Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
pausbäckigen Möchtegerncharme spielen lässt, um selbst noch die gestandensten Frauen in hingerissene Muttertiere zu verwandeln.« Er bedachte seine Frau mit einem Blick, der keinen Zweifel daran ließ, dass auch sie zu den Opfern von Dominik Rieß-Sempers ungenierten Charmeoffensiven gehörte. »Und das ist widerlich, um es mit deinen eigenen Worten auszudrücken.«
    »Nur kein Neid«, rief Silvie, ohne auch nur den geringsten Versuch zu unternehmen, ihrem Mann hinsichtlich der Unwiderstehlichkeit von Dominik Babyface-Sempers kindlicher Anmut zu widersprechen. »Aber spricht es denn nicht sehr für unsere Tochter, dass sie sich bei der Auswahl ihrer Freunde nicht ausschließlich von so fragwürdigen Weiten wie Sportlichkeit, Heldenmut und Draufgängertum leiten lässt?«
    Verhoeven, der als Junge selbst nicht gerade über die genannten Vorzüge verfügt hatte, gab einen unbestimmten Laut von sich.
    »Na, siehst du«, frohlockte seine Frau, indem sie Nudelsalat und kalte Frikadellen auf einen Teller häufte. »Also finde dich endlich mit Ninas Wahl ab und versuch, ein halbwegs vernünftiges Verhältnis zu Dominik aufzubauen, ja?« Sie stellte den übervollen Teller vor ihren Mann auf den Tisch und bedachte ihn mit einem eindringlichen Blick aus ihren tiefdunkelblauen Augen. »Aus irgendeinem unerfindlichen Grund bewundert dich dieser arme Junge nämlich, falls du das noch nicht bemerkt haben solltest.«
    Verhoeven verdrehte die Augen.
    »Ich mein’s ernst, Hendrik«, entgegnete Silvie. »Der arme kleine Schatz hält dich für einen total coolen Typen, von wegen Polizei und all das. Und ich bin durchaus der Meinung, dass ihr bei Gelegenheit mal was zusammen unternehmen solltet, um euch besser kennenzulernen. Du weißt schon, irgend so ein typisches Männerding … Angeln oder Zelten oder Schlachten oder so was in der Richtung.« Sie kicherte. »Nur du und Dominik.«
    »Gott bewahre!«, rief Verhoeven, indem er sich mit großem Appetit über sein Abendessen hermachte. »Verrate mir lieber, warum wir Buchweizenkuchen essen müssen, obwohl uns ein Kaffeebesuch von Herrn Engel erspart bleibt.«
    »Weil Pascal kein Weißmehl essen darf.«
    »Wer ist Pascal?«
    Jetzt war es an seiner Frau, die Augen zu verdrehen. »Pascal ist dein Schwippneffe.«
    »Mein was?«
    »Der Sohn meiner Schwester.« Silvie stöhnte und stibitzte sich eine halbe Frikadelle von seinem Teller. »Madeleines Ältester.«
    Verhoeven sah seine Frau mit einer Mischung aus Schicksalsergebenheit und nackter Verzweiflung an. »Wann?«, fragte er.
    »Wann was?« »Wann bricht dieses Verhängnis über uns herein?«
    »Morgen früh um sieben.«
    »Oh nein!«
    »Ich fürchte doch«, entgegnete Silvie mit einem entschuldigenden Achselzucken. »Madeleines Flieger geht um neun. Und wenn du dann noch die Zeit hinzurechnest, die für die Fahrt zum Flughafen und fürs Einchecken draufgeht, kannst du nicht umhin, sieben Uhr als freundliches Zugeständnis an uns als Gastfamilie zu werten.«
    »Dass ich diese vierköpfige Ansammlung von Hochbegabung eine ganze Woche unter meinem Dach dulde, ist ein freundliches Zugeständnis«, versetzte Verhoeven.
    »Nein«, entgegnete seine Frau mit der ihr eigenen Unerbittlichkeit. »Das ist deine Pflicht als Onkel.«
    »Schwipponkel«, korrigierte er.
    »So etwas gibt es gar nicht«, protestierte sie lachend.

V
     
     
Er war ein wunderbarer Vater und ein wunderbarer Ehemann. Ich habe nicht die leiseste Ahnung, wie wir weitermachen sollen ohne ihn.
Katja Scherer, geb. Döll, Ehefrau von Heribert Scherer (t 48)
Wir hätten ihn doch auf die Pestalozzischule in Idstein schicken sollen, ganz so, wie wir es ursprünglich geplant hatten.
Oskar Krautkrämer, Vater von
Bernd Krautkrämer (t 11)
Wie viele Schüler waren das dort draußen auf dem Flur? Ich meine, wie groß war die Chance, dass es ausgerechnet mein kleines Mädchen trifft?
Petra Juhl, Mutter von Lisa Juhl (t 16)
Es ist entsetzlich, vor allem, wenn man bedenkt, dass sie einfach nur zur falschen Zeit am falschen Ort gewesen ist …
Nicole Herrgen, Freundin von
Beate Soltau (t 44)
     
Sie hat ihren Beruf immer sehr ernst genommen und sich jede Menge Gedanken gemacht. Warum dieser oder jener Schüler dieses oder jenes nicht versteht und so was alles. Wenn wir telefoniert haben, habe ich immer mit ihr geschimpft und gesagt, dass sie auch mal abschalten muss. Aber davon wollte sie nie etwas wissen.
Rachel Weiz, Schwester von
Helen Malgorias (t 36)
     
Er war der beste Freund, den

Weitere Kostenlose Bücher