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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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wenig länger auf seinen wohlverdienten Lohn warten.« Nicole Herrgen senkte abermals den Blick und drehte gedankenverloren an ihren Ringen. »Nichtsdestotrotz hatte Beate fürchterliche Angst, dass Sander als Lehrer versauern könnte …«
    »Und wodurch hat sich diese …«, Verhoeven streute ganz bewusst ein Zögern ein, »… Beziehung zwischen Ihrer Freundin und Herrn Laurin letztendlich abgekühlt?«
    Nicole Herrgen schüttelte langsam und nachdenklich den Kopf. »Wie schon gesagt, hat Beate nicht viel über Dinge gesprochen, mit denen sie für sich selbst durch war. Und ich wollte sie natürlich auch nicht fragen. Ich meine, immerhin wollte ich nicht irgendwelche Wunden aufreißen oder so was.« Sie nahm sich ein paar Sekunden Zeit, bevor sie hinzufügte: »Alles, was ich Ihnen über die Sache sagen kann, ist, dass der Bruch sehr plötzlich kam und dass Beate überaus unglücklich darüber war, weil sie …« Sie kicherte ein wenig verlegen. »Na ja, insgeheim hatte sie schon Pläne gemacht, mit Sander in die Toskana zu reisen, um dort einen Aquarellkurs zu machen. Sie hatte sogar schon die Prospekte. Und nebenbei wollte sie sich unter Sanders sachkundiger Führung Florenz ansehen.«
    Klingt ja echt schwer verliebt, dachte Winnie Heller mit einem Anflug von Rührung. »Können Sie vielleicht ungefähr sagen, wie lange dieser Bruch, von dem Sie sprachen, zurückliegt?«
    »Ich weiß nicht genau. Ein paar Wochen, denke ich.« Nicole Herrgen hielt inne und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. »Ich glaube, es war …«
    »Ja?«, nickte Winnie Heller mit bemüht teilnahmsvoller Miene, wobei sie sich wie eine schlechte Kopie ihres Vorgesetzten vorkam.
    »Wir haben Sander mal in Begleitung einer … na ja, einer anderen Frau getroffen«, seufzte Nicole Herrgen. »Beate rief mich an dem bewussten Abend an und fragte, ob ich nicht Lust hätte, ins Kino zu gehen. Es war ein ganz und gar spontaner Entschluss, im Grunde nichts als ein unglückliches Zusammentreffen.«
    Oh ja, das ist es meistens, dachte Winnie Heller sarkastisch.
    »Na, wie auch immer«, fuhr Nicole Herrgen fort, »wir sahen die beiden also dort sitzen, nur ein paar Reihen vor uns. Und es …« Ihre Wangen füllten sich mit Blut. »Ja, es war ziemlich eindeutig, dass sie mehr als nur flüchtige Bekannte waren.«
    »Und wissen Sie zufällig auch, wer diese andere Frau gewesen ist?«, fragte Winnie Heller hoffnungsfroh.
    »Nein, keine Ahnung«, entgegnete Beate Soltaus Freundin mit einem bedauernden Achselzucken. »Ich habe sie nie vorher gesehen.«
    »Und Frau Soltau?«, insistierte Verhoeven. »Hatten Sie das Gefühl, dass Ihre Freundin die Begleitung von Herrn Laurin kannte? Oder dass die beiden einander vielleicht zuvor schon einmal begegnet sind?«
    »Gesagt hat sie nichts, aber … Nein, ich glaube eigentlich nicht, dass Beate sie gekannt hat«, entgegnete Nicole Herrgen. »Ist das denn irgendwie wichtig?«
    Wenn wir wüssten, was wichtig und was unwichtig ist, dachte Winnie Heller, wären wir schon ein ganzes Stück weiter!
    7
    Sander Laurin war ein entschieden attraktiver Mann, und Winnie Heller ertappte sich bei der Überlegung, wann und wo sie ihm schon einmal begegnet sein konnte. Zuerst vermutete sie, in Beate Soltaus Wohnung vielleicht ein entsprechendes Foto gesehen zu haben, aber dann erinnerte sie sich daran, wie nachtragend die ermordete Schulsekretärin angeblich gewesen war, und sie verwarf diese Möglichkeit als denkbar unwahrscheinlich. Doch als sie ihre Blicke abermals über Sander Laurins Gesicht gleiten ließ, fiel ihr plötzlich auf, dass er eine nicht zu übersehende Ähnlichkeit mit Werner Kröll hatte, und sie dachte, dass manche Frauen in puncto Beuteschema ähnlich festgelegt zu sein schienen wie die meisten Männer. Etwas, das ihr selbst gänzlich fremd war. Die wenigen Jungen, für die sie in ihrer Schulzeit geschwärmt hatte, waren einander so unähnlich gewesen, wie man sich nur sein konnte, eine Tatsache, die Winnie Heller sich selbst je nach Stimmung als »lobenswerte Flexibilität« oder auch »jämmerliche Unentschlossenheit« auslegte. Beate Soltau hingegen schien definitiv auf einen ganz bestimmten Typ Mann gestanden zu haben: schlank, blond und dabei von einer angenehm dezenten Weitläufigkeit.
    Winnie Heller nickte vor sich hin, während sie ihrem heimlichen Urteil über die ermordete Schulsekretärin – »ambitionierte Banausin, hilfsbereit, vorsichtig und nachtragend« – ein doppelt

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