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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Hrubesch durchweg gute Noten im Fach Bildende Kunst eingeheimst, mit denen er seine stetig schwächer werdenden Leistungen in Deutsch ausgeglichen hatte. Zumindest bislang. Es besteht kein Zweifel daran, dass der Junge sich gehörig auf den Hosenboden hätte setzen müssen, um sein Abitur zu schaffen, stimmte ein imaginärer Höppner ihr zu, andererseits kann man in Hrubeschs Fall kaum von einer total verpfuschten Schullaufbahn sprechen.
    »Oh nein«, murmelte Winnie Heller. »Das kann man nicht.
    Aber was an diesem Amoklauf ist schon so, wie man es erwarten würde?«
    Gegen Viertel vor zehn klingelte ihr Handy. Verhoeven, wie sie der Ziffernfolge auf dem Display entnahm.
    »Sind Sie zu Hause?«
    Was für eine ausgemacht blöde Frage!, dachte Winnie Heller.
    »Ja.«
    »Gut, dann hole ich Sie ab.«
    »Okay. Wann?«
    »Passt es Ihnen in einer Viertelstunde?«
    »Sicher.« Sie sah auf die Uhr. »Ich stehe dann unten vor dem Haus.«
    »Wunderbar.« Er zögerte. »Würde es … Macht es Ihnen etwas aus, wenn wir noch kurz beim Kindergarten vorbeifahren würden? Ich wollte Nina eigentlich auf der Hinfahrt dort abliefern, aber sie hat mitbekommen, dass ich anschließend zu Ihnen wollte, und besteht nachdrücklich darauf, Sie zu sehen.«
    Winnie Heller schmunzelte. Sie mochte dieses Kind, auch wenn ihr das im Grunde ganz und gar nicht in den Kram passte. Sie war, im Gegenteil, vom ersten Tag ihrer Zusammenarbeit an entschlossen gewesen, Verhoevens Familie so abscheulich wie möglich zu finden, schon allein deshalb, weil er ein solches Wesen darum veranstaltete. Aber diese aufgeweckte Kleine mit den wachen braunen Augen und dem Kopf voller unbändiger Löckchen hatte sie sozusagen im Sturm erobert, als sie einander zum ersten und bislang einzigen Mal begegnet waren. Und seither wurde sie dieses Gefühl von Sympathie einfach nicht mehr los.
    »Von der Strecke her käme es ungefähr aufs selbe raus«, erklärte Verhoeven unterdessen mehr als umständlich, als ob er sich explizit dafür entschuldigen müsse, dass er ihr mit seiner Tochter kam. »Und ich glaube auch nicht, dass es uns mehr als ein paar Minuten …«
    »Kein Problem«, entgegnete Winnie Heller hastig. »Sagen Sie Nina, ich freue mich auch, sie zu sehen.«
    Sie hängte ein und suchte in ihrem Vorratsschrank nach etwas, das sie der Kleinen mitnehmen konnte. Einen Schokoriegel vielleicht. Oder eine Tüte Gummibärchen, die sie herumreichen konnte, um das Eis zu brechen, so sich in den vergangenen Monaten welches gebildet haben sollte. Doch alles, was sie fand, war eine Tafel Vollmilchschokolade. Und die war bereits so lange angebrochen, dass sie – wie Winnie Heller angeekelt feststellte – nach einer wenig erfreulichen Mischung aus Haferflocken und Badreiniger schmeckte. Sie warf die Tafel in den Mülleimer unter ihrer Arbeitstheke und dachte an das Bild, das Nina Verhoeven im vergangenen Herbst für sie gemalt hatte und das sie – damals noch mit kupferrot gefärbten Haaren – neben einem ziemlich imposanten Auto zeigte. Oh Mann, dachte sie, indem sie sich eine Strähne ihres Haares vornahm, dessen Spitzen noch immer einen leichten Orangestich aufwiesen. Diese elende Kupfertönung! Aber sie hatte nun mal besonders toll aussehen wollen an ihrem ersten Tag bei der Mordkommission und am Abend vorher ein bisschen herumexperimentiert. Na ja, und weil sie damals ihren Farbtyp noch nicht gekannt hatte, war die Sache komplett in die Hose gegangen. Vermutlich ist Nina Verhoeven der einzige Mensch auf diesem Planeten, dem die Farbe gefallen hat, dachte Winnie Heller mit einem leisen Lächeln, als ihr einfiel, dass auch Lübke ihr damals ein Kompliment über ihre Haare gemacht hatte. Aber da hatte er sie vermutlich nur auf den Arm genommen.
    Sie holte ein Gummi aus dem Bad und nestelte die derzeit etwas mehr als schulterlange Pracht zu einem unmotivierten Pferdeschwanz zusammen, während sie einmal mehr über die Frage nachgrübelte, wer die Frau gewesen sein mochte, die sie mitten in der Nacht in Lübkes Laube getroffen hatte. Das alte Flittchen, wie sie die Unbekannte im Stillen nannte. Aber konnte es tatsächlich möglich sein, dass Lübke die Dienste einer Prostituierten in Anspruch nahm?
    »Wenn ja, ist diese Tante unter Garantie spottbillig«, murmelte Winnie Heller boshaft, »immerhin ist bei ihr der Lack – so sie je welchen hatte – seit ungefähr einem halben Jahrhundert ab!«
    Doch eigenartigerweise ging ihr die Sache trotzdem nicht aus dem Sinn.
    »Na, was

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