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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Jetzt?!
    Mirandolina: Ich melde mich wieder.
    Hannah_24: Warte!
    Mirandolina: …
    Hannah_24: Rede mit mir!
    Mirandolina: …
    Hannah_24: Mira! BITTE!
    Mirandolina: …
    Hannah_24: MIRANDA!!!!!!!
     
     
     
    5
    Manuela Strohte, Svens Mutter, entpuppte sich als große und zumindest für eine Frau ihres Alters entschieden zu dünne Blondine mit sorgfältig geschminktem Puppengesicht. Sie war höchstpersönlich an die Tür gekommen, um den beiden Kommissaren zu öffnen, aber Winnie Heller hegte keinerlei Zweifel daran, dass sich irgendwo in diesem Haus, das im Grunde eher eine Villa war, auch noch eine Angestellte befand, die solche Dinge üblicherweise erledigte.
    Sie folgte ihrem Vorgesetzten in einen mit Granit ausgelegten Vorraum, von dem rechts und links je eine Tür abging, bevor er in einen großzügigen Flur mündete. Von irgendwo her erklang Klavierspiel. Winnie Heller, der das Stück irgendwie bekannt vorkam, stutzte und überlegte, was es war, doch sie kam zu keinem Ergebnis.
    »Mein Sohn ist …« Manuela Strohte unterbrach sich und sah Verhoeven an, als sei sie unsicher, ob sie überhaupt etwas sagen dürfe, ohne zuvor gefragt worden zu sein. »Das alles ist furchtbar schwer für ihn, verstehen Sie?« Sie zögerte abermals, bevor sie hinzufügte: »Für uns.«
    »Sicher«, nickte Verhoeven. »Wir können uns lebhaft vorstellen, in welchem Schockzustand Sie sich alle seit gestern befinden. Aber es lässt sich leider nicht vermeiden, dass wir Ihrem Sohn noch ein paar Fragen stellen.«
    Sven Strohtes Mutter nickte, ohne sich auch nur einen Zentimeter von der Stelle zu rühren. »Es ist eine gute Schule gewesen«, erklärte sie nach einer Weile, als müsse sie sich vor den fremden Kommissaren ausdrücklich dafür rechtfertigen, ihren Jungen einer Bildungseinrichtung anvertraut zu haben, an der sich ein Drama wie das gestrige hatte ereignen können.
    »So etwas kann überall passieren«, sagte Verhoeven, und Manuela Strohte schenkte ihm ein dankbares Lächeln.
    »Unsere beiden anderen Söhne waren auch auf dem Clemens-Brentano-Gymnasium«, bemerkte sie kopfschüttelnd, und Winnie Heller registrierte mit Befremden den Subtext, der in ihren Worten – sei es nun bewusst oder unbewusst – mitschwang: Unsere beiden anderen Söhne haben diese Schule ebenfalls besucht, aber mit ihnen hat es nie irgendwelche Probleme gegeben. Als ob diese Frau ihrem Jüngsten einen Vorwurf daraus macht, in eine solche Tragödie verstrickt zu sein, dachte sie, und sie fragte sich, wie viel von dem, was sie selbst aus Manuela Strohtes scheinbar so harmlosen Worten herauslas, sich auch deren Sohn vermittelt haben mochte.
    Die Hausherrin fixierte Verhoevens Augen mit beschwörender Intensität, und Winnie Heller hatte den Eindruck, dass sie sich von ihm irgendeine Form von verbaler Absolution erwartete. Eine Absolution für die Tatsache, dass eins ihrer Kinder zu einem derart falschen Zeitpunkt Schüler des Clemens-Brentano-Gymnasiums gewesen war und die rechtschaffene Familie Strohte allein durch diesen Umstand in etwas verwickelt hatte, das in keiner Weise zu ihr passte. Doch Verhoeven schwieg beharrlich, wahrscheinlich, weil er wusste, dass Manuela Strohte in puncto Familienehre noch weitaus unangenehmere Fakten ins Haus standen.
    Wenn sie erfährt, dass es das Gewehr ihres eigenen Bruders gewesen ist, das Hrubesch bei seinem Amoklauf verwendet hat, fällt sie garantiert in Ohnmacht, dachte Winnie Heller. Allerdings waren sie übereingekommen, diese Information zunächst noch eine Weile für sich zu behalten.
    »Tja«, sagte Manuela Strohte, die allmählich zu spüren schien, dass bei dem fremden Kommissar in puncto Verständnis nicht allzu viel zu holen war. »Dann kommen Sie am besten einfach mit.«
    Sie ging voran und geleitete die beiden Kriminalbeamten in den hinteren Teil des Hauses. Im Vorbeigehen registrierte Winnie Heller eine modern anmutende Skulptur in einer Nische rechts des Ganges. Sie war überaus dezent platziert, fast versteckt. Nichtsdestotrotz hatte Winnie Heller den Eindruck, dass sie wertvoll war. Überhaupt schien Geld etwas zu sein, auf das es in diesem Haus nicht im Geringsten ankam. Sie betrachtete Manuela Strohtes Rücken, der zart, fast knochig war, und rief sich die spärlichen Informationen ins Gedächtnis, die sie vorab von Höppners Leuten bekommen hatten. Der Herr des Hauses arbeitete als Unternehmensberater und war dabei anscheinend überaus erfolgreich. Die beiden älteren Söhne waren hochbegabte

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