Quellen Der Lust
Aufgabe zu betrauen, Mariah Eller zu verheiraten! Zwar hatte er sich dazu bereit erklärt, eine Liste von in Frage kommenden Ehemännern zusammenzustellen, als sich herausstellte, dass der Prinz tatsächlich vorhatte, seine idiotische Idee auszuführen, doch er hätte nicht damit gerechnet, dass es nun so weit kommen würde.
Sie hatte schon unmissverständlich klargestellt, dass sie dem Vorhaben feindlich gegenüberstand. Wie um alles in der Welt konnte Marchant ernsthaft glauben, dass sie sich seinen Forderungen tatsächlich beugen würde? Als er sich zu Mariah umdrehte, hatte sie sich wieder an den Tisch gesetzt und griff nach der Teekanne. Er nahm ihr gegenüber Platz und seufzte.
Nachdem sie ihm schweigend eine Tasse Tee serviert hatte, griff sie nach dem Umschlag, der noch immer auf dem Tisch lag, und öffnete ihn, um sich stirnrunzelnd die dort aufgeführten Namen durchzulesen.
„Also werden Sie nun mein Heiratsvermittler sein“, sagte sie, ohne ihn anzusehen.
„Und Sie dürfen mir meine Aufgabe nicht allzu schwer machen.“ Er nippte an seinem Tee und wünschte sich, es wäre Whisky.
„Das habe ich auch nicht vor, Mr. St. Lawrence. Irgendwie kann ich mich an diesen Namen nicht gewöhnen. Ich glaube, ich werde Sie Jack nennen.“
Das Lächeln auf seinem Gesicht verschwand, doch er zwang sich dazu, es sofort wieder aufzusetzen.
„Selbstverständlich können Sie mich bei meinem Vornamen nennen, Mrs. Eller. So werde ich meistens angesprochen. Um die Wahrheit zu sagen, war ich bei unserem letzten Besuch hier der einzig wahre Jack unter den Anwesenden.“
„Sie hätten mir eine Menge Ärger ersparen können, wenn Sie danach auch ein paar wahre Worte von sich gegeben hätten.“ Sie sah ihn vorwurfsvoll an.
Diese hinreißenden blauen Augen. Schau nicht hin, befahl er sich.
„Die treuen Gefährten des zukünftigen Königs …“, begann er und fixierte den rauchenden Kamin.
„… verschweigen ihm gerne die Wahrheit?“, ergänzte sie. „Dann wird seine Herrschaft wohl kaum in die Geschichtsbücher eingehen, wenn er sich auf solche Ratgeber verlässt.“
Er richtete sich auf und zwang sich, ihr ins Gesicht zu blicken.
„Sie befanden sich in seinem Zimmer und waren einer näheren Begegnung offensichtlich nicht abgeneigt. Was macht es schon für einen Unterschied, dass Sie schließlich jemand anderen küssten?“
Für einen kurzen Augenblick glaubte er, in ihren Augen Flammen aufflackern zu sehen.
„Aber natürlich“, sagte sie scharf. „Eine Frau, die einen Mann küsst, würde auch anstandslos jeden anderen küssen. Und eine Frau, die das Schlafgemach eines Mannes betritt, wird zu jedem Mann, den sie dort vorfindet, ins Bett steigen. Denn nachts sind alle Männer grau, nicht wahr?“
Er verzog das Gesicht. Gott, er hasste intelligente Frauen.
„Ich wollte Ihnen damit nicht unterstellen, dass Ihnen die Wahl eines Partners gleich ist, Mrs. Eller. Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass Sie in dieser Nacht genauso gut den Prinzen hätten küssen können.“
„Nein, das hätte ich nicht.“ Ihre Wangen hatten sich nun noch rosiger verfärbt. „Sie mögen überrascht sein, dies zu hören, Sir, aber ich habe tatsächlich gewisse Prinzipien. Und dazu gehört, dass ich ganz sicher nicht mit verheirateten Kronprinzen anbändele.“ Sie griff wieder nach der Liste der potenziellen Gatten und warf einen finsteren Blick darauf. „Es wundert mich geradezu, dass Sie sich die Mühe gemacht haben, mehrere Namen aufzuschreiben.“ Sie legte das Blatt auf den Tisch und warf ihm einen spöttischen Blick zu.
„Mich würde interessieren, nach welchen Maßstäben Sie die Auswahl vorgenommen haben. Wieso dachten Sie ausgerechnet, dass diese Männer für mich infrage kämen?“
Er atmete tief ein und spürte, dass sie ihn unverwandt anschaute, so wie er sie eben fixiert hatte. Eine unwillkommene Hitze breitete sich in ihm aus.
„Alle sind ledig und haben ein Einkommen von mindestens zweitausend Pfund.“
„Und weiter?“
„Und alle wären bereit, eine ansehnliche junge Witwe zu heiraten, wenn sie dadurch die Gunst des zukünftigen Königs gewinnen könnten.“
„Also muss ich einen dieser Männer heiraten und dann sowohl seine als auch des Prinzen fleischliche Gelüste befriedigen?“ Sie schien aufrichtig konsterniert. „Dann werde ich ja nie zur Ruhe kommen.“
Diese direkte Anspielung brachte ihn aus der Fassung. „Soweit ich weiß, wird die Ehe nur der Form halber geschlossen, bis der
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