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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Junge?, überlegte sie. Weiß er am Ende vielleicht doch mehr, als er zugibt? Und wenn ja, warum sagt er nicht, was er weiß? Und warum hat Nikolas Hrubesch ausgerechnet ihn zu seinem Sündenbock erkoren?
    »Soll ich mir die kleine Kerr noch mal vornehmen?«, wollte Stefan Werneuchen unterdessen von Verhoeven wissen.
    »Nein«, entschied dieser nach einem Moment des Nachdenkens. »Das übernehmen Frau Heller und ich.«
    »Gut«, sagte Werneuchen, indem er sich einen neuen Stapel von Blättern vornahm. »Dann komme ich jetzt als letzter verbliebener Möglichkeit zu Lukas Wertheim.«
    »Sollen wir den wirklich ernsthaft in Erwägung ziehen?«, fragte Winnie Heller mit einem zweifelnden Kopfschütteln. »Ich meine, wir haben ein ganzes Klassenzimmer voller Schüler, die behaupten, dass ein schwarz gekleideter Kerl in der Tür erschienen sei und ohne lange zu fackeln das Feuer eröffnet habe, wobei diese Frau Malgorias getroffen wurde. Und anschließend auch Lukas Wertheim.«
    »Das ist schon richtig«, stimmte Werneuchen ihr zu. »Allerdings ist das Projektil, das den Jungen tötete, nicht eindeutig Hrubeschs Glock zuzuordnen.« Er machte eine kurze Pause, bevor er hinzufügte: »Außerdem gibt es ein paar bemerkenswerte Parallelen zwischen Lukas Wertheim und Angela Lukosch.«
    Verhoeven riss den Blick von seinen Notizen los. »Tatsächlich?«, fragte er. »Welche denn?«
    Werneuchen nahm in aller Eile einen Schluck von seinem Tee. »Abgesehen von der Tatsache, dass die Väter der beiden einen Haufen Kohle besitzen, war auch Lukas Wertheim an der ganzen Schule dafür bekannt, dass er Schwächere schikanierte.«
    Bingo!, dachte Winnie Heller, indem sie sich abermals den Satz ins Gedächtnis rief, den sie sich während der ersten Besprechung bei Höppner notiert hatte. Soll in der Zeit vor seinem Amoklauf von Schülern seines Jahrgangs gemobbt worden sein. Und was auf Nikolas Hrubesch zutraf, könnte genauso gut auch auf seinen mutmaßlichen Komplizen zutreffen, dachte sie. Hrubeschs Mitwisser. Den Hintermann. Devil. Wen auch immer. Vielleicht war auch Devil jemandes Opfer gewesen. Vielleicht hatte auch Devil aus Rache gehandelt. Vielleicht …
    »Haben wir zu den besagten Schikanen schon genauere Informationen?«, riss Verhoevens nächste Frage sie aus ihren Überlegungen.
    Werneuchen verneinte. »Bislang wissen wir lediglich, dass Lukas Wertheim und sein bester Kumpel, ein Junge namens Steven Höhmann, eine Art Eliteclub unterhielten und in diesem Zusammenhang irgendwelche schwachsinnigen Mutproben veranstalteten, die irgendwo an der Grenze zwischen einfach nur eklig und schlechterdings illegal gelegen haben sollen. Überdies scheint dieser Wertheim auch ein ziemlich übler Playboy gewesen zu sein, was mich bei dem Aussehen allerdings nicht sonderlich überrascht.« Er warf Lukas Wertheims Porträt einen verhalten neidischen Blick zu. »Und wenn dieser Junge einfach so ermordet worden wäre, auf normalem Wege, meine ich, würde ich auf eine enttäuschte Exfreundin tippen. Oder auf einen gehörnten Mitschüler, der nicht darüber hinwegkommt, dass er seine Freundin an Mister Wunderbar verloren hat.«
    Sehr zu ihrem Leidwesen musste Winnie Heller bei diesen letzten Worten schon wieder an Sven Strohte denken. Wie hatte der junge Pianist doch gleich über Lukas Wertheim geurteilt? Ein borniertes Arschloch, das sich selbst für den Nabel der Welt und alle anderen für hirnlose Schwachköpfe hielt. Und weiter: Angela Lukosch wusste nicht mal, dass ich existiere.
    »Es gibt da übrigens noch eine interessante Information am Rande.« Stefan Werneuchen legte die Hände im Nacken zusammen und sah Verhoeven an.
    »Ja?«
    »Lukas Wertheim und Angela Lukosch sollen vor gar nicht allzu langer Zeit eine Kurzzeitbeziehung miteinander gehabt haben.«
    Zwei Kinder reicher Väter, die zu viele Affären hatten und auf ihren Mitschülern herumgehackt haben, resümierte Winnie Heller. Und nun sind beide tot …
    8
    Die Schritte stoppten vor der Tür des Schlafzimmers, in das sie sich geflüchtet hatte, und beinahe wollte es Jessica Mahler scheinen, als lauschten sie nach ihr.
    Er lauert.
    Er verhält sich ganz still und wartet darauf, dass du dich verrätst, wer immer er ist.
    Aber ich denke gar nicht daran, mich zu verraten, dachte sie, wobei sie eigenartigerweise schon wieder das Gefühl hatte, lachen zu müssen. Ganz so wie beim Anblick des schwer bewaffneten Maskierten, der um exakt 11 Uhr 59 in ihren Klassenraum eingedrungen war und

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