Quellen Der Lust

Titel: Quellen Der Lust
Autoren: B Krahn
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hatte, in seinem Leben würde etwas fehlen.
    „Haben Sie sich nach einer Braut umgesehen?“, fragte sie.
    Ihre Frage schreckte ihn aus seinen Gedanken. Sich nach einer Braut umgesehen? Himmel, nein! Tatsächlich hatte er sich über die Jahre einiges einfallen lassen müssen, um genau das zu vermeiden. Eine Tatsache, die ihm plötzlich gar nicht mehr so gut gefiel, wie das der Fall sein sollte. „Ich fürchte, ich habe noch keine gefunden, die mich dazu veranlasste, ihr einen Antrag zu machen.“
    „Kommen Sie schon, Mr. Cooper. Ich bin sicher, Sie haben eine ganze Reihe gebrochener Herzen auf Ihrem Weg zurückgelassen.“
    Um ein Haar hätte er laut aufgelacht. Soweit er wusste, war keine seiner früheren Geliebten mit dem Herz beteiligt gewesen. Sein Herz jedenfalls war während dieser kurzen Affären unberührt geblieben. „Nicht dass ich wüsste. Warum glauben Sie das?“
    Sie zog die Brauen hoch. „Ich bin sicher, bei Ihrem Aussehen fehlt es Ihnen nicht an Aufmerksamkeit.“
    „Dasselbe könnte ich über Sie sagen.“
    „Ich suche nicht nach Aufmerksamkeit.“
    „Sie glauben, ich tue das?“
    „Tun das nicht alle Männer?“
    Er lachte. „Sie halten mich also für gut aussehend?“, fragte er neckend.
    Sie lachte. „Liebe Güte, ich habe noch nie jemanden getroffen, der weniger unauffällig um Komplimente bettelt.“
    „Ich wollte nur sichergehen, dass ich Sie verstanden habe.“
    „Sie haben mich sehr gut verstanden.“
    „In diesem Fall – danke. Und gestatten Sie mir, das Kompliment zu erwidern. Sie sind …“ Er ließ den Blick über ihre Gestalt gleiten, und jegliche Unbekümmertheit löste sich in Luft auf. Er hob den Kopf, sah ihr in die Augen und glaubte wieder, in deren Tiefen zu ertrinken.
    Seine Worte, oder vielleicht auch sein unverhohlenes Begehren, oder vielleicht beides, brachte sie in Verlegenheit. Statt etwas davon zuzugeben, sagte sie: „Ich kann daraus nur schließen, dass der einzige Grund, warum Sie noch keine Frau haben, darin begründet ist, dass Sie keine wollten.“
    Was vollkommen richtig war. Doch sie das aussprechen zu hören, ärgerte ihn seltsamerweise. „Vielleicht liegt es daran, dass ich mich nicht verliebt habe.“ Das war in jedem Fall richtig – das hatte er nie. Er hatte noch keine Frau getroffen, die in ihm ein mehr als oberflächliches, flüchtiges Interesse weckte.
    Einen Moment lang beobachtete sie ihn, sah ihn mit ihren klaren blauen Augen an, und er wünschte, er könnte ihre Gedanken lesen. Endlich fragte sie: „Sie waren nie verliebt?“
    „Nein. Sie?“
    Ihre Miene wurde kühl. „Das fragen Sie eine Frau, die verheiratet war?“
    „Ich wollte Sie nicht beleidigen. Aber Sie können nicht leugnen, dass nicht alle Ehen auf Liebe beruhen.“
    „Nein, das wohl nicht.“
    „Wie hieß Ihr Mann?“
    Sie zögerte, dann sagte sie leise: „Richard.“
    Ihre Antwort lautete genauso, wie er es vermutet hatte. Richard war Lord Ridgemoors Vorname. Simon begann zu glauben, dass es nie einen Mr. Ralston gegeben hatte. Nur ihren Geliebten, Richard, für den sie offenbar tief empfunden hatte. Und der sie, wie ihr Verhalten es andeutete, verstoßen hatte. Ahnte sie überhaupt, dass ihr früherer Liebhaber tot war? Gewiss wüsste sie das, wenn sie irgendetwas mit seinem Tod zu tun hatte.
    „Sie haben ihn sehr geliebt.“ Das war keine Frage.
    Sie wandte den Blick von ihm ab und betrachtete ihre Hände im Schoß, doch er hatte schon die Tränen in ihren Augen gesehen. Tränen des Kummers, weil sie den Mann verloren hatte, den sie liebte, oder Tränen aus Schuldbewusstsein, weil sie an seinem Tod beteiligt war?
    „Ja“, flüsterte sie. „Ich habe ihn geliebt.“
    Die Ernsthaftigkeit, mit der sie das sagte, ihr Tonfall, all das berührte Simon unerwartet in einer Weise, die er nicht ganz verstand. Er streckte den Arm aus und legte behutsam eine Hand auf ihre, die sie fest gefaltet hatte. „Es tut mir leid.“
    Einen Moment lang saß sie vollkommen reglos da. Dann schien ein Schauer ihren ganzen Körper zu überlaufen. Sie entzog sich ihm und stand auf. „Ich muss gehen“, sagte sie mit heiserer Stimme.
    Simon erhob sich. „Geht es Ihnen gut?“, fragte er. Eine lächerliche Frage. Es war offensichtlich, dass etwas nicht stimmte, aber er wusste nicht, was er sonst sagen sollte.
    „Es geht mir gut. Ich habe mich nur an eine frühere Verabredung erinnert, eine, für die ich bereits spät dran bin. Vielen Dank für den Ausflug. Guten Tag, Mr. Cooper.“ Damit
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