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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wenn Sie Ihren Sport«, Verhoeven betonte das Wort bewusst abfällig, »in frei zugänglichem Gelände ausüben?«
    »Und jetzt?«, konterte Steven Höhmann selbstbewusst. »Verhaften Sie mich?«
    Verhoeven schenkte ihm ein mehr als sparsames Lächeln. »Für diese Sache sind andere Kollegen zuständig, aber Sie können sich darauf verlassen, dass es eine Untersuchung geben wird.«
    Winnie Heller beobachtete Steven Höhmanns Reaktion genau, allerdings war sie sich nicht sicher, wie sie deuten sollte, was sie sah. Lukas Wertheims bester Freund wirkte nicht im Geringsten eingeschüchtert. Trotzdem hatte sie das Gefühl, dass er beunruhigt war. Irgendwo hinter der Maske der Coolness verbarg sich noch etwas anderes … Hinter der Maske, wiederholte eine Stimme in ihrem Kopf. Dieser Steven Höhmann ist ein Getarnter. Einer, der im Hintergrund agiert und anderen die Schuld für seine Taten in die Schuhe schiebt. Genau wie der, den wir suchen. Ihre Augen tasteten abermals über das Gesicht ihres Gegenübers. Oh ja, dachte sie, dieser Kerl, der sich Devil nennt, ist ein Parasit. Einer, der gern Huckepack fährt. Zuerst hat er sich der Internetdaten eines psychisch Kranken bedient, um mit Hrubesch in Kontakt zu treten. Und anschließend hat er den Leichenberg, den Hrubesch so bereitwillig aufgetürmt hat, benutzt, um sein eigenes Opfer darunter verschwinden zu lassen. Oder seine Opfer …
    »Was war eigentlich mit Nikolas Hrubesch?«, lenkte die sonore Stimme ihres Vorgesetzten ihre Gedanken unvermittelt wieder auf das Hier und Jetzt. »Haben Sie den gelegentlich an Ihren Spielchen beteiligt?«
    Steven Höhmann trug eine betont gelangweilte Miene zur Schau. »Kann durchaus sein, dass er mal dabei gewesen ist.«
    »Kann sein?«
    »Keine Ahnung. Ich habe, wie gesagt, nicht alle Spiele mitgemacht.«
    »Und bei den Partien, bei denen Sie mitgemacht haben, war Nikolas Hrubesch demnach nicht dabei?«
    »Nein.«
    Natürlich nicht, dachte Winnie Heller. Woher auch?
    »Und welche Variante des Spiels bevorzugen Sie persönlich?«, fragte Verhoeven.
    »Last man Standing«, entgegnete Steven Höhmann ohne Zögern.
    »Ist das nicht das, wo jeder gegen jeden spielt, bis der Sieger als Einziger übrig bleibt?«
    »Ja, genau.« Der Ausdruck in seinen Augen sprach Bände. Oho, der Herr Kommissar hat sich schlau gemacht!
    »Und dabei wollten Sie mir gerade eben noch weismachen, Paintball sei ein Teamsport, genau wie Fußball«, konterte Verhoeven, indem er die Augen des Jungen fixierte, die blau zu sein schienen. Aber da Steven Höhmann im Gegenlicht saß, konnte Winnie Heller die Farbe nicht genau erkennen. »Oder sind Sie am Ende vielleicht doch einer, der alles selbst in der Hand haben will? Einer, der sich im Ernstfall nicht gern auf andere verlässt?«
    »Ich bin einer, der nicht gern verliert«, antwortete Steven Höhmann mit einem überheblichen Lächeln. Dann erhob er sich von seinem Stuhl und blickte auf die beiden Kommissare herunter. »Und wissen Sie was? Ich denke, ich sollte jetzt meine Eltern anrufen, damit sie mir einen Anwalt besorgen.«
    6
    In Beate Soltaus Wohnung sah es aus wie in einem anderen Jahrhundert. Während ihr Vorgesetzter Nicole Herrgen, die beste Freundin der verstorbenen Schulsekretärin, befragte, ließ Winnie Heller ihre Blicke angewidert über die mit üppigen Troddeln verzierten Brokatstores gleiten, die links und rechts der beiden hohen Fenster herunterhingen. Die These, dass man von der Einrichtung einer Wohnung auf die Eigenarten ihrer Bewohner schließen konnte, schien auf Beate Soltaus Domizil in besonderem Maße zuzutreffen, wobei Winnie Heller ihr ursprüngliches Urteil »Dame mit Kunstsinn« angesichts der zahllosen gerahmten Scheußlichkeiten an den Wänden eiligst in »Banausin mit Ambitionen« revidierte.
    Dann kehrten ihre Augen zu Beate Soltaus Freundin, einer schlanken Endvierzigerin mit hennarot gefärbten Locken, zurück. Nicole Herrgen wirkte alles in allem recht unkonzentriert, aber vielleicht stand sie auch einfach noch unter Schock. Als Winnie Heller sie vor rund einer Stunde angerufen und um ein Treffen gebeten hatte, hatte sie ziemlich konfus reagiert und nach längerem Hin und Her bekannt, dass sie derzeit in der Wohnung ihrer verstorbenen Freundin nach dem Rechten sehe. Dazu sei sie befugt, hatte sie extra betont, immerhin habe Beate Soltau sie ausdrücklich mit der Regelung ihres Nachlasses betraut, und wenn Winnie Heller irgendwelche Zweifel hege, möge sie doch bitte einen

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