Quellen Der Lust
Liste hin und her. „Sagen Sie, welcher dieser Männer würde Ihrer Meinung nach am besten zu mir passen?“
„Ich würde es mir nicht anmaßen wollen, mich dazu zu äußern, Mrs. Eller.“ Er verschränkte seine Hände fest im Rücken und sah unbeirrt zum Fenster hinaus.
„Aber Sie maßen es sich doch schon an, mir Vorschläge zu unterbreiten. Sie haben vier Kandidaten ausgewählt, also müssen Sie auch eine Meinung über deren Tauglichkeit haben.“ Sie fuchtelte mit dem Papier herum und streifte unabsichtlich sein Jackett. Seine Bauchmuskeln spannten sich an. „Dieser Thomas Bickering zum Beispiel, ist er groß?“
„Dazu kann ich mich nicht äußern, Mrs. Eller.“ Er wich ihrem Blick aus.
„Wissen Sie, ob er korpulent ist, oder eine Halbglatze hat, oder vom Schnupftabak verfärbte Zähne?“
„Nein, das weiß ich nicht. Ich kenne den Herrn nicht persönlich.“
„Und doch wollen Sie mich unbesehen mit ihm verheiraten. Wie steht es mit den anderen? Richard Stephens, Winston Martindale und Gordon Clapford?“
„Clapford lebt in der Nähe von Grantham, ist aber Erbe eines großen Landsitzes irgendwo in Irland“, rasselte er herunter. „Stephens bezieht sein Einkommen aus Baumwollspinnereien südlich von London. Martindale ist ein Freund des Sohns des Earl of Chester und wurde vom Earl persönlich empfohlen. Bickering ist Rechtsanwalt in Lincoln. Das, und wie hoch das Einkommen dieser Männer ist, ist alles, was ich über sie weiß.“
Es herrschte Stille, während sie abwechselnd das Blatt Papier und sein Gesicht studierte.
„Und Sie erwarten ernsthaft von mir, dass ich einen dieser Männer auswähle, um mein Bett und mein Leben zu teilen, obwohl Sie mir nicht sagen können, wer von ihnen großgewachsen ist, wer beim Essen Sauce auf seine Hemden kleckert und wer mit dem Haushaltsgeld knausert. Und jawohl, dies alles sind wichtige Punkte für den Erfolg oder das Scheitern einer Ehe.“
„Was um alles in der Welt hat die Größe eines Mannes mit einer erfolgreichen Ehe zu tun?“
„Es ist ziemlich leicht zu erkennen, dass Sie nie verheiratet waren, Mr. St. Lawrence.“ Als er zu ihr hinunter sah, blitzten ihre Augen mit weiblicher Überlegenheit.
„Sonst würden Sie wissen, dass die Dimensionen eines Mannes sehr viel mit der Zufriedenheit seiner Frau zu tun haben. Wie können Sie von mir erwarten, dass ich irgendeinen Mann aussuche, ohne ihn gesehen und näher kennengelernt zu haben?“
Sie lehnte sich gegen das Fensterbrett und sah gedankenverloren hinaus, während sie sich mit den Händen über die Arme rieb. Er konnte nicht umhin, ihre anmutigen Hände und die langen, eleganten Finger zu bemerken. Sie sahen aus, als seien sie kräftig genug, um – verdammt, er musste sich wirklich zusammenreißen!
Wieso hatte er ihr bloß alle Namen zur gleichen Zeit gezeigt? Frauen brauchten schließlich schon Wochen, um sich für so etwas Banales wie einen neuen Hut zu entscheiden. Doch Bertie hatte ihn angewiesen, sich nach passenden Kandidaten umzuhören und ihm einige Namen vorzulegen. Namen in der Mehrzahl. Er war der Aufforderung nachgekommen, ohne auf die Idee zu kommen, dass er derjenige sein würde, der die Liste der Witwe vorlegen müsse … doch was hatte sie da eben gesagt? Er erstarrte, als es ihm wieder einfiel. Sie wollte die zur Auswahl stehenden Männer näher kennenlernen ?
„Dann muss ich sie mir eben selbst ansehen“, sagte sie ruhig.
„Wie bitte?“ Er erwachte aus seiner Erstarrung.
„Ich sagte, dass ich sie mir dann eben selbst ansehen muss, bevor ich meine Entscheidung treffe und einen von ihnen auswähle. Wo leben diese Männer? Ich hoffe, dass Sie immerhin dies herausfinden können.“
„Was genau haben Sie vor?“ Ihr Vorschlag ließ ihn bis ins Mark erschauern.
„Ich beabsichtige, diesen Männern einen Besuch abzustatten, sie zu vergleichen und … eventuell auszuprobieren, ob sie küssen können.“
„Unterstehen Sie sich.“ Er kam auf sie zu und ballte die Hände zu Fäusten. „Sie können keine Vergnügungsreise durchs ganze Land unternehmen und Küsse von fremden Männern einfordern.“
„Aber dies sind keine fremden Männer. Es sind Männer, die für mich ausgesucht wurden. Und zwar von Ihnen .“ Sie musterte ihn mit kämpferisch gerecktem Kinn. Ihre Augen blitzten herausfordernd. „Ich glaube nicht, dass es ihnen etwas ausmachen würde, eine kleine Kostprobe ihrer Fähigkeiten als Liebhaber zu liefern. Männer sind gewöhnlich nicht abgeneigt,
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