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Querschläger

Querschläger

Titel: Querschläger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Silvia Roth
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Schluck aus dem Kaffeebecher fing sie sich wieder. »Nicht mit ihm.«
    »Sie hatten eine Verabredung in dieser Hütte, aber nicht mit dem Opfer?«, beeilte sich Winnie Heller, den Sachverhalt noch einmal klarzustellen, bevor die Nachwirkungen des Schocks aufs Neue aufflackerten, und Jessica Mahler bejahte. »Sondern?«
    »Sven«, stieß das Mädchen hervor. »Ich war … Ich wollte mich mit Sven treffen.«
    Winnie Heller riss ungläubig die Augen auf. »Mit Sven Strohte?«
    »Ja. Er hat mir eine E-Mail geschrieben, dass ich …« Ein neuerliches Zittern schnitt Jessica Mahler die Luft ab. »Er wollte mir was erzählen«, stotterte sie »Etwas über …« Sie sah auf ihre Hände hinunter und begann dann laut und hemmungslos zu schluchzen.
    »Bitte«, flehte Winnie Heller, »sagen Sie mir alles, was Sie wissen. Und fangen Sie ganz von vorne an.«
     
     
    12
    »Tja, nun sind sie also beide tot«, befand Dr. Gutzkow, die im grellen Licht der Scheinwerfer einen erstaunlich lebendigen Eindruck machte.
    »Wer?«, fragte Verhoeven verwirrt.
    Die Pathologin sah ihn an. »Na, die Eltern von dem ungeborenen Kind.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass Steven Höhmann der Vater von Angela Lukoschs Baby war?«
    »Wussten Sie das noch nicht?«
    »Nein«, stöhnte Verhoeven entnervt.
    »Aber der Kollege meinte doch, er hätte Ihnen eine SMS geschickt.«
    Er warf einen resignierten Blick auf sein Handy. »Dann habe ich die wohl einfach noch nicht gelesen.«
    »Na ja, is ja ooch viel Stress, wa?«, brummte Dr. Gutzkow mit einem Unterton, der wohl tröstlich sein sollte. Dann legte sie die Hände auf ihre kräftigen Schenkel und stemmte ihre Massen in die Höhe. »Jedenfalls ist dieser Junge erst heute Nachmittag in Begleitung seines Anwalts ins Labor geschneit, um seine richterlich erzwungene Speichelprobe abzugeben. Und nun ist er tot.« Sie warf einen letzten Blick auf die Plane, die Steven Höhmanns Leiche bedeckte. »Seit etwa einer Stunde, um genau zu sein, höchstens anderthalb.«
    »Wieder eine Glock?«, fragte Verhoeven.
    »Nein«, entgegnete Dr. Gutzkow. »Er wurde erstochen. Ein Stich in den Oberbauch, einer in den Hals. Letzterer hat die Carotisarterie getroffen.« Sie zuckte mit den Achseln. »Sollte relativ schnell gegangen sein, möchte ich meinen.«
    »Abwehrverletzungen?«
    Die Pathologin verneinte.
    Genau wie bei Hrubesch, dachte Verhoeven, indem er sich Steven Höhmanns muskulösen Körper in Erinnerung rief. Sie sind beide über eins achtzig groß, aber sie lassen sich einfach abschlachten. Er schüttelte ungläubig den Kopf. Aber von wem? Von jemandem, dem sie vertrauten? Oder doch eher von einem, den sie unterschätzt hatten? Ja, dachte Verhoeven, das wäre auch eine Möglichkeit. Wenn diese Jungs ihren Angreifer für harmlos gehalten hätten …
    »Könnte es theoretisch auch ein Mädchen getan haben?«, fragte er, eigentlich nur der Form halber.
    »Unwahrscheinlich«, winkte Dr. Gutzkow ab. »Allerdings war nicht allzu viel Kraftaufwand nötig, wenn die Waffe scharf genug gewesen ist. Und davon würde ich an Ihrer Stelle ausgehen.« Ihr Blick wanderte von der Bahre mit Steven Höhmanns Leichnam zur gegenüberliegenden Wand, dorthin, wo die toten Rehe hingen. »Ein Jagdmesser vielleicht?«
    Verhoeven nickte. »Haben die Kollegen von der Streife sich hier schon umgeschaut?«
    »Nein«, entgegnete eine Stimme hinter ihm. »Zumindest nicht nach einer Waffe.« Der Mann trug eine Uniform, und Verhoeven glaubte, ihn vom Sehen zu kennen, ohne sich an seinen Namen zu erinnern. »Natürlich haben wir nachgesehen, ob noch jemand anders im Haus ist. Aber als das klar war …« Er unterbrach sich und sah Verhoeven an. »Die Order lautete, die Sache so klein wie möglich zu halten.«
    »Wenn das überhaupt machbar ist«, entgegnete Verhoeven.
    »Tja«, sagte der Beamte. Und nach einer kurzen Pause fügte er hinzu: »Sie wollte übrigens unbedingt telefonieren, aber wir haben ihr gesagt, dass sie warten muss.«
    »Das Mädchen?«
    Der Streifenkollege nickte. »Sie hatte sich in einem Gebüsch versteckt. Hat sich erst zu erkennen gegeben, als wir wieder aus der Hütte raus sind.«
    »Hat sie sich Ihnen gegenüber zur Sache geäußert?«, fragte Verhoeven und fand, dass er wie aus dem Lehrbuch klang.
    »Nur dass sie nichts getan und nichts Böses gewollt hätte«, antwortete der Polizist. »Sie schien ziemlich verwirrt zu sein.«
    »Kein Wunder«, sagte Verhoeven mit einem letzten Blick auf die Bahre mit Steven Höhmanns Leiche,

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