Quellen Der Lust
guten Stube war der alte Robert dabei, mit zittrigen Händen ein Tablett mit Tassen, Untertassen und Löffeln aus dem Esszimmer abzustellen. Die noch ältere Aggie kam mit unsicheren Schritten hinter ihm ins Zimmer und brachte ein frisches Tischtuch und einen Servierwagen, der mit Rosinenkuchen und Sandwichs bestückt war. Die beiden sahen zutiefst erschöpft aus. Sie seufzte. Sie brauchte dringend jüngere Dienstboten.
Der Kamin wurde angezündet, der Tisch gedeckt, und dann wurde der alte Robert an die Haustür gerufen, um die Gäste hereinzulassen. Er kam nach kurzer Zeit zurück, gefolgt von Lord Marchant und St. Lawrence.
Mariah stand vor dem imposanten Marmorkamin, und trotz der Hitze, die ihren Rücken wärmte, versteifte sich jeder Muskel in ihrem Körper, als der „flinke Jack“ St. Lawrence den Raum mit federnden Schritten durchquerte. Sie streckte erst Marchant, dann ihm ihre Hand entgegen. Sie wollte nicht unhöflich wirken, hatte aber doch Angst vor dieser Berührung.
Als der flinke Jack sich mit einem einfachen „Mrs. Eller“ verbeugte, roch sie seinen Duft nach Sandelholz und warmer Wolle, und für den Bruchteil einer Sekunde kehrte die Erinnerung zurück. Sein dunkles Haar hing ihm weich in die Stirn, seine Schultern waren breit und muskulös und seine Hand, die die ihre hielt, war warm und fest wie der Rest seines …
„Lord Marchant. Mr. St. Lawrence.“ Sie riss sich zusammen und bat die beiden an den gedeckten Tisch. „Kann ich Ihnen etwas anbieten, während wir unser Gespräch führen?“
Ein selbstgefälliges Lächeln breitete sich auf dem Gesicht des Lords aus, und er warf St. Lawrence einen bedeutungsvollen Blick zu. Der höfliche Empfang, den sie ihnen bereitete, wurde bereits als Anzeichen dafür gedeutet, dass die beiden Männer die erhoffte Antwort erhalten würden.
„Ausgezeichnet. Der Prinz wird hocherfreut sein“, sagte Marchant und war selbst offensichtlich zufrieden mit diesem erfolgreichen Ausgang. „Ich kann mir vorstellen, dass Sie uns einige Fragen zu stellen haben.“
Und so, ohne dass es einer weiteren Erklärung bedurfte, hatte sie ihre Einwilligung gegeben. Sie würde eine Mätresse des Prinzen von Wales werden. Sie warf einen Blick hinüber zu St. Lawrence, während ihr Marchant einen Stuhl am Tisch zurechtrückte. Der Lord redete überschwenglich auf sie ein, doch „Nimble Jack“ war seltsam reserviert, seitdem er den erfolgreichen Ausgang seiner Mission erfahren hatte.
Sie läutete die Porzellanglocke auf dem Tisch, damit der Tee serviert würde.
„Meine erste Frage wäre, ob ich nach London umziehen muss.“
„Ich denke, das wird von einer ganzen Reihe von Umständen abhängen“, erklärte Marchant. „Seine Hoheit reist sehr viel. Sein Privatsekretär trifft die dafür erforderlichen Vorbereitungen. Ich würde es mir natürlich nie erlauben, ohne ausdrückliche Befugnis im Namen des Prinzen zu sprechen, doch glaube ich zu wissen, dass er vorhat, hier bei Ihnen im Lake District zu verweilen. Ihm liegt sehr viel an frischer Luft und Jagdausflügen.“ Er setzte ein perfides Lächeln auf. „Doch zuerst müssen wir natürlich über Ihren Gatten reden.“
Sie zog die Augenbrauen hoch und fragte sich, ob er noch bei Sinnen war.
„Mein Mann, Sir, ist verstorben.“
„Ja, natürlich.“ Marchant lachte nervös, und sie sah, dass St. Lawrence nun wie erstarrt auf seinem Stuhl saß. „Ich meinte Ihren neuen Gatten.“
Genau in diesem Moment kam der alte Robert in den Raum. Der betagte Dienstbote setzte die Kanne mit einem lauten Aufprall und einem genuschelten „Der Tee ist serviert“ auf dem Tisch ab und schlurfte dann leise brummelnd wieder hinaus.
„Meinen was?“ Sie wandte sich zu Marchant um und hatte dabei das Gefühl, das Blut in ihren Adern gerinne.
„Ihren neuen Gatten, Mrs. Eller.“ Marchant saß völlig gerade neben ihr und sah sie gewichtig an. „Der Prinz würde niemals eine Beziehung zu einer unverheirateten Frau unterhalten. Das wäre völlig unmöglich. Der Prinz würde nie so herzlos sein, eine ihm eng verbundene Frau alleine und ungeschützt in der Welt zurückzulassen.“
Ungläubig starrte sie ihn an.
„Ich bin Witwe, Lord Marchant“, sagte sie und lehnte sich nach vorne. „Ich lebe alleine und habe keinen Ehemann, der Einwände gegen unsere Abmachung erheben könnte. Wie kommt der Prinz auf die Idee, gerade jetzt sollte ich mir einen aneignen?“
„Aber Sie müssen sich einen aneignen, Mrs. Eller, oder Sie können
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