Queste der Helden (Band 1 im Ring der Zauberei)
knallte sie beide auf ihren kleinen Holztisch. Der Klang von metallenen Münzen hallte durch das Zimmer.
Er betete, dass es sie befriedigen würde; dass sie ihm geben würde, was er wollte, und er von diesem Ort verschwinden konnte.
Die Hexe streckte einen einzelnen Finger mit einem langen, gebogenen Fingernagel aus, hob einen der Beutel hoch und inspizierte ihn. Gareth hielt den Atem an und hoffte, dass sie nicht noch mehr verlangen würde.
„Dies reicht möglicherweise gerade dafür aus, mein Schweigen zu erkaufen“, sagte sie.
Sie drehte sich um und humpelte in die Finsternis. Es gab ein Zischen, und neben einer Kerze konnte Gareth sehen, wie sie eine Flüssigkeit in eine kleine Phiole aus Glas mischte. Es blubberte über und sie steckte einen Korken hinein. Die Zeit schien sich still zu stehen, während Gareth mit wachsender Ungeduld wartete. Eine Million Sorgen rasten ihm durch den Kopf: was, wenn er entdeckt würde? Genau hier und jetzt? Was, wenn sie ihm die falsche Phiole gäbe? Was, wenn sie jemandem von ihm erzählte? Hatte sie ihn erkannt? Er konnte es nicht sagen.
Gareth bekam zunehmend Bedenken über diese ganze Sache. Er hätte sich nie gedacht, wie schwer es sein würde, jemanden zu ermorden.
Nach einem Schweigen, das ihm endlos erschien, kam die Hexe zurück. Sie überreichte ihm die Phiole, die so klein war, dass sie fast in seiner Hand verschwand.
„So eine kleine Phiole?“, fragte er. „Und wird sie ihren Zweck erfüllen?“
Sie lächelte.
„Du würdest staunen, wie wenig es bedarf, einen Mann zu töten.“
Gareth drehte sich um und war auf dem Weg zur Tür hinaus, als er plötzlich einen kalten Finger auf seiner Schulter spürte. Er hatte keine Ahnung, wie sie es geschafft hatte, das Zimmer so schnell zu durchqueren, und es jagte ihm Angst ein. Wie angefroren stand er da, wagte nicht, sich umzudrehen und sie anzusehen.
Sie drehte ihn zu sich herum, beugte sich nahe zu ihm vor—ein fürchterlicher Geruch ging von ihr aus—dann streckte sie plötzlich beide Hände aus, packte seine Wangen und küsste ihn, ihre schrumpeligen Lippen fest auf seine gepresst.
Gareth ekelte sich. Es war das Widerlichste, das ihm je widerfahren war. Ihre Lippen waren wie die Lippen einer Echse, ihre Zunge, die sie auf seine presste, wie die eines Reptils. Er versuchte, sich zurückzuziehen, aber sie hielt sein Gesicht fest und zog ihn fester zu sich.
Endlich schaffte er es, sich wegzureißen. Er wischte sich den Mund mit dem Handrücken ab, und sie lehnte sich zurück und kicherte.
„Das erste Mal, dass du jemanden tötest, ist es am schwersten“, sagte sie. „Es wird dir beim nächsten Mal viel leichter fallen.“
*
Gareth rannte aus der Hütte, zurück auf die Lichtung, wo er Firth wartend vorfand.
„Was ist los? Was ist passiert?“, fragte Firth besorgt. „Du siehst aus, als hätte dich jemand erstochen. Hat sie dir wehgetan?“
Gareth hielt schwer atmend an und wischte sich wieder und wieder den Mund. Er wusste kaum, was er darauf antworten sollte.
„Lass uns von diesem Ort verschwinden“, sagte er. „Jetzt sofort!“
Als sie sich fortbewegten, aus der Lichtung hinaus in den schwarzen Wald, wurde die Sonne plötzlich von Wolken verdeckt, die über den Himmel rasten und den schönen Tag kalt und finster werden ließen. Gareth hatte noch nie so dichte, schwarze Wolken gesehen, die so schnell aufzogen. Er wusste: was auch immer gerade passierte, es war nicht natürlich. Er war besorgt darüber, wie groß die Kräfte dieser Hexe waren, als ein kalter Wind in den Sommertag aufstieg und ihm den Rücken hochkroch. Er wurde das Gefühl nicht los, sie hätte mit diesem Kuss irgendwie Macht über ihn erlangt, eine Art Fluch über ihn gelegt.
„Was ist da drinnen passiert?“, fragte Firth nachdrücklich.
„Ich will nicht darüber sprechen“, sagte Gareth. „Ich will über diesen Tag nicht nachdenken—nie wieder.“
Die beiden eilten den Pfad zurück, den Hügel hinunter, und kamen bald wieder zum großen Waldweg, der zurück nach Königshof führte. Gerade als Gareth sich erleichterter fühlte, bereit, diesen ganzen Ausflug in die hinterste Ecke seiner Erinnerung zu verbannen, hörte er plötzlich ein weiteres Paar Stiefel. Er drehte sich um und sah eine Gruppe Männer auf sie zumarschieren. Er konnte es nicht glauben.
Sein Bruder. Godfrey. Der Trunkenbold. Er spazierte lachend auf sie zu, umringt von dem verbrecherischen Harry und zwei anderen seiner nichtsnutzigen Freunde.
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