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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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sagte Verhoeven, indem er ihr kurz seinen Ausweis unter die Nase hielt. »Wir möchten zu Sven.«
    Die Frau nickte und führte die beiden Kommissare in dasselbe Wohnzimmer, in dem sie bereits bei ihrem ersten Besuch gewesen waren.
    »Tja, so schnell sieht man sich wieder, was?«, rief Verhoeven, als er gemeinsam mit seiner Kollegin durch die zweiflügelige Tür trat. Doch heute saß der jüngste Sohn des Hauses nicht am Klavier, sondern in einem der Sessel vor dem Kamin. Er hatte eine Schüssel mit Trockenobst neben sich und einen Laptop auf den Knien.
    Winnie Heller versuchte, einen Blick auf den Bildschirm zu erhaschen, aber alles, was sie sah, war ein Desktopbild von Microsoft. Sie kannte es, weil sie es selbst auf ihrem Rechner benutzte. Es hieß Grüne Idylle.
    »Schon wieder neue Fragen?«, sagte der junge Pianist, und für einen flüchtigen Augenblick hatte Winnie Heller den Eindruck, als läge ein Hauch von Spott in seinem Blick. Spott oder Überheblichkeit.
    »Tja, das liegt in der Natur der Sache, wissen Sie?«, entgegnete Verhoeven, indem er ungefragt auf dem ausladenden Sofa Platz nahm. Offenbar war er wild entschlossen, Sven Strohte nicht noch einmal im Stehen zu befragen. »Je weiter man vordringt, desto mehr Fragen tun sich auf.«
    Der Junge nickte nur.
    »Stimmt es, dass Lukas Wertheim und sein Freund Steven Höhmann im Wochenendhaus von Lukas’ Vater Treibjagden auf Mitschüler veranstaltet haben?«, kam Verhoeven ohne Umschweife zur Sache.
    »Gehört hab ich das mal«, antwortete Sven Strohte ausweichend.
    »Nur gehört?«
    »Was meinen Sie?«
    »Waren Sie jemals dort?«
    »Ja.« Es klang ein wenig zögerlich, wie er das sagte. Wie ein Zugeständnis, das er eigentlich gar nicht machen wollte.
    »In der Funktion eines Opfers?«
    »Nein.«
    »Dann vielleicht in der Rolle des Jägers?«
    Er lachte. »Ganz bestimmt nicht.«
    »Sondern?«
    »Wissen Sie was?« Sven Strohte beugte sich vor und stellte den Laptop auf dem Tisch ab, wobei er gleich vorn auf der Sesselkante sitzen blieb. Wie auf dem Sprung. »Glauben Sie doch einfach, was Sie wollen.«
    »Ich will aber nichts glauben, sondern die Wahrheit wissen«, sagte Verhoeven. »Haben Sie Angela Lukosch jemals vor Lukas Wertheim gewarnt?«
    Für den Bruchteil einer Sekunde verdunkelte ein Schatten das Gesicht des Jungen. Dann nickte er.
    »Warum?«, fragte Winnie Heller.
    »Warum nicht?«, gab Sven Strohte barsch zurück.
    »Waren Sie verliebt in Angela?«
    »Nein.« Aus irgendeinem Grund hatte er mit dieser Frage gerechnet, daran bestand kein Zweifel. Und er hatte genug Überlegungen auf die Sache verwendet, um seine Antwort gänzlich ungerührt vorbringen zu können. »Ich fand es nur angebracht, ihr die Augen zu öffnen. Darüber, mit wem sie da was anfängt.«
    »Soso, ein Samariter«, nickte Verhoeven. »Aber wissen Sie, was mich wundert?« Er wartete nicht auf Sven Strohtes Reaktion, sondern sprach einfach weiter: »Mich wundert, dass Sie ausgerechnet um Angela Lukoschs Wohl derart besorgt gewesen sind. Immerhin stand sie Lukas Wertheim in puncto Mobbing nach allem, was wir so hören, in nichts nach. Und das dürfte Ihnen kaum entgangen sein.«
    »Sie meinte es nicht so«, entgegnete der Junge trotzig, und Winnie Heller dachte an Stephen Hawking, den brillanten Astrophysiker, der angeblich total auf Marilyn Monroe stand. Auch so etwas, das sie nie würde nachvollziehen können.
    Verhoevens Handy begann zu summen, doch nach einem kurzen Blick auf das Display entschied er, die Sache der Mailbox zu überlassen.
    Sie können ruhig drangehen, ahmte Winnie Heller ihren Vorgesetzten in Gedanken nach. Tun Sie sich bloß keinen Zwang an!
    Doch er hatte das Handy bereits wieder weggesteckt. »Ist Ihnen bekannt, dass Angela Lukosch schwanger war?«, wandte er sich wieder an Sven Strohte.
    Offenbar nicht, dachte Winnie Heller, oder dieser Junge ist der beste Schauspieler, den ich je gesehen habe. Doch zu ihrem größten Bedauern kam sie nicht dazu, Sven Strohtes Antwort auf die Frage ihres Vorgesetzten zu hören, denn im selben Augenblick stürmte ein kleiner, untersetzter Mann ins Zimmer und erfüllte augenblicklich den gesamten Raum mit seiner Präsenz.
    »Was geht hier vor?«, fragte er, kaum dass er durch die Tür war.
    »Hendrik Verhoeven vom LKA«, sagte Verhoeven, indem er aufstand und dem Mann die Hand entgegenstreckte.
    »Mein Sohn wird keine weiteren Fragen mehr beantworten, zumindest nicht ohne unseren Anwalt«, verkündete der Mann, indem er

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