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Quellen innerer Kraft

Quellen innerer Kraft

Titel: Quellen innerer Kraft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Gruen
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Freude erinnern, die wir schon erfahren haben. In diesem Akt der Erinnerung wird dann diese schöpferische Quelle selbst in uns wieder lebendig: „In der Freude, einer der so genannten gehobenen Emotionen, erleben wir die Fülle des Daseins, erleben wir Vitalität, Energie, Körperlichkeit, Verbundenheit mit anderen Menschen, wir erleben Selbstsein in der Selbstvergessenheit, erleben Hoffnung neu. Wir erleben, dass es in jedem Menschenleben, so schwierig es auch sein mag, Oasen der Freude gibt, die in der Erinnerung auch wieder Freude zurückbringen.“

    Ähnlich wie Verena Kast ermuntert auch Eckhard Schiffer, Chefarzt eines christlichen Krankenhauses, uns an gute Erfahrungen in der Kindheit zu erinnern. Er denkt dabei vor allem an Erlebnisse, in denen unsere Sinne satt geworden sind. Wenn wir als Kind intensiv gespielt haben und mit allen Sinnen die Welt wahrgenommen haben, dann genügenGerüche oder Bilder, um uns in der Phantasie wieder mit diesen beglückenden Erfahrungen in Berührung zu bringen. Dann brauchen wir nicht ständig neue äußere Reize, um etwas zu erleben. Wir können uns durch die eigene Phantasie eine eigene Welt schaffen: „Ich bin unglaublich frei und eigenständig – vermöge einer lebendigen Phantasie, weil ich mir das, was ich für mein Vergnügen brauche, selber zaubern kann! … Freude, auch als Lebensfreude, speist sich aus der unerschöpflichen Phantasie in die Innenwahrnehmung hinein.“ Schiffer erzählt von der schwedischen Schriftstellerin Astrid Lindgren, die in ihrer Autobiographie von ihrer Kindheit schreibt: „In unseren Spielen waren wir herrlich frei und nie überwacht. Und wir spielten und spielten und spielten.“ Vermutlich hat Astrid Lindgren mit ihren Büchern auch deswegen so viele Menschen angesprochen, weil sie aus der reichen Quelle ihrer eigenen Erinnerungen geschöpft hat. Die Leichtigkeit ihrer Bücher kommt offensichtlich aus jener Leichtigkeit, die sie bei ihrem kindlichen Spielen erlebt hat. Wer als Kind mit Phantasie ohne zu ermüden gespielt hat, der kommt noch als Erwachsener in der Arbeit immer wieder in Berührung mit der unerschöpflichen Quelle seiner Phantasie, mit der er damals als Kind seine Spiele ausgedacht und durchgeführt hat.

    Das poetische Kinderbuch des Künstlers Leo Lionni über die Maus Frederick zeigt, wie die Erinnerung an die Farben des Sommers der Maus die Fähigkeit verleiht, im Winter von der Wärme und Buntheit des Sommers zu erzählen. Das ist nicht nur für die Maus Frederick heilsam, sondern bringt auch Licht und Wärme in die winterliche Kälte der anderen Mäuse. Nicht umsonst hat diese Geschichte weltweit Millionen Menschen berührt. Wer sich lebhaft an schöne Erlebnisseder Vergangenheit erinnern kann, der schöpft aus einer schier unerschöpflichen Quelle. Und er wird auch für seine Umgebung zu einer Quelle von Dankbarkeit und Freude. Denn indem er seine Erinnerungen erzählt, bringt er auch die Zuhörer in Berührung mit dem, was sie an beglückenden Erfahrungen machen durften.
Aktive Imagination
     
    Ein wichtiger Weg, die inneren Ressourcen zu entdecken, ist die aktive Imagination, wie sie der Schweizer Therapeut C. G. Jung entwickelt hat. In ihr sollen wir uns Inhalte des Unbewussten vorstellen. Für C. G. Jung ist das Unbewusste eine Quelle der Lebenserneuerung. Durch die aktive Imagination gelangen wir zu ihr. Aktive Imagination zeigt uns Wege auf, wie wir weitergehen können, und sie deckt uns die Quellen auf, die uns zur Verfügung stehen. Jung hat die aktive Imagination vor allem im Umgang mit Träumen entwickelt und festgestellt, dass das Bewusstmachen der unbewussten Inhalte durch Malen, Tanzen oder durch die Vorstellung eine heilende Wirkung auf die Seele hat. Jung nennt die Imagination bewusst „aktiv“. Auf der einen Seite geht es ihm darum, einfach geschehen zu lassen, der Phantasie in sich Raum zu geben, damit sie aufsteigen kann. Auf der anderen Seite geht es aber auch darum, diese Phantasie zu lenken. Sie geht aus von den Inhalten des Traumes oder des Unbewussten. Und ich verbiete mir, einfach nur destruktive Phantasien auszumalen oder meine Rachegedanken auszuphantasieren. Vielmehr braucht es eine ethische Grundhaltung.

    Konkret könnte die aktive Imagination bei der Traumarbeit so aussehen: Ich stelle mir vor, dass ich allein in einem Kinositze. Neben mir steht ein Filmapparat. In ihn lege ich den Film meines Traumes ein. Nun kann ich den Traumfilm abspielen lassen. Ich lasse den Film langsamer

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