Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
Vom Netzwerk:
hatte Steven sie bedrängt, ihm mehr zu erzählen. Was soll das heißen, dass Nik einen Helfer hatte? Von was für Gerüchten sprichst du ? Er hatte sich gut im Griff gehabt, aber sie hatte seine Angst gerochen. Und sie hatte es genossen, ihn leiden zu sehen. Sehr genossen. Soweit ich weiß, sind es mehr als Gerüchte, hatte sie gesagt und hinzugefügt: Es gibt einen Zeugen. Er hatte gelacht, ein plumper Versuch, sie auf die Probe zu stellen. Ein Zeuge? Du bist ja nicht ganz dicht! Doch sie hatte ihn nur angesehen und gelächelt, genau wie jetzt auch. Du denkst, dass ich bluffe? Nun gut. Deine Sache. Dann hatte sie sich auf dem Absatz umgedreht und war zur Tür hinausspaziert, aber natürlich war sie nicht weit gekommen. Sag mir, was du weißt! Er hatte sie am Arm gepackt, ziemlich grob sogar, aber das war ihr egal gewesen. Sie hatte viel zu genau gewusst, dass sie ihn in der Hand hatte, wenn sie es nur ein bisschen geschickt anstellte. Oh, hatte sie geantwortet, im Augenblick weiß ich noch gar nichts. Aber ich könnte vielleicht was herausfinden …
    Und da stand sie nun also und versuchte ihr Glück. Und wenn es ihr tatsächlich gelang, etwas in Erfahrung zu bringen, das Steven Höhmann weiterhalf, würde er ihr im Gegenzug für diese Information die Kassette aushändigen. Vorausgesetzt, sie bekam diesen musikalischen Trottel von einem Zeugen überhaupt an den Apparat! »Tut mir leid, dass es Sven nicht gut geht, aber ich müsste ihn trotzdem kurz sprechen«, startete sie einen neuen Überzeugungsversuch, als sie unvermittelt seine Stimme hörte.
    »Ist das für mich?«
    Den Wortwechsel, der auf seine Frage folgte, bekam sie nicht mit, weil Manuela Strohte die Hand über den Hörer hielt. Doch nach ein paar Augenblicken raschelte es in der Leitung, und Jessica Mahler hörte ein reichlich pikiertes »Also schön, wie du meinst …«
    Dann war Sven selbst am Apparat. »Jessica?«
    »Ja.« Sie lachte. »Ich schon wieder.« »Tut mir echt leid«, sagte er, »aber meine Mutter macht sich ziemliche Sorgen.«
    »Ist doch klar«, versicherte sie hastig. »Es ist nur … Es lässt mich nicht los, was du mir da gestern erzählt hast, und ich …«
    »Ich kann im Augenblick nicht besonders gut reden«, unterbrach er sie gleich wieder, und sie überlegte, ob seine Mutter wohl noch immer irgendwo in der Nähe war.
    »Ich könnte dich ja auch später noch mal auf dem Handy anrufen«, schlug sie vor. »Wenn du mir nur schnell deine Nummer …«
    »Das ist schlecht«, entgegnete er. »Aber vielleicht können wir uns morgen irgendwo treffen …«
    Treffen? Jessica Mahler zögerte. Hatte dieser blasse Loser etwa vor, die Situation zu seinen Gunsten auszunutzen?
    Du kannst nicht jedes Mal darauf bauen, dass ein anderer deine Probleme löst, mahnte ihre innere Stimme. Also unternimm gefälligst selbst was! Du hast Stevens Zusage, was das Band betrifft, und den Rest wirst du schon hinbekommen! Wie sagt man doch so schön: Das Glück ist mit den Mutigen!
    Jessica Mahler atmete tief durch.
    »Einverstanden«, sagte sie. »Wann und wo?«
    17
    »Nee, wat für ’ne ausjemacht scheußliche Kombination!«, rief Dr. Gutzkow entsetzt, als Verhoeven sie am Abend von zu Hause aus anrief und um einen DNA-Abgleich zur Klärung der Vaterschaft von Angela Lukoschs ungeborenem Baby bat. »Det mit dem hübschen Dunkelhaarigen kann ick ja eben noch nachvollziehen, aber sind Se wirklich sicher, dass die Kleene ooch wat mit diesem Scherer hatte?«
    »Ihre Freundin sagt ja.«
    Die Pathologin antwortete mit einem ungläubigen Schnauben. »Versteh einer diese jungen Dinger!«
    »Soweit ich weiß, ging es dabei um eine Geschichtsnote«, sagte Verhoeven nach einem kurzen Blick auf das Protokoll der Befragung von Mirja Libolski, das Winnie Heller ihm kurz vor ihrem Aufbruch überreicht hatte.
    Dr. Gutzkow lachte laut und herzlich. »Somit wäre Angela Lukosch also nicht nur hübsch, sondern auch pragmatisch gewesen, ja?«
    »Scheint so.«
    »Trotzdem«, entgegnete die Pathologin trocken, »da hätte ick an ihrer Stelle mich lieber auf meine vier Buchstaben gesetzt und gepaukt.«
    Verhoeven versuchte, sich die spröde Gerichtsmedizinerin als Schulmädchen vorzustellen, aber es wollte ihm beim besten Willen nicht gelingen. Stattdessen kam ihm etwas in den Sinn, das Winnie Heller gesagt hatte und das seither in seinem Kopf herumgeisterte wie ein Irrlicht, das er einfach nicht zu fassen bekam.
    Die zeitliche Abfolge ist der Schlüssel …
    Unser Mann würde mit

Weitere Kostenlose Bücher