Querschläger
dürfen sich natürlich gerne umsehen, wenn Sie glauben, dass Ihnen das weiterhilft.
Walter Lukosch, Vater
So was hebt man doch nicht auf! Ich meine, da lacht man drüber oder ärgert sich vielleicht auch, und dann schmeißt man das Zeug in den Müll. Oder man hält sein Feuerzeug dran …
Mirja Libolski, Freundin
Ja, hier ist es: Zerstochener Vorder- und Hinterreifen. Ärgerliche Sache. Aber so was kommt natürlich alle naslang vor.
Adnan G., Mechaniker
Angela Lukosch? Ja, ich glaube, mit der hatte Lukas mal irgendeine kurze Sache laufen. Aber soweit ich weiß, ist das schon eine ganze Weile vorbei.
Steven Höhmann, Freund
von Lukas Wertheim (t 18)
Tut mir leid, ich kenne kein Mädchen namens Angela Lukosch.
Katja Scherer, geb. Döll, Ehefrau von
Heribert Scherer
Eine Speichelprobe? … Na schön, meinetwegen. Auch wenn ich beim besten Willen nicht begreife, was das jetzt noch für eine Rolle spielen sollte.
Markus Sahler, Nachbar
Mit Beate Soltau verliere ich nicht nur eine überaus kompetente, allzeit hilfsbereite und stets freundliche Sekretärin, sondern darüber hinaus auch einen Menschen, den ich in den langen Jahren unserer Zusammenarbeit als vertrauenswürdige und warmherzige Frau kennen und schätzen gelernt habe. Ihr Tod wird eine schmerzliche Lücke in unseren Herzen hinterlassen.
Siegfried Malbusch, Direktor
Das letzte Mal habe ich sie vor vier oder fünf Wochen gesehen. Damals hatte sie ziemliches Pech, und ich weiß noch, dass sie scherzte, wenn sich das Blatt nicht bald wenden würde, müsse sie wohl oder übel ein paar von ihren Kunstschätzen verhökern.
Marc L., Croupier
Beate Soltau war immer und überall die Zuverlässigkeit in Person.
Gitta K., Kollegin
Manche mögen ihren Geschmack vielleicht kitschig genannt haben, aber ich fand ihr Stilgefühl einfach nur wundervoll.
I. Wetzel, Nachbarin
Freitag, 20. September 2007
1
»Winnie!«
Verdammt, verdammt, verdammt! Winnie Heller spielte mit dem Gedanken, einfach davonzulaufen. Wegzurennen. In irgendein Büro zu stürmen und irgendeinem verdutzten Kollegen gegenüber zu behaupten, sie suche eine Akte oder ihren Kaffeebecher oder was auch immer. Stattdessen blieb sie mitten im Gang stehen und drehte sich zu Hermann-Joseph Lübke um, der ihr schnaufend und fluchend entgegenkam. Er hatte einen seiner Mitarbeiter im Schlepptau, der jedoch angesichts des unerwarteten harschen Tonfalls seines Bosses vorsichtshalber ein paar Meter zurückblieb.
»Warum zum Teufel weichst du mir aus?«, polterte Lübke los, kaum dass er sie erreicht hatte, und Winnie Heller dachte, dass er an diesem Morgen mehr denn je wie ein in die Jahre gekommener Catcher wirkte, mit seinen schrankbreiten Schultern und dem schütteren rotblonden Haar.
Ihr Blick blieb Hilfe suchend an Lübkes Mitarbeiter hängen, der ein gutes Stück hinter seinem Chef stehen geblieben war.
Lübke bemerkte es und drehte sich zu dem Mann um. »Haben Sie nichts zu tun?«, fuhr er ihn an. »Das ist privat hier, klar?«
Der Mann hob entschuldigend die Hände und verzog sich, während Winnie Heller sich mit einem raschen Seitenblick vergewisserte, dass außer ihm niemand Lübkes Worte mitbekommen hatte. Privat! Dieser Kerl hatte sie ja wohl nicht mehr alle beisammen!
»Herrgott noch mal, Mädchen«, keuchte er, als sein Untergebener um die Ecke verschwunden war. »Hast du auch nur die leiseste Vorstellung davon, was für Sorgen ich deinetwegen ausgestanden habe?«
»Sorgen?« Sie lachte. Zumindest versuchte sie etwas, von dem sie annahm, dass es wie ein Lachen aussah. »Ach, Unsinn. Ich hatte einfach viel zu tun und …«
»Scheiße, wir haben alle viel zu tun«, fegte er ihre Ausrede mit einer abfälligen Handbewegung vom Tisch. »Also quatsch hier nicht rum und erklär mir gefälligst endlich, was mit dir los ist.«
Sie wollte gerade »Nichts« sagen, als sie den Ausdruck in seinen Augen bemerkte, die von genau dem gleichen Blau waren wie die von Hans Albers, dessen Filme ihre Oma früher immer so gern gesehen hatte. Was war das, was sie da sah? Sorge? Nur Sorge? Auf jeden Fall etwas, das ihre Lüge im Keim erstickte. Dass sie das harmlose kleine Wort, das ihr auf den Lippen lag, nicht aussprechen und stattdessen schamhaft den Blick senken ließ.
»Hör zu«, begann sie, wobei sie inständig hoffte, dass er sie unterbrechen würde. Dass er weiterschimpfte. Oder ihr sonst wie zu Hilfe kam. Doch Lübke tat nichts dergleichen. Er stand einfach da und wartete auf eine Erklärung von ihr. »Es
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