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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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er ein schlichtes schwarzes Hemd, das seinem Träger einen Hauch weltläufiger Eleganz verlieh. »In der Mädchentoilette im dritten Stock war ein Abfluss verstopft.«
    »Und wo wären Sie gewesen, wenn dieser Abfluss nicht verstopft gewesen wäre?«
    »Keine Ahnung. Im Büro wahrscheinlich.« »Wo ist das?«
    »Im Erdgeschoss des Altbaus.«
    »Auf demselben Flur wie das Sekretariat und das Lehrerzimmer?«, hakte Winnie Heller nach.
    Kröll nickte. »Das Hausmeisterbüro liegt ganz am Ende des Ganges. Der Eingang hinter der Treppe.«
    Verhoeven lehnte sich zurück, weil die Kellnerin in diesem Augenblick ihre Bestellung servierte. »Und wer hat Sie wann über diesen verstopften Abfluss informiert?«, fragte er, als sie abermals gegangen war.
    Kröll überlegte einen Augenblick. »Der stellvertretende Direktor«, sagte er dann. »Jemand hatte die Sache gemeldet, und Herr Gercke kam während der großen Pause zu mir und bat mich, mir das mal anzusehen, sobald ich Zeit habe.«
    »Und?«, fragte Verhoeven. »Hatten Sie Zeit?«
    »Nicht sofort. Ich hatte noch zu tun.«
    »Was?«
    Der Hausmeister schenkte ihm ein süffisantes Lächeln. »In der großen Pause stehe ich im Kiosk und verkaufe Milch und Müsliriegel an die wenigen Unverzagten, die sich von unseren neuen Richtlinien zu gesunder Ernährung nicht abschrecken lassen. Die anderen bringen sich ihr Zeug von zu Hause mit oder verschwinden kurz um die Ecke zu McDonald’s.«
    Beim Stichwort »McDonald’s« suchte Verhoeven unwillkürlich Winnie Hellers Blick, doch sie reagierte nicht, sondern starrte nur mit unbewegter Miene aus dem Fenster. »Und nach der großen Pause?«, wandte er sich wieder an Beate Soltaus geschiedenen Mann.
    »Habe ich noch eine Lieferung ausgepackt und ein bisschen aufgeräumt. Und anschließend habe ich dann meinen Werkzeugkoffer aus dem Büro geholt und bin in den dritten rauf, um zu sehen, was Sache ist.«
    Winnie Heller riss den Blick vom Fenster los. »Steht Ihr Werkzeug immer im Büro?«, erkundigte sie sich interessiert.
    »Klar«, entgegnete Kröll. »Wieso?«
    Verhoeven, der erkannte, worauf seine Kollegin hinauswollte, antwortete mit einer Gegenfrage: »Und was ist mit dem Abstellraum im Untergeschoss des Neubaus?« Sven Strohtes geschickt gewähltem Versteck, ergänzte er in Gedanken.
    »Da bewahren wir die Sachen auf, die wir nicht jeden Tag brauchen.«
    »Wir?«
    »Mein Kollege, Herr Breitbach, und ich.«
    »Und wo war Ihr Kollege am Tag des Amoklaufs?«
    »Auf Mallorca, nehme ich an«, versetzte Kröll. »Ist das von Bedeutung?«
    Doch Verhoeven überging die Frage ohne jeden Kommentar. »Was war eigentlich mit dem besagten Abfluss los?«, erkundigte er sich stattdessen. »Ist der tatsächlich verstopft gewesen?«
    Kröll runzelte die Stirn. Offenbar war ihm nicht ganz klar, worauf Verhoeven mit seiner Frage abzielte. »Sicher«, antwortete er ein wenig zögerlicher als zuvor. »Deshalb hat man mich ja gerufen.«
    »Und konnten Sie den Schaden beheben?«
    »Ich war gerade dabei, als ich die Schüsse hörte.«
    Folglich müsste sich eigentlich noch klären lassen, ob du die Wahrheit sagst, schloss Verhoeven. Immerhin war das Schulgelände nach wie vor abgesperrt, und an den Sicherheitskräften kam definitiv niemand so ohne weiteres vorbei, was bedeutete, dass der Status quo vom Zeitpunkt der Tragödie noch immer Bestand hatte.
    Er stand auf und nahm Winnie Heller beiseite. »Rufen Sie Lübke an und sagen Sie ihm, dass er sich diesen Abfluss vornehmen soll«, wies er sie an. »Vor allem will ich wissen, ob der besagte Schaden – so es ihn tatsächlich gibt – absichtlich herbeigeführt worden sein kann. Wenn unser Mann tatsächlich ein solcher Sicherheitsfanatiker ist, wie wir annehmen, wäre es gut möglich, dass er Kröll aus dem Weg haben wollte, damit er nicht zur falschen Zeit im Untergeschoss auftaucht und … Hey, alles klar?« Winnie Hellers Körper schien unter seinem Blick erstarrt zu sein, und er fand, dass sie irgendwie unglücklich aussah, ohne dass er hätte sagen können, woran er diesen Eindruck festmachte. »Ist Ihnen nicht gut?«
    »Doch, doch, ich …« Sie blickte zu Boden. »Es ist nur … Das … Könnten Sie vielleicht ausnahmsweise selbst …«
    »Was meinen Sie?«, fragte Verhoeven mit einem verwirrten Kopfschütteln.
    »Ach was, vergessen Sie’s«, fauchte sie ihn an und riss ihr Handy aus der Handtasche.
    Doch Verhoeven hielt sie kurzerhand am Arm fest. »Haben Sie irgendein Problem mit Lüb

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