Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
Ausgerechnet hier und jetzt musste ihm sein Bruder über den Weg laufen. Im Wald, mitten im Nirgendwo. Gareth fühlte sich, als wäre sein gesamter Plan verflucht.
Gareth wandte sich ab, zog sich die Kapuze übers Gesicht und verdoppelte seinen Schritt, betete, dass er nicht entdeckt worden war.
„Gareth?“, rief die Stimme aus.
Gareth hatte keine Wahl. Er blieb wie erstarrt stehen, schlug die Kapuze zurück und drehte sich zu seinem Bruder um, der fröhlich auf ihn zutanzte.
„Was machst du denn hier?“, fragte Godfrey.
Gareth öffnete den Mund, schloss ihn aber dann wieder, stammelte, fand keine Worte.
„Wir unternahmen eine Wanderung“, warf Firth ein und rettete ihn.
„Eine Wanderung, wie?“, ahmte einer von Godfreys Freunden Firth mit hoher, weibischer Stimme nach. Auch seine Freunde lachten. Gareth wusste, dass ihn sein Bruder und seine Freunde alle für seine Veranlagung verurteilten—aber das war ihm jetzt gerade ziemlich egal. Er musste nur das Thema wechseln. Er wollte nicht, dass sie sich fragten, was er hier draußen verloren hatte.
„Was machst du hier draußen?“, fragte Gareth und drehte den Spieß um.
„Eine neue Taverne hat nahe Südwald eröffnet“, antwortete Godfrey. „Wir haben sie gerade ausprobiert. Das beste Bier im ganzen Königreich. Willst du probieren?“, fragte er und streckte einen Krug vor.
Gareth schüttelte rasch den Kopf. Er wusste, er brauchte eine Ablenkung, und er dachte sich, dass das am besten mit einem Themenwechsel, einer Zurechtweisung gelingen würde.
„Vater wäre fuchsteufelswild, wenn er dich beim Trinken am helllichten Tag erwischen würde“, sagte Gareth. „Ich schlage vor, du stellst das da ab und kehrst zum Hof zurück.“
Es funktionierte. Godfrey funkelte ihn an und dachte sichtlich nicht länger über Gareth nach, sondern über Vater und sich selbst.
„Und seit wann kümmern dich die Bedürfnisse unseres Vaters?“, warf er zurück.
Gareth reichte es. Er hatte keine Zeit, um sie mit einem Trunkenbold zu verschwenden. Er hatte erreicht, was er wollte—ihn abgelenkt—und nun würde er hoffentlich nicht zu stark darüber nachdenken, warum er ihm hier begegnet war.
Gareth wandte sich ab und eilte den Pfad entlang, hinter ihm ihr spöttisches Gelächter. Es kümmerte ihn nicht mehr. Bald würde er es sein, der zuletzt lachte.
KAPITEL VIERZEHN
Thor saß an einem Holztisch, fleißig mit dem Pfeil und Bogen beschäftigt, die in Einzelteilen vor ihm lagen. Neben ihm saß Reece, zusammen mit mehreren anderen der Legion. Sie alle waren über ihre Waffen gebeugt, schwer damit beschäftigt, die Bogen zu schnitzen und die Sehnen zu spannen.
„Ein Krieger weiß, wie er seinen eigenen Bogen bespannt“, rief Kolk aus, während er die Reihen der Jungen auf und ab schritt, sich über sie lehnte, und die Arbeit jedes einzelnen begutachtete. „Die Spannung muss genau richtig sein. Zu lose, und euer Pfeil wird das Ziel nicht erreichen. Zu fest, und ihr könnt nicht gut zielen. Waffen brechen im Kampf. Waffen brechen auf der Reise. Ihr müsst wissen, wie ihr sie unterwegs reparieren könnt. Der größte Krieger ist auch ein Schmied, ein Tischler, ein Schuster, einer, der alles Kaputte wieder richten kann. Und ihr kennt eure Waffen nicht richtig, bevor ihr sie nicht selbst repariert habt.“
Kolk blieb hinter Thor stehen und beugte sich über seine Schulter. Er riss den Holzbogen aus Thors Hand, wobei die Sehne ihn an der Handfläche verletzte.
„Die Sehne ist nicht straff genug“, tadelte er. „Der Bogen ist ungerade. Wenn du eine solche Waffe im Kampf verwendest, wirst du mit Sicherheit sterben. Und dein Partner wird mit dir mit sterben.“
Kolk knallte den Bogen auf den Tisch zurück und zog weiter; einige andere Jungen kicherten. Thor wurde rot, als er die Sehne wieder in die Hand nahm, sie so straff spannte, wie er nur konnte, und sie um die Kerbe im Bogen wickelte. Er saß schon seit Stunden daran, der krönende Abschluss eines erschöpfenden Tages voll körperlicher Arbeit und niederer Aufgaben.
Die meisten anderen hatten ihn mit Training, Übungen, Schwertkampf verbracht. Er hatte hochgesehen und in der Ferne seine Brüder gesehen, alle drei, wie sie lachend ihre Holzschwerter gegeneinander schlugen; wie immer fühlte sich Thor, als würden sie überlegen sein, während er in ihrem Schatten zurück blieb. Es war ungerecht. Er fühlte sich immer mehr, als wäre er hier unerwünscht, als wäre er kein wahres Mitglied der
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